Niedersachsen: PV-Anlage mit vertikalen Modulen eingeweiht

Wie können Energie- und Landwirtschaft parallel stattfinden, ohne zusätzlichen Flächenverlust für die Landwirtschaft? Eine Frage, für die praktikable Zukunftslösungen gesucht werden. Der LohmannsHof in Dörverden ist einer der niedersächsischen Bio-Pioniere und nun auch der erste landwirtschaftliche Betrieb Niedersachsens, auf dessen Acker eine Photovoltaik-Anlage mit vertikalen Modulen installiert wurde.

Projektleiter Corbinian Schöfinius freut sich, dass die Anlage im November ans Netz gehen kann. Bild: © Arne von Brill.

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Über den Acker von Amalie Lohmann ziehen sich auf einem Hektar im Abstand von 13m senkrechte PV-Modulreihen. Die installierte PV-Leistung der 400 Module beträgt ca. 170 kWp. Die Reihen verlaufen von Nord nach Süd, die Module selbst haben eine Ost-West-Ausrichtung. Zwischen den zaunähnlichen Elementen wächst auf jeweils 12m Breite bereits der Winterweizen. Die Fruchtfolge des LohmannsHof sieht neben dem Getreide den Anbau von Sellerie und Grünkohl vor.

„Die Idee der doppelten Flächennutzung ist nicht neu, entsprechende Anlagen werden aber erst jetzt sehr vereinzelt auf Ackerflächen gebaut“, sagt Dr. Stefan Dreesmann von der Regional- und Energiegenossenschaft Aller-Leine-Weser eG (REALWEG), die als Bauherr und Betreiber der Anlage fungiert. Grund dafür seien die mangelnden Erfahrungen mit derartigen Anlagen. Amalie Lohmann erhofft sich durch die Verschattung angesichts der trockenen Frühjahre und Sommerdürren Vorteile für ihre Ackerkulturen. Ob sich diese Annahme mit Zahlen belegen lässt, soll die wissenschaftliche Projektbegleitung durch die Universität Kassel sowie dem Institut für Solarforschung Hameln zeigen. Bis 2029 werden alle Erfahrungen, Beobachtungen und Erträge – von Acker und PV-Anlage – dokumentiert und ausgewertet. Eine Referenzfläche auf dem gleichen Schlag wird analog ohne PV-Module bewirtschaftet.

Dass sich Ackerbau und die regionale Energieerzeugung auf diese Weise ideal kombinieren lassen, davon sind die Projektbeteiligten überzeugt. Nach fünf Jahren der intensiven Planung und Vorbereitung, freuen sie sich, dass die Anlage nun installiert wurde, ans Netz geht und endlich echte Praxiserfahrungen gesammelt werden können. „Denn nur auf Basis von Erfahrungen und Wissen lassen sich zukünftige Anlagen richtig planen“, sagt Projektkoordinator Corbinian Schöfinius. Das öffentliche Interesse ist bereits vorhanden. Bei der offiziellen Eröffnung am 22. Oktober 2025 fanden sich neben dem niedersächsischen Umweltminister Christian Meyer diverse Medien- und Branchenvertreter:innen sowie Schaulustige auf dem Acker von Amalie Lohmann ein.

Das Projekt wird in enger Kooperation zwischen dem Bioland-Betrieb LohmannsHof, der Klimaschutz- und Energieagentur Landkreis Verden (kleVer) und der Regional- und Energiegenossenschaft Aller-Leine-Weser eG umgesetzt. Das Projektvolumen umfasst inkl. Anlagenbau und Begleitforschung 510.000 Euro und wird finanziert durch das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz, LEADER-Mitteln aus dem Aller-Leine-Tal sowie REALWEG und klever.

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