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IGW: Weihnachten im Schlamm?
Kein Vergnügen ist zurzeit die Ernte der Weihnachtsbäume. Besonders im Alpenraum sowie in Süd-, West und Norddeutschland hat der Dauerregen die Böden und Fahrgassen durchweicht, was den Anbauern die Arbeit enorm erschwert. Sie sinken beim Umsägen der Bäume im morastigen Boden ein, stellenweise müssen die Fahrzeuge mit Seilwinden durch den Schlamm gezogen werden. Auf die Bäume und den Verkauf wirke sich das nicht aus, sagt ein Christbaumbauer aus der Bodensee-Region: „Der Kunde ist König. Ihn interessiert es nicht, wie ich es schaffe, die Bäume vom Feld zum Hof zu bringen. Und er kriegt seinen Baum.“
Ob wir weiße Weihnachten bekommen, ist so ungewiss wie je. Dass wir einen nassen November haben, steht allerdings fest. Die Böden sind durchweicht bis zu hin zu Staunässe. Die Donau, der Rhein, die Mosel und weitere kleinere Flüsse führen Hochwasser. Für Kärnten gilt eine Hochwasserwarnung. Den Regenrekord hält in diesem November der Südschwarzwald mit örtlich über 400 Litern je Quadratmeter. „Dass wir nicht die schönste Jahreszeit zum Ernten haben, das ist nun mal so“, sagt Peter Geiß, der Vorsitzende der Interessengemeinschaft der Jungweihnachtsbaumanbauer (IGW), „aber zurzeit ist es wirklich arg“. 200 Liter Regen pro Quadratmeter verzeichnete der 54-Jährige aus Peiting (Lkr. Weilheim-Schongau) allein in der dritten November-Woche.
Das Hauptproblem für die Weihnachtsbaumanbauer sind die verschlammten Fahrgassen in ihren Kulturen. Die Traktorenräder ziehen tiefe Furchen in die Wege, sodass sich in der Mitte ein kleiner Damm bildet. Um die links und rechts des Wegs geschlagenen Tannen einzunetzen, müssen die Arbeiter mit jedem Baum auf diesen rutschigen Damm. Damit die Bäume nicht verdrecken, kann man sie nicht durch die Kultur ziehen, sondern muss sie einzeln zum Weg tragen. Auch dort können sie nicht bis zum Abtransport abgelegt werden, sondern müssen gleich verladen werden. „Das ist eine Schweinearbeit“, beschreibt es ein Anbauer in Rheinland-Pfalz drastisch.
Ähnlich wie den Weihnachtsbaumanbauern geht es den Baumschulen. Für das Auspflanzen im Wald müssten jetzt die zwei- bis dreijährigen Forstpflanzen, vor allem Laubgehölze, vom Feld geholt werden, was aber im Morast nicht möglich ist. „Wir geraten erheblich in Zeitverzug“, berichtet ein Baumschuler in Schleswig-Holstein. Ein Gutes aber hat der November 2023 für die Anhänger des Mondkalenders: Angeblich bleiben Weihnachtsbäume länger frisch, wenn sie bei zunehmendem Mond oder Vollmond eingeschlagen werden. Bis zum 27. November nahm nicht nur die Niederschlagsmenge zu, sondern auch der Mond.

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