Gramoflor: Leitfaden zur Torfmoosvermehrung

Erster Handlungsleitfaden zur Vermehrung von Bulttorfmoosen in der Hochmoorrenaturierung erschienen – DBU fördert das Kooperationsprojekt mit 147.000 Euro.

Erster Handlungsleitfaden zur Vermehrung von Bulttorfmoosen in der Hochmoorrenaturierung erschienen. Bild: Gramoflor.

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Seit den 1980er Jahren werden in Nordwestdeutschland industriell abgetorfte Hochmoorflächen als Folgenutzung für die Renaturierung hergerichtet und wiedervernässt. Bei der Mehrzahl dieser Renaturierungs­flächen wurde das Ziel einer Hochmoorregeneration jedoch noch nicht erreicht. Gründe dafür sind u.a. der Mangel an hochmoortypischen Pflanzenarten, insbesondere an Bulte bildenden Torfmoosen, deren spezifische Eigenschaften wesentlich für die Regeneration von Hochmooren und deren Ökosystemfunktionen sind. Hauptursache hierfür ist das heute meist vollständige Fehlen von Spenderpopulationen im Umfeld der Abbaufläche. Im Rahmen gemeinsamer Forschungsarbeiten der Stiftung Lebensraum Moor, des Substratherstellers Gramoflor und des Institutes für Landschaftsökologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster wurden erstmalig Verfahren zur Vermehrung und aktiven Ausbringung von Bulttorfmoosen in wiedervernässten Hochmooren nach Abtorfung entwickelt. Das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderte Projekt wurde in Bezug auf Realitätsnähe und spätere Umsetzbarkeit bewusst als Kooperation zwischen Renaturierungspraktikern und Wissenschaft aufgelegt. Die in Form eines Leitfadens für die Vermehrung von seltenen Bulttorfmoosen publizierten Ergebnisse sollen daher insbesondere Akteuren im Moorschutz als Handlungsempfehlungen dienen.

2011 startete Gramoflor die ersten Vermehrungsversuche in Vechta. Ziel war, die wertvollen aber begrenzt vorhandenen heimischen Bulttorfmoose zurück in die Renaturierungsflächen zu bringen und so die Entwicklung einer hochmoortypischen Vegetation in Niedersachsen zu aktivieren. Das Vorhaben entwickelte sich so erfolgversprechend, dass die Unternehmensleitung gemeinsam mit der Stiftung Lebensraum Moor und dem Institut für Landschaftsökologie (ILÖK) der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster ein Projektkonzept erarbeitete, um die Forschungen auf eine wissenschaftlich fundierte Basis zu stellen. Die DBU konnte als Förderin gewonnen werden und 2015 schließlich startete das Gemeinschaftsprojekt offiziell unter der Trägerschaft der Stiftung Lebensraum Moor.

Die Erfolge der mehr als dreijährigen Forschungsarbeiten lassen darauf hoffen, langfristig wieder wachsende und Torf bildende Hochmoore im Nordwesten Deutschlands etablieren und damit einen nahezu ausgestorbenen Landschaftstyp mit all seinen selten gewordenen Arten in Flora und Fauna wiederherstellen zu können. Die Reaktivierung der ursprünglichen Ökösystemfunktionen von Mooren wäre ein bedeutender Beitrag für den Moor- und Klimaschutz in Deutschland.

In einem weiterführenden und erneut von der DBU fachlich und finanziell geförderten Forschungsprojekt wird nun in den kommenden drei Jahren die Durchführung und Nachhaltigkeit der aktiven Einbringung von Bulttorfmoosen unter praxisnahen Bedingungen und in größerem Maßstab überprüft – auch, um die Erreichbarkeit von Renaturierungserfolgen für die Zukunft besser einschätzen zu können. Die Ergebnisse sollen 2022 in Form eines zweiten Handlungsleitfadens veröffentlicht werden. (Gramoflor)

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