Kontaktstudientage: Grüne Branche steht vor Herausforderungen

Im Fokus der 48. Osnabrücker Kontaktstudientage stand neben dem Klimawandel und der Pflanzenverwendung in der Landschaftsarchitektur auch die Frage nach der Notwendigkeit des Einsatzes von chemischem Pflanzenschutz.

Ehrung mit der Osnabrücker Ehrenmedaille: Dekan und Vizepräsident Prof. Dr. Bernd Lehmann, Dipl.-Ing. Jürgen Rohrbach, Vorsitzender des Freundeskreises Marc-Guido Megies, Bürgermeisterin Birgit Strangmann, Dr. Karl-Heinz Kerstjens. Bild: Bettina Meckel .

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Mehr als 300 Expertinnen und Experten der grünen Branche tauschten sich bei den Kontaktstudientagen am Campus Haste aus, die jährlich vom AlumniVerein „Freundeskreis Hochschule Osnabrück Gartenbau und Landschaftsarchitektur e.V.“ und der Hochschule Osnabrück ausgerichtet werden.

Besonders dem Stadtklima widmete sich Prof. Dr. Friedrich Rück von der Hochschule Osnabrück: Die Hitzewellen von 2018 und 2019 haben gravierende gesundheitliche Auswirkungen auf den menschlichen Körper gehabt. So habe es 2018 in Berlin 490 und in Hessen 740 Todesfälle infolge der Hitzeperioden gegeben. Um im nächsten Sommer ähnliche Ereignisse zu verhindern, müsse man das Stadtklima abkühlen, erklärte Rück. Da Städte sogenannte „Wärmeinseln“ sind und die Größe der Stadt den Grad der Überwärmung maßgeblich beeinflusst, wird es zukünftig auch für Osnabrück wichtig sein, das Stadtklima abzukühlen. Vor allem kleinräumige, offene Bereiche wie Grünflächen und die den Osnabrücker bekannten „Grünen Finger“ sind wichtig für ein gutes Stadtklima. Ein hoher Versiegelungsgrad etwa durch asphaltierte Straßen verhindert zudem die Verdunstung. Rück schlägt daher vor, Flächen zu entsiegeln. Beispielsweise könne man die Parkplätze eines Supermarktes über oder unter die Verkaufsflächen bauen. Weiterhin forderte er die Planer auf, mehr Bäume mit lichten Kronen zu pflanzen, die die nächtliche Ausstrahlung ermöglichen. Dazu präsentierte Prof. Dr. Jürgen Bouillon in seinem Vortrag einige mögliche Baumarten.

Prof. Dr. Kathrin Kiehl und Peter Küsters (Greenpass GmbH) warben mit eindrucksvollen Bildern für das Potenzial der Fassaden- und Dachbegrünung im urbanen Bereich. Mit Dachbegrünungen kann ein nachhaltiger Beitrag zur Verbesserung des Stadtklimas geleistet werden. Kiehl referierte in dem Zusammenhang über Extensive Dachbegrünungen und die Vorteile regionalen Saat- und Pflanzguts zur Sicherung und Förderung regionaler Biodiversität. Solaranlagen sollten zukünftig in Kombination mit einem Gründach installiert werden. Durch die Verdunstung der Pflanzen werden die Solarzellen gekühlt, sodass sie bei einer Temperatur von etwa 25°C erheblich mehr Strom produzieren als auf stark aufgeheizten Dächern ohne Gründach, betonte Küsters.

In diesen verdichteten Ballungsräumen Natur zu integrieren, ist eine große Herausforderung, der Landschaftsarchitektinnen und -architekten gegenüberstehen. Dabei gebe es kein vorgefertigtes Schema, erklärte Prof. Cornelia Müller. Jeder Ort müsse bei seiner Umgestaltung individuell betrachtet werden. Müller sieht dabei das Upcycling als Chance, bestehende Elemente mit neuen zu verknüpfen. Denn es ist in der Landschaftsarchitektur zunehmend wichtiger, Lösungen zu finden, die gleichzeitig den Klimawandel berücksichtigen und nachhaltig wirken.

Für einen nachhaltigen Einsatz auch im Bereich des Pflanzenschutzes sprach sich Dr. Tobias Frische vom Umweltbundesamt in Dessau aus. „Die derzeitige Intensität des chemischen Pflanzenschutzes ist nicht nachhaltig“, so Frische. Es bestehe ein großes Handlungsdefizit, dem mit dem 5-Punkte-Programm für einen nachhaltigen Pflanzenschutz des Umweltbundesamtes entgegengewirkt werden solle. Es sieht unter anderem vor, dass der Einsatz von chemischem Pflanzenschutz minimiert, die Risiken identifiziert und kommuniziert sowie unvermeidbare Konsequenzen optimiert werden.

Neben Fachvorträgen und einer Firmenkontaktmesse, bei der sich mehr als 25 Firmen präsentierten, verlieh der Freundeskreis der Hochschule Osnabrück drei Förderpreise für besondere Studienleistungen sowie die Osnabrücker Ehrenmedaille. In diesem Jahr wurde Jürgen Rohrbach, Geschäftsführer der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung und Landschaftsbau (FLL) in Bonn, mit der Osnabrücker Ehrenmedaille geehrt. Unter seiner Führung habe sich die FLL als Regelwerksgeber der grünen Branche etabliert, heißt es in der Laudatio. Die drei Studierenden Amelie Merschmann, Sina Zenke und Niklas Senger wurden für ihre herausragenden Abschlussarbeiten mit einem Förderpreis von je 250 Euro ausgezeichnet. (Hochschule Osnabrück)

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