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BHB-Kongress: Endlich wieder "live"
Fast 500 Führungskräfte aus Handel, Industrie und Dienstleistungssparte der Bau- und Gartenfachmarktbranche trafen sich bis Donnerstag im ehemaligen Bonner Bundestagsgebäude (WCCB) zum 23. BHB-Baumarktkongress. Neben der Analyse der aktuell herausfordernden Lage stand natürlich auch die Weiterentwicklung der Handels- und Vertriebsschienen getreu dem Kongressmotto „Dekade des DIY“ im Vordergrund.
Das betonte auch BHB-Vorstandssprecher Franz-Peter Tepaß, der die Führungskräfte aus der Branche in der Bundesstadt begrüßte. Natürlich sei die Lage durch Inflation, weiterhin schwierige Logistik- und Produktionsbedingungen sowie durch die auch für den Handel teure Energie schwierig, eine schnelle Änderung nicht zu erwarten. Dennoch habe sich die Branche bereits in der Corona-Krise als sehr wandlungsfähig erwiesen und könne die derzeitige Situation als Chance nutzen. Die Baumärkte seien die Partner der Menschen in der Krise: Als kompetente Händler in Sachen schnelle energetische Sanierung, Reparatur oder Smart Home könne man sich eine gute Ausgangsbasis schaffen, dauerhaft im Fokus der Kunden zu bleiben.
Mit den aktuellen Krisen ändert sich erneut die Sicht der Menschen auf viele Dinge – mit immensen Auswirkungen auf Lebens- und Konsumstile. Welche dies sind, darüber berichtete Dr. Robert Kecskes, Senior Insights Director Consumer Experiences bei GfK. Schon Corona und die mittlerweile deutlich sichtbaren Auswirkungen der Klimakrise verändern, wie Menschen einkaufen – sinkende Löhne und rasant steigende Preise schmälern verfügbare Einkommen. Auch, wenn sich die Spitzen wieder regulieren – „wir werden wohl auf Dauer mit wechselnden Krisen leben müssen und uns darauf einstellen.“ Als wesentlichen Lebensstil der Zukunft hat der Forscher die „Bricolage“ ausgemacht – ein Trend, der die Teilnehmenden erfreut hat.
Aus volkswirtschaftlicher Sicht betrachtete die CFO der HORNBACH-Holding Karin Dohm in ihrer Key-Note die Lage und den Ausblick. Sie beleuchtete das makroökonomische Umfeld in der EU – und dessen wirtschaftliche und regulatorische Herausforderungen im Besonderen. Ein Beispiel war das aktuellen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzt und dessen internationale Ausprägungen wie CS3D. Zwar seien viele regulatorische Eingriffe durchaus lästige Pflicht – aber wie alles biete auch die Chancen – Z.B. ein Mehr an Transparenz und Vergleichbarkeit. Und makroökonomische Daten zeigen bereits erste positive Entwicklungen auf.
Wenn sich der Handel nachhaltig weiterentwickelt, schaut er immer auch auf einen der Big Player in der Kundengunst: IKEA. Michael Mette, Vizechef Deutschland des schwedisch- basierten Möbel-Riesen, stellte die aktuelleren strategischen Überlegungen und deren Umsetzungen auf der Fläche vor. Auch hier treibt die Entwicklung zum Omnichannel diebislang sehr stationäre Vertriebsschiene in ganz neue Experimente. In Test- und Pilotphase sind z.B. Innenstadtmärkte, die mehr Treffpunkt- und Showroom-Charakter haben und die mittels nachgelagerter Logistik die Kunden beliefern. Individuelle Online-Beratungseinheiten lösen in der Nutzergunst die stationären Küchen- und Schrankplanungszentren mit langen Warte- und Anfahrtzeiten ab. Und auch das ikonische Köttbullar-Essen verändert sich: Hier verdrängen Plant-based Lösungen die riesigen Fleischberge, die täglich über IKEA-Theken wanderten, rasend schnell in der Kundengunst.
Nachhaltigkeit bleibt der Megatrend – ein Leitthema, das an vielen Stellen des BHB-Kongresses immer wieder deutlich wurde. Auch für die branchenrelevanten Handels- und Herstellerverbände macht der Wandel und natürlich auch die Entwicklung der nationalen und internationalen Gesetzgebungen einen weiten Teil ihrer Mitgliederarbeit aus. Das wurde in einer Gesprächsrunde deutlich, zur der Peter Wüst im Plenum Martina Mensing-Meckelburg, Präsidentin des Verband Deutscher Gartencenter, Julien Bouyeron, Director European Affairs bei der EDRA Und Dr. Jens Oldenburg Geschäftsführer der Initiative Mehrweg begrüßte. Letzteres eine Organisation, die es schaffen will, die Kunstoffberge der millionenfach in „Grünen Handel“ eingesetzten Einweg-Pflanzentrays durch eine effiziente und bezahlbare Mehrweglösung zu ersetzen. Auch hierfür haben Verbände ihre Stärken genutzt und zusammengearbeitet. „Darauf wird es ankommen“, so Mensing-Meckelburg – „wir müssen schnell und effektiv miteinander arbeiten und trotzdem unsere eigene Verbandsidentität für unsere Mitglieder wahren“.
Auch große Hersteller und Lieferanten der DIY-Branche machen sich viele Gedanken, wie sich die aktuellen globalen Entwicklungen auf die Gesellschaft auswirken. Eines davon ist Elektrowerkzeughersteller Einhell, der zusammen mit der Otto Beisheim School of Management die Delphi-Studie „Das Zuhause 2030“ aufgelegt hat. Vorstandsvorsitzender Andreas Kroiss und Prof. Dr. Sascha L. Schmidt stellten die Studien-Ergebnisse vor, die sich mit Einflüssen von Digitalisierung, demografischer Entwicklung, Klimawandel und Globalisierung auf die Menschen und Ihr Zuhause befasst: „Das Auto wird vom Zuhause als Statussymbol abgelöst“.
Nach der Mittagspause ging es dann in die gewohnten, unterschiedlichen Sessions. Die Industry-Session, powered durch die Partnerverbände HHG und IVG, beschäftigte sich mit Sicherheit, Haftung und Kennzeichnung von DIY Produkten. Die „Neue Produktsicherheit zwischen Digitalisierung und EU-Recht“ stellte Prof. Dr. Thomas Klindt vor, Anwalt bei der Kanzlei Noerr.
Die Handels-Session des BHB beschäftigte sich mit dem drängenden Thema Cyber-Security „Blackout - Krisenmanagement während einer Cyber Attacke“ war die Runde von Stefan Württemberger (Vice-President Information Technology Marabu) überschrieben: Ein Hackerangriff legte 2019 gleichzeitig weltweit alle Werke still, mit entsprechend drastischen Auswirkungen. Hier berichtete Stefan Würtemberg offen und schonungslos von Erfahrungen, Kosten und Learnings.
Im zweiten Teil ging es um die Cyber-Sicherheit in Jahr 2022: Warum insbesondere der Handel bedroht ist, legte Manuel Bach, Referent Cybersecurity beim BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik) dar. Seine Ansätze: Produktsicherheit unter zivilrechtlicher, behördlicher und unternehmerischer Betrachtung, nationale und europäische Neuerungen im Produkthaftungsrecht sowie neueste Beispiele aus der Praxis.
Wenn jemand den Zustand einer Nation überzeugend darstellen kann, dann es ist Stephan Grünewald. Der bekannte Kölner Forscher hat sich als „Psychologe der Nationen „einen Namengemacht und bereits auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie gemeinsam mit dem BHB eine vielbeachtete Studie veröffentlicht. Dabei zeigte sich, das Heimwerken und die Möglichkeiten des DIY-Sortiments den Menschen Trost, Hoffnung und Zuversicht vermitteln können. Wie sieht die aktuelle Befindlichkeit der Menschen aus, die von Verlustängsten, Krieg und gesellschaftlichen Spaltungstendenzen geplagt werden?
Darüber sprach Stephan Grünewald mit BHB-Hauptgeschäftsführer Dr. Peter Wüst in einer hochinteressanten Gesprächs- und Fragerunde. Grünewald berichtete u.a. über neue Studienprojekte, bei denen sich die sehr unterschiedliche Krisenwahrnehmen der Menschen zeigte – beginnend mit echten Nöten durch tatsächlich unfinanzierbare Energiepreise bis hin zum Trotzkonsum der kleinen Schicht, die sich das leisten könne. Der Branche riet der Psychologe, sich der Kommunikation mit ihren Kunden zu stellen und so dauerhaft zum Krisenratgeber der Menschen zu werden.
Tag 2 des diesjährigen BHB-Großevents begann mit einem echten „Must-have“- die detaillierte Zahlenanalyse des Branchenexperten Klaus-Peter Teipel gehört seit vielen Jahren zu den festen Größen des Kongresses -auch am Donnerstag ließ Teipel seine Analyse und – noch wichtiger – seine Prognose bei den Teilnehmern wirken. „Mehr Schatten als Licht“ konstatierte der Experte im angesichts der stark unterschiedlichen Entwicklungen in den Vertriebsschienen. Zwar zeigen die Umsätze derzeit nominale Zuwächse, die sich aber aus Preissteigerung und Inflation speisen – das derzeit noch reale leichte Plus werde weiter schmelzen. Teipel präsentierte aus seiner Analyse aber auch erkennbar positive Hebel für die Branche – so zeige sich, dass zwar die Zahl der tatsächliche Kaufvorgänge sinke, aber der Anteil kaufkräftigerer Kunden dafür steige – dies müssten alle Beteiligten in ihrer strategische Entwicklung ebenso berücksichtigen wie die Tatsache, dass es aufgrund sinkender Neubautätigkeit viele Chancen für werterhaltende Maßnahmen in den Bestandsimmobilien gebe.
Auch beim 23. BHB-Kongress ging der BHB-Handelsverband wieder neue Wege: Aus den Arbeitskreisen des BHB heraus wurden operative Themen „kongressfähig“ als „Roundtables“ ins Leben gerufen und den Anwesenden angeboten. In insgesamt neun parallelen Breakouts kamen die Handels- und Industrieexperten zusammen. Namhafte FachexpertInnen aus Handel, Industrie, Marktforschung und Wissenschaft moderierten die Sessions, z.B. Hornbach- Logistikvorstand Ingo Leiner und Hornbach-Leiter QM und Umwelt Andreas Back eine Runde mit Praxistipps zum aktuellen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz. Prof. Werner Reinartz (IFH) stellte Plattformen als neue Absatzkanäle vor und Prof. Thomas Vogler sprach über Führungsmodelle für die Mitarbeiter aus der Generation Z. In weiteren Runden ging es um Kleinflächenentwicklung, die Digitalisierung des PoS sowie die neue Preisangabenverordnung sowie die Zukunft der Branchen-Leitmessen.
Ein hochinteressantes Goodie gab es für die Kongressteilnehmer zum Abschluss: Bestsellerautor Chris Surel erläuterte in einem kurzweiligen Vortrag neueste wissenschaftliche Erkenntnisse über das Thema Strategic Recovery.
Wie wir mit Tiefschlaf-Verdichtung unsere Erholung im Schlaf und unser Energielevel in Wachzeiten signifikant verbessern - ohne eine Minute länger zu schlafen! Drei "Quick Win Recovery"-Strategien, die Energie, Leistungsfähigkeit und Gesundheit schnell steigern, hatte der Coach für die vielen gebannt lauschenden Teilnehmenden mit im Gepäck.
Ein zufriedenes Fazit zog BHB-Hauptgeschäftsführer Peter Wüst zum Abschluss des 23. BHB-Kongresses: Enorm positives Feedback von den Teilnehmern, interessante Ergebnisse Dank angeregter Diskussionen mit Top-ExpertInnen, nicht zuletzt zwei gelungene Abendveranstaltungen, eine davon auf der MS Rheinenergie mit rund 400 Gästen bei der Verleihung des DIY-Lifetime-Awards (siehe gesonderte Medienmitteilung). Fazit: Große Erleichterung, sich wieder direkt und „analog“ vor Ort sehen, treffen, austauschen zu können.
Den nächsten BHB-Kongress haben sich die Führungskräfte der Branche schon fest im Kalender eingeplant: Er findet am 29. und 30. November wiederum in Bonn statt. (BHB)
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