Im Interview: Peter Geiß

Wie steht es um den Baum für Weihnachten? Drei Fragen an Peter Geiß (54), Vorsitzender der Interessengemeinschaft der Jungweihnachtsbaumanbauer (IGW) in Deutschland.

Peter Geiß (54), Vorsitzender der Interessengemeinschaft der Jungweihnachtsbaumanbauer (IGW). Bild: IGW.

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Herr Geiß, Sie und Ihre Kollegen sorgen für das Symbol für Weihnachten, die Tanne. Aber das „Fest des Friedens und der Liebe“ trifft dieses Jahr auf eine instabile Welt wie lange nicht. Wird es ein trauriges Weihnachten?

"Das glaube ich nicht, nein. Tatsächlich stecken wir alle seit Corona, nach dem Beginn des Kriegs in der Ukraine und jetzt im Nahen Osten in einer Dauerkrise. Umso wichtiger aber sind den Menschen die Weihnachtsfeiertage als Zeit der Besinnung, der Familie und der Hoffnung. Dieses Jahr wohl ganz besonders. Das ist unsere Erfahrung als Anbauer von Weihnachtsbäumen. Wir verzeichnen allen Widrigkeiten und schrecklichen Ereignissen zum Trotz eine starke Nachfrage nach schön gewachsenen Tannenbäumen. Über 30 Millionen Weihnachtsbäume werden auch dieses Jahr wieder in Deutschland und Österreich aufgestellt - in Europa und weltweit natürlich noch viel mehr. Überall bringen Weihnachtsbäume Licht in die Finsternis."

Wird der Weihnachtsbaum teurer?

"Ein gewisser Preisaufschlag zum Inflationsausgleich ist unumgänglich. Dennoch wird sich der Endpreis im gewohnten Rahmen bewegen. Unser Verband rechnet für die Nordmanntanne mit 21 bis 28 Euro je Meter. Dieser Preis ist eigentlich nur zu halten, weil es sich bei den Weihnachtsbaumanbauern fast ausnahmslos um Familienbetriebe handelt. Da helfen alle mit und es werden bei der Kalkulation oft nicht die eigentlich nötigen Arbeitslöhne in Ansatz gebracht. Darauf weisen wir unsere Mitglieder immer wieder hin. Sie sind das ganze Jahr mit der Pflege ihrer Kulturen beschäftigt, aber die Einnahmen kommen erst mit dem Baumverkauf am Jahresende. Bei der Abrechnung im Januar stellen dann nicht wenige Kollegen fest, dass ihr Betrieb in finanziell in Schieflage geraten ist."

Wie steht es um die Ökobilanz von Weihnachtsbäumen?

"Gut natürlich, wenn nicht der Plastikbaum aus Erdöl gemeint ist. Der über Jahre gewachsene Weihnachtsbaum aus der Region ist mindestens klimaneutral, je nach späterer Verwertung entzieht er der Atmosphäre sogar Kohlendioxid und bindet dieses Treibhausgas dauerhaft. Nach Angaben der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald nimmt ein Hektar Weihnachtsbaumkultur in der durchschnittlichen Standzeit von zehn Jahren rund 145 Tonnen Kohlendioxid auf und setzt 100 Tonnen Sauerstoff frei. Die jungen Bäume binden mehr CO2 als alte. Wegen eines Weihnachtsbaums aus der Heimat braucht also wirklich niemand ein schlechtes Gewissen zu haben. Und außerdem: Er ist in diesen Zeiten eben sehr viel mehr als nur Dekoration!"

Vielen Dank!

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