- Startseite
- Bayerischer Marketingtag: Mit Nachhaltig...
Bayerischer Marketingtag: Mit Nachhaltigkeit begeistern
Dr. Andreas Becker eröffnete die Veranstaltung des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg: „Auch wenn der persönliche Austausch fehlt, zeigt doch Ihr Interesse, dass Nachhaltigkeit in der grünen Branche einen hohen Stellenwert hat. Corona hat viel überdeckt, aber nachhaltiger Konsum ist kein Strohfeuer, sondern ein Megatrend für Gärtner und Floristen“.
Erni Salzinger-Nuener (Präsidentin des Landesverbandes Bayern im Fachverband deutscher Floristen) verwies auf die hohen Anforderungen an die Betriebe, nachhaltig zu produzieren, sozial zu handeln und dabei auch ökonomisch die richtigen Weichenstellungen zu finden. Ein neues Denken sei nötig, um weiterhin bestehen zu können. Dem schloss sich Rainer Steinhilber als stellvertretender Vorsitzender der Landesfachgruppe der Einzelhandelsgärtnereien im BGV an und stellte fest, dass gelebte Nachhaltigkeit in den Gartenbaubetrieben nicht nur von den Entscheidungen jedes Einzelnen, sondern auch einer intensiven Zusammenarbeit und Vernetzung abhängt.
„Nachhaltigkeit ist kein nice-to-have mehr, wie das vielleicht 2019 noch der Fall war.“ Andreas Zitzmann (Grüne Trainings & Beratung) ist sich sicher, dass Nachhaltigkeit weltweit als revolutionäre Bewegung angesehen werden kann und weit mehr als 10 % unserer Kunden bereits „Überzeugungstäter“ sind, wenn es um verantwortungsbewussten Konsum geht. Gemeinsam mit den Teilnehmern ging er aus Kundensicht die Bereiche Produktion, Handel, Dienstleistung und Handwerk durch. Überall gibt es Chancen, ressourcenschonender, sozialer und dabei auch ökonomischer zu handeln. Wichtig bleibt aber, authentisch zu bleiben. Echte Überzeugung in einzelnen Bereichen, gelebte Nachhaltigkeit in kleinen, aber echten Schritten können unsere Kunden durchaus von reinem „Greenwashing“ unterscheiden. Kein Unternehmen könne schnell und auf allen Ebenen Nachhaltigkeit durchsetzen, weiß Zitzmann. Und kritische Konsumenten hinterfragen auch scheinbar umweltbewusste Lösungen in der E-Mobilität, bei der Topfmaterial-Wahl und bei der Verpackung. Nur wer klar kommuniziert, wo schon Fortschritte im Unternehmen erreicht wurden und wo noch Verbesserungen anstehen, wird langfristig von einer stetig weiterwachsenden, kritischen Konsumentengruppe als nachhaltig und vertrauenswürdig empfunden werden.
Klare Positionierung im Bereich der Produktion, der Mitarbeiterführung und der Außendarstellung: Siegfried Dumbsky, Gärtnermeister mit eigener Gärtnerei in Hechenwang am Ammersee hat vieles bereits umgesetzt und bleibt dabei. „Mir geht es nicht um Nachhaltigkeit als PR-Gag, ich bin persönlich und auch aus gärtnerischer Sicht überzeugt, dass unser Weg der richtige ist“. Resistenzen bei der Bekämpfung der Weißen Fliege im Betrieb gaben vor Jahren den Ausschlag. Wie bisher konnte es nicht weitergehen. Mit Nützlingseinsatz, effektiven Mikroorganismen und homöopathischen Zusätzen habe er den Pflanzenschutzmitteleinsatz auf ein absolutes Minimum reduziert, die Qualität sei dabei weiterhin hoch geblieben. Auch das Team profitiert, denn die Häuser sind ohne Schutzkleidung zugänglich, das Klima in den Anlagen für Nützlinge und Mitarbeiter gleichermaßen angenehm. In der Kommunikation setzt Siegfried Dumbsky auf außergewöhnliche Aktionen. Ein Nachhaltigkeitstag mit regionalen Anbietern gehört ebenso zum Programm wie Berichte in der Presse. „Die Kunden interessieren sich nicht so sehr für unsere Produktionsweise, aber wenn ein Gärtnermeister sich Läuse kauft für die offene Zucht, dann bringt man die Leute zum Nachdenken und Diskutieren“.
„Sind Sie schon eine Marke?“ Tatsächlich zeigte die Umfrage zu Beginn des Vortrags von Rupert Fey (beyondflora GmbH), dass die Betriebe hier nicht sicher sind, ob Kunden und auch Mitarbeiter sich der Werte des Betriebs und des eigenen Betriebsimages immer bewusst sind. Dabei ist in einer Welt austauschbarer Produkte die Positionierung als eigene „Marke“ und die permanente Sichtbarkeit die Grundvoraussetzung für gelungene Marketingmaßnahmen. Sichtbarkeit nicht nur am POS, sondern auch nach dem Kauf durch bedruckte Töpfe und Etiketten stellen sicher, dass sich unsere Zielgruppen an uns erinnern. Zum nachhaltigen Marketing gehört mittlerweile auch die Kommunikation über soziale Netzwerke. Dank Corona seien die Gärtnereien und Blumenläden hier mittlerweile viel stärker präsent als zuvor, weiß Rupert Fey. Aber Facebook und Instagram sind keine Selbstläufer. Regelmäßig oder gar nicht, denn wer Follower hat, muss auch etwas zu erzählen haben. Reine Produktplatzierung und Aktionsangebote reichen aber nicht (mehr) aus. Nutzer sozialer Medien wollen Information, Ideen, Inspiration und Geschichten mit und über Menschen und ihre Leidenschaft. Facebook und Instagram sollen natürlich Kaufanreize schaffen: Im „echten“ Leben bestimmt die Standortwahl die Zahl potentieller Kunden, bei sozialen Plattformen ist es die Reichweite der Beiträge, die durch Interaktionen, Wahl der Hashtags und bezahlte Werbung erhöht werden kann. Aber erst Vertrauen und Sympathie schaffen es, die Kunden zu binden und sie letztendlich auch zu Käufern im Betrieb zu machen.
Kornherr KRÄUTERGARTEN (Dettenhausen) ist bereits eine Marke mit konsequentem Labeling und einem Gesicht hinter dem Betrieb: Thea Kornherr, Floralstylistin und Florist-Trainerin versteht unter Nachhaltigkeit auch die Sicherung des betrieblichen Einkommens durch neue Betätigungsfelder und zugleich eine klare Abgrenzung im Engagement gegenüber anderen Betrieben. So bietet die Gärtnerei Kurse im Bereich der Kräuterheilkunde und der Entspannungstherapie, beteiligt sich bei der Bewegung „Foodrebellen“ und positioniert sich klar als Unternehmen mit regionalen Wurzeln und kreativen Köpfen. Die eigene Naturverbundenheit und der persönliche Einsatz für einen wertschätzenden Umgang mit floristischen Werkstoffen hat Thea Kornherr geprägt und zeigt sich vor allem in der Verwendung alternativer Steckhilfen. „Unsere Werkstücke sollen komplett kompostierbar sein – ohne Drähte, Steckhilfen oder Plastikanteile. Am besten ist es, wenn die Tischdekoration mit Kräutern und Blüten auch noch essbar ist.“ Thea Kornherr demonstrierte anhand von mehreren Werkstücken als Videobeitrag, dass natürliche Ausgangsmaterialien wie Zweige, Reisig, Baumscheiben oder Astgabeln auch arbeits- und betriebswirtschaftlich Sinn machen, da viele dieser alternativen Steckhilfen mehrfach wiederverwendet werden können. Ihr eigener Stil ist stark von dem Streben nach Nachhaltigkeit geprägt, denn „alle unsere Werkstoffe von der Blüte über Schnittgrün bis zum Zweig wurden gärtnerisch kultiviert und haben bereits Ressourcen verbraucht“.
Kommentare (0)
Bisher sind keine Kommentare zu diesem Artikel erstellt worden.