Inhouse Farming Feed & Food Convention 2025: Die Zukunft wächst urban, digital und nachhaltig

Von Dienstag, dem 30. September, bis einschließlich Mittwoch, dem 1. Oktober 2025, veranstaltet die DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) erstmalig die Inhouse Farming Feed & Food Convention 2025 im Congress Center in Hamburg.

Vielfältiges Fachprogramm mit Sessions zu Vertical Farming, Insektenzucht, Aquakultur und zellulärer Landwirtschaft. Bild: DLG/T.Jaworr.

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Das neue Veranstaltungsformat vernetzt Stakeholder entlang der gesamten Wertschöpfungskette Agrar und Ernährung. Die Business-Konferenz mit Foyer-Ausstellung bündelt Informationen rund um Inhouse-Farming-Systeme wie Aquakultur unter Dach, Insektenzucht, zelluläre Landwirtschaft und Vertical Farming. Die verschiedenen Marktsegmente geben Antworten auf eine wichtige Zukunftsfrage: wie die wachsende Weltbevölkerung ressourcenschonend mit hochwertigen Lebensmitteln versorgt werden kann.  

Wie schmeckt die Zukunft? Die Frage danach, wie künftig das Ernährungssystem aufgebaut sein wird, schwang unterschwellig mit bei vielen thematischen Sessions auf der Inhouse Farming Feed & Food Convention 2025. Jochen Matzer, CEO des Accelerators für die Lebensmittel- und Getränkewirtschaft Food Harbour, entwarf dazu ein komplettes Szenario. Bis zum Jahr 2050, so Matzer, werden rund 70 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben – eine Entwicklung, die neue Herausforderungen für die Lebensmittelversorgung mit sich bringe. Die klassische Landwirtschaft stoße zunehmend an ihre Grenzen: Wasserknappheit und extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen gefährden Ernten und Lieferketten. 

Vom Wohnraum zum Ernährungsraum

Städte müssen daher neue Wege gehen, um die Versorgung zu sichern – etwa durch die Entwicklung eigener Food Policies und die lokale Produktion von Lebensmitteln. Urbane Räume wandeln sich vom Wohnraum zum Ernährungsraum, erläuterte der CEO von Food Harbour weiter. Matzer bezog sich auf erste Beispiele, die international in diese Richtung zeigen: So würden bereits mancherorts Lebensmittel in leerstehenden Bürogebäuden erzeugt. Inhouse Farming funktioniere zudem schon heute als Schnittstelle zwischen Ernährung und technologischer Innovation, so Matzer.

Viel Potenzial liegt in der Kopplung von Inhouse-Farming-Systemen

Ebenfalls Thema auf der Inhouse Farming Feed & Food Convention waren die Potenziale, die Marktzweige wie die Insektenmast für die Kreislaufwirtschaft und Bioökonomie bieten – auch in Verbindung mit anderen Bereichen wie etwa der Algenproduktion. Prof. Andreas Vilcinskas, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie (IME), ging auf wissenschaftliche Erkenntnisse über die Kopplung verschiedener Produktionssysteme ein. So ließe sich Ammoniak aus der Insektenproduktion an Algen verfüttern. Algen wiederum könnten den Insekten als Nahrung dienen. Zudem müssten Nebenströme aus der Landwirtschaft besser nutzbar gemacht werden. Reste aus der Palmölproduktion etwa ließen sich mithilfe von Pilzen zu Insektenfutter umwandeln, erläuterte der Wissenschaftler. 

Eine Segmentierung der Insektenproduktion war wiederum Diskussionsthema in einer der Sessions zum Thema. So könnten sich – ähnlich der Geflügelwirtschaft – einzelne Unternehmen auf die Zucht von frisch geschlüpften Insektenlarven konzentrieren. Andere wiederum würden sich auf die Mast spezialisieren, während in einer weiteren Stufe die Verarbeitung zu Mehl oder Fett stattfände. Die Teilnehmenden stellten zudem die Frage, was für die Insektenmast zukunftsträchtiger sei: die Produktion in industriellen Großanlagen oder eine dezentrale Erzeugung beim Landwirt? Letztere stellte für einige der Teilnehmer eine effiziente Variante dar – wenngleich auch eine Erzeugung höherer Mengen von beispielsweise Insektenmehl für die Tiermast in homogener Qualität gegenwärtig noch eine Herausforderung sei, auf die die Marktteilnehmer eine Antwort finden müssten.

Vertikale Farmen als Schlüsseltechnologie

Vertikale Farmen, so lautet eine weitere Erkenntnis der Convention, gelten als Schlüsseltechnologie für die Ernährungssysteme von morgen – unabhängig von Standort oder Klima. Ob in urbanen Ballungsräumen oder wasserarmen Regionen: Hightech-Container ermöglichen einen ganzjährigen, ressourcenschonenden Anbau von Lebens- und Futtermitteln. Anhand einer hochautomatisierten Salatproduktion in den USA zeigte Tisha Livingston von Infinite Acres BV, welche Voraussetzungen für die breite Anwendung von Inhouse Farming erfüllt sein müssen: Neben wirtschaftlicher Tragfähigkeit sind geschlossene Stoffkreisläufe essenziell – idealerweise betrieben mit Energie aus regenerativen Quellen. 

Viel diskutiert wurden in zahlreichen Sessions in Hamburg auch praxistaugliche Lösungen für Controlled Environment Agriculture (CEA), die durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz neue Maßstäbe erfährt, wie Rick Schneiders, Head of Future Food von Siemens, darlegte: Die Integration aller Interessengruppen in das entstehende CEA-Ökosystem treibt die Einführung von Standards und integrierten Kontrollmechanismen voran, einschließlich des Einsatzes von KI für die Lieferkette des Unternehmens vom Saatgut bis zum Teller. KI-Systeme steuern heute Licht, Temperatur, Feuchtigkeit und Nährstoffzufuhr in Echtzeit und optimieren so das Pflanzenwachstum. Das Ergebnis: effizienter Ressourceneinsatz, höhere Erntequalität und frühzeitige Erkennung von Krankheiten oder Schädlingsbefall – oft bevor sichtbare Symptome auftreten. Die Convention zeigte eindrucksvoll, wie technologische Innovationen, wirtschaftliche Konzepte und nachhaltige Strategien zusammenspielen müssen, um Inhouse Farming als zukunftsfähiges Geschäftsmodell zu etablieren.

Über innovatives Marketing den Weg zum Verbraucher finden

Dass auch verschiedene Produktionsformen der Aquakultur einen wichtigen Beitrag zu Ernährung der Zukunft leisten können, machten die zahlreichen Sessions zur Aquakultur unter Dach deutlich. Große und kleine geschlossene Aquakultur-Systeme für Fische, Garnelen, Algen und sogar kultiviertes Seafood standen im Fokus. Betreiber, auch Landwirte, berichteten über ihre Erfahrungen mit Herstellung und Vertrieb ihrer aquatischen Produkte. „Food & Feed für morgen geht nicht ohne Wachstum im Wasser“ betonte Dominik Ewald vom Fraunhofer IGD. Aquakultur in Kreislaufanlagen steht für die konsequente Umsetzung des Gedankens der Kreislaufwirtschaft in die Praxis. In Diskussionspanels wurde deutlich, dass es wichtig ist, die begonnene aquatische Erfolgsgeschichte Verbraucherinnen und Verbrauchern näherzubringen – über innovatives Marketing, unternehmerischen Mut und kluge Betriebskonzepte sowie effiziente Vertriebsstrukturen. 

Konkrete Lösungen für eine zukunftsfeste Agrar- und Ernährungswirtschaft

Mit der Inhouse Farming – Feed & Food Convention etabliert die DLG eine zukunftsweisende Plattform für innovative Ernährungssysteme in kontrollierten Produktionsumgebungen. Die zweitägige Veranstaltung bringt führende Köpfe aus den Bereichen Vertical Farming, Aquakultur, zelluläre Landwirtschaft und alternative Proteinquellen zusammen und verknüpft Fachkonferenzen mit interaktiven Formaten, einer themenspezifischen Ausstellung und einem vielseitigen Rahmenprogramm. Neben Informationen zu den unterschiedlichen Marktsegmenten stehen dabei Fragestellungen wie die Energieversorgung in Inhouse-Farming-Systemen, die speziellen Potenziale von KI in diesem Sektor, rechtliche Rahmenbedingungen sowie Modelle für Handel, Vermarktung und Finanzierung im Mittelpunkt. Ziel ist es, konkrete Lösungen für die Transformation der Agrar- und Lebensmittelwirtschaft zu präsentieren – praxisnah, vernetzt und visionär.

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