IGW: Weihnachtsbaumanbauer noch mehr benachteiligt

Der Gesetzentwurf der Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) zur Neuregelung der Sozialversicherung von ausländischen Saisonarbeitskräften stößt bei der Interessengemeinschaft der Jungweihnachtsbaumanbauer (IGW) auf scharfen Protest.

Ohne Saisonarbeitskräfte funktioniert der Weihnachtsbaumanbau nicht. Foto: Michael Fillies, IGW.

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Was als Entlastung der deutschen Landwirtschaft gedacht ist, werde die ohnehin bestehende Benachteiligung aller Weihnachtsbaumanbauer verstärken, kritisiert der IGW-Vorsitzende Peter Geiß (Peiting, Oberbayern): „Ohne Saisonarbeiter keine Weihnachtsbäume – darauf läuft die geplante Gesetzesänderung des Arbeitsministeriums hinaus.“

Bislang sind die Saisonarbeiter und ihre Arbeitgeber für längstens 70 Tage im Jahr von der Beitragspflicht zur Pflege-, Renten- und Arbeitslosenversicherung befreit. Diese Frist verstreicht oft schon bei der Obst- und Gemüseernte, sodass die Beiträge anfallen, wenn die Weihnachtsbaumbranche gerade zur Erntezeit ab Oktober die Saisonarbeiter benötigt. Ausländische Saisonarbeiter aber haben in der Regel nichts von den Abgaben und interessieren sich verständlicherweise nur dafür, was sie netto bekommen. „Es ist nicht einzusehen, dass wir die mangelhafte Regelung durch Zuzahlung ausgleichen“, klagt Peter Geiß. Dieses Problem wird sich durch die Neuregelung weiter verschärfen, denn der Gesetzentwurf sieht nun vor, die Beitragsbefreiung zwar auf 90 Tage zu erweitern, beschränkt dies aber auf den Zeitraum von März bis Oktober.

Steigende Betriebskosten und nicht zuletzt die Anhebung des Mindestlohns von derzeit 12,82 brutto pro Stunde auf 13,90 Euro ab Januar und 2027 auf 14,60 Euro machen der Weihnachtsbaum-Branche zu schaffen, jedes Jahr geben Anbauer auf. „Wir Familienbetriebe waren stolz darauf, in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland einen hohen Selbstversorgungsgrad an Weihnachtsbäumen erreicht zu haben. Über 80% der alljährlich rund 25 Millionen benötigten Tannen wachsen im eigenen Land, doch der bürokratische Murks wird dazu führen, dass der Anbau hier nicht mehr rentabel ist“, sagt Peter Geiß. Kaum ein Betrieb kommt ohne Saisonarbeiter aus, dies zeigt eine Umfrage der Interessengemeinschaft der Jungweihnachtsbaumanbauer unter ihren über 80 Mitgliedsbetrieben in Deutschland und Österreich. In ihrem Interesse und in dem ihrer häufig meist seit Jahren treuen Mitarbeiter fordert die IGW eine Gleichbehandlung bei der Sozialabgabenbefreiung für kurzfristig Beschäftigte. „Es kann nicht angehen, dass der Staat von März bis Oktober die Abgaben erlässt, danach aber die Kosten uns aufbürdet“, so Geiß.

Guter Lohn für gute Arbeit, das verstehe sich von selbst. Seine Branche zahle in der Regel schon immer mehr als den Mindestlohn, sorge für gute Unterbringung und zum Großteil auch die Arbeitskleidung. Anders wären die Arbeiter, die zumeist aus Polen und Rumänien kommen, nicht über die Jahre zu halten, schon gar nicht gegen Ende des Jahres, wenn der nötige Unterhalt für die Familien daheim verdient und das Heimweh in der Adventszeit besonders groß ist. Wie der Deutsche Bauernverband sieht auch die IGW die geplanten weiteren Anhebungen des Mindestlohns für die jährlich rund 300.000 ausländischen Saisonarbeiter in Deutschland als nicht gerechtfertigt, da sie längst nicht die Lebenshaltungskosten haben wie ihre deutschen Kollegen. Die IGW mahnt eine klarere und vor allem gerechtere Lösung in Deutschland an.

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