NABU: Wie hoch ist der Pestizideinsatz auf Wiesen und Feldern?

Aktuell läuft in Baden-Württemberg eine vom NABU angestrengte Klage, um Klarheit über den Pestizideinsatz in Schutzgebieten zu erlangen.

Insektenschutz erfordert weniger Pestizideinsatz. Bild: NABU.

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Die Gefahren, die von Pestiziden für die Umwelt ausgehen, werden EU-weit unzureichend gemessen und ausgewertet. Hiervor warnt der Europäische Rechnungshof am heutigen Mittwoch.

„Es ist kaum vorstellbar: Im Daten-Zeitalter tappen wir bei Pestiziden weiter im Dunklen. Wir wissen nicht wie viel von ihnen auf unseren Wiesen und Feldern landet. Und das obwohl Insekten in rasantem Tempo verschwinden. Wirksamen Schutz für die Artenvielfalt bekommen wir auf Dauer aber nur hin, wenn der Pestizideinsatz deutlich sinkt“, so NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger.

Dazu sei es notwendig, Zeitpunkte, Orte, exakte Mengen als Spritzserien sowie die gemeinsam ausgebrachten Wirkstoffe in Tankmischungen zu erfassen. Eine entsprechende Datengrundlage müsse geschaffen, die Spritzbücher der Betriebe zentral erfasst und ausgewertet werden. Aktuell läuft in Baden-Württemberg auch eine vom NABU angestrengte Klage, um Klarheit über den Pestizideinsatz in Schutzgebieten zu erlangen.

Dass eine Pestizid-Reduktion grundsätzlich möglich ist, zeigen Studien. Allein in Deutschland kann der Pestizideinsatz um 50% sinken – bei gleichen Erträgen. Entscheidend ist, dass die Bundesregierung ihr Insektenschutzprogramm umsetzt und die in der geplanten Ackerbaustrategie identifizierten Probleme löst. Zudem muss das Prinzip des integrierten Pflanzenschutzes in Deutschland besser angewendet werden: Seit mehr als zehn Jahren schreibt das Ordnungsrecht vor, dass Pestizide erst dann zum Einsatz kommen sollen, wenn bereits alle Möglichkeiten vorbeugender und nicht-chemischer Methoden zur Schädlingsbekämpfung ausgeschöpft sind. Bis heute fehlen jedoch klare Kriterien, um dieses Prinzip umzusetzen, zu messen und zu überprüfen.

„Klar ist auch: Vor allem in den Schutzgebieten muss der Einsatz von Pestiziden angegangen werden. Schutzgebiete müssen ihrem Namen gerecht werden können. Auch der Umstieg auf eine vielfältigere Fruchtfolge muss gelingen. Wenn künftig fünf statt nur drei unterschiedliche Früchte in Folge angebaut werden, kann sich das Aufkommen von Schadorganismen automatisch verringern. Und wir brauchen mehr Mut zum ‚Unkraut‘: Eine vielfältige Ackerbegleitflora kann das Aufkommen resistenter Kräuter und damit den Einsatz von Pestiziden reduzieren“, so Krüger. Auch die laufende Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) müsse Landwirte dabei unterstützen, auf eine insektenfreundlichere und nachhaltigere Landwirtschaft umzustellen.

Pestizide sollten künftig auch nicht mehr aus kosmetischen Gründen eingesetzt werden“, fordert NABU-Pestizidexpertin Verena Riedl. Im Obst- und Gemüsebau geht weiterhin ein Großteil der Spritzungen auf das Konto der Makellosigkeit. „Hier sind wir Verbraucher und der Lebensmitteleinzelhandel gefragt: Sind wir bereit, kleinere Makel in Kauf zu nehmen, wenn dafür weniger gespritzt wird?“ (NABU)

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