Grüne Berufe: Digitalisierung in der Ausbildung

Haben grüne Berufe in der digitalen Arbeitswelt von morgen noch eine Chance oder werden sie von IT-Spezialisten mit einer agrarischen/gärtnerischen Grundausbildung verdrängt?

Prüfer beobachtet die Arbeit eines Auszubildenden im Garten- und Landschaftsbau. Bild: https://commons.wikimedia.org/wiki/User:Seeteufel

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Der Bundesverband der Hochschulabsolventen/Ingenieure Gartenbau und Landschaftsarchitektur e. V. (BHGL) und der VDL-Landesverband Ost, Berufsverband Agrar, Ernährung, Umwelt e. V. konnten am 26. Juni 2017 im Haus der Land- und Ernährungswirtschaft in Berlin mehr als 50 Gäste zu einer Podiumsdiskussion über das Thema "Digitalisierung in der Ausbildung" begrüßen.

Der Vizepräsident des BHGL, Prof. Uwe Schmidt, betonte in seiner Keynote, das im internationalen Vergleich das Thema Digitalisierung hierzulande nur in geringem Maße in der grünen Hochschulausbildung verankert sei. "Hier besteht noch erheblicher Nachholbedarf!" stellte Schmidt fest. Gleichzeitig wünschte er sich mehr Technikinteresse und -verständnis bei den Studierenden selbst. Jochen Flenker, Vorsitzender des VDL-Landesverbands Ost, sieht die Ausbildung an einem Scheidepunkt. „Werden wir es schaffen, die „grüne“ Ausbildung an die Herausforderungen der digitalen Arbeitswelt von Morgen anzupassen?“ Oder müsse man das Feld anderen Ausbildungsgängen überlassen? Gleichzeitig warnte Flenker vor Schnellschüssen. Vielmehr sei es erforderlich, die Anforderungen der Arbeitswelt zunächst genau zu ermitteln und vorhandene Defizite anschließend zu schließen. "Mit der heutigen Veranstaltung wollen wir darüber hinaus das Thema "Digitalisierung und grüne Ausbildung" stärker in das Licht der Öffentlichkeit rücken" erklärte der VDL-Landesvorsitzende.

Die Teilnehmer der von der Agrarjournalistin Julia Reinhardt moderierten Podiumsdiskussion stimmten darin überein, dass das Fach Digitalisierung stärker in die Lehr- und Ausbildungspläne verankert werden müsse. Darüber hinaus gebe es erhebliche Defizite in der personellen und technischen Ausstattung sowohl an den Berufs- als auch den Fach- und Hochschulen. Rainer Spiering (MdB) wies in diesem Zusammenhang auf das finanzielle Engagement von einzelnen Unternehmen der Agrarwirtschaft hin, die teilweise sogar eigene Lehrstühle für Fragen der Digitalisierung an den Hochschulen mitfinanzierten. "Darüber hinaus ist eine Verbesserung der baulichen und technischen Ausstattung an den Hochschulen ein wichtiger Bestandteil unseres Wahlprogramms!" ergänzte der SPD-Politiker.

Die seiner Meinung nach wichtige Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Wirtschaft stellte auch Klaus-Herbert Rolf von der 365FarmNet Group GmbH & Co. KG heraus. Gleichzeitig verwies er auf die nötigen Softskills in der Kommunikation und bei der Projektarbeit hin, die Ausgebildete und Absolventen mitbringen müssten, um die heutigen, meist fachübergreifenden Problemstellungen bearbeiten zu können. Für Nico Domurath von der Integar GmbH aus Dresden bestanden keine Zweifel, dass die grüne Ausbildung weiterhin eine Zukunft hat. Allerdings komme es in immer stärkerem Maße darauf an, dass Agrarier und Gartenbauer in der Lage sind, die digitale Welt und ihre Akteure zu verstehen. "Persönliche Kompetenzen wie Begeisterungsfähigkeit und Zielstrebigkeit gewinnen eine immer größere Bedeutung für den Arbeitsmarkt" stellte der Jungunternehmer fest. Prof. Fritz-Gerald Schröder von der HTW in Dresden wies in diesem Zusammenhang auf die zunehmend projektorientierte Ausbildung an den Hochschulen hin. "Gerade durch diese Form der Ausbildung wollen wir die persönlichen Kompetenzen der Studierenden steigern!" betonte der Wissenschaftler. Lars Abraham von der Dropnostix GmbH unterstützte diese Aussagen. "Die digitale Welt von morgen wird ohne Agrarier und Gartenbauer nicht funktionieren, allerdings werde eine Affinität zu technischen Fragen immer wichtiger", fügte Abraham hinzu. (BHGL)

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