Brandenburg: Saisonstart der Heidelbeeren

Auf Einladung des Gartenbauverbands Berlin-Brandenburg e.V. eröffnet Agrarminister Jörg Vogelsänger am 13. Juli die diesjährige Heidelbeersaison.

Heidelbeeren. Sreenshot: GABOT.

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Gastgeber dieser Heidelbeersaisoneröffnung ist wie in den Vorjahren wieder der Spargelhof Klaistow der beiden Eigentümerfamilien Buschmann und Winkelmann. Mit dem Ende der Spargelernte wechseln viele heimische Anbauer die Farbe - von Weiß über Erdbeerrot geht es nun ins Blaue. Dank ihres Knowhows sind die Betriebe bestens darauf vorbereitet, mit weiteren gärtnerischen Feldkulturen eine möglichst lange Ernte- und Verkaufssaison zu erreichen.

Nachdem wegen der Witterungsbedingungen einige frühe Gartenbaukulturen in Brandenburg hohe Ausfälle zu verzeichnen haben, verbinden sich nun mit der Heidelbeere große Hoffnungen. Die gehen vor allem dann auf, wenn möglichst viele Brandenburger und Berliner in den kommenden Wochen selbst mit Hand anlegen (Selbstpflücke) oder die Direktvermarktung der Betriebe in Hofläden beziehungsweise an Straßenverkaufsständen unterstützen.

Die Kulturheidelbeere (Vaccinium myrtillus Ericaceae) hat in den vergangenen zehn Jahren in Brandenburg und weltweit Karriere gemacht. Der Verbrauch steigt, besonders in Amerika und in Europa. In Europa hat der Anbau zwischen 2005 und 2012 von 4.000 auf 10.000 Hektar zweieinhalbfach zugelegt. Das ist vor allem auf die Flächenausdehnung in Spanien, Portugal, England, Niederlande, Polen (3.000 Hektar) und Deutschland zurückzuführen. In Deutschland wurden 2016 immerhin auf 2.710 Hektar Heidelbeeren angebaut.

Mit 239 Hektar in 20 Betrieben (2015 166 Hektar) war die Heidelbeere 2016 die zweitwichtigste Strauchbeerenart (Sanddorn 350 Hektar) in Brandenburg. Allein im Landkreis Potsdam-Mittelmark werden auf 199 Hektar Heidelbeeren kultiviert.

Die Nutzung der Kulturheidelbeeren geht zurück auf die Bemühungen der amerikanischen Pflanzenzüchterin Elizabeth Coleman White und des Botanikers Frederick V. Conville, die zu Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert mit einem Programm zur Auslese geeigneter Heidelbeersträucher begannen. In Deutschland begann die Heidelbeerzüchtung in den 30er Jahren unter Federführung des Botanikers Wilhelm Heermann.

Nach jahrelanger Entwicklungsarbeit konnte der im niedersächsischen Grethem ansässige Zuchtbetrieb Dr. W. Heermann (heute „Heermanns Blaubeerland") das erste Pflanzgut ausliefern. Erste große Kulturheidelbeerfelder wurden um 1950 in der Lüneburger Heide angelegt. Hauptanbaugebiete sind heute die Lüneburger Heide, Brandenburg, Teile von Oldenburg sowie Gebiete in Süddeutschland und Mittelbaden. Wichtige Impulse für den Anbau im Land Brandenburg sind seit 1990 von der Obstbauprüfstation des Landesamts für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung in Müncheberg (Dammkulturen) ausgegangen. Die Anzucht ist nach wie vor eine langwierige Sache. Pflanzen sind erst nach drei Jahren kräftig und mit 40 bis 60 cm groß genug, um ins Freiland umgesetzt zu werden. Dann dauert es weitere sieben bis neun Jahre, bis die Sträucher ihre Größe von bis zu zwei Metern erreicht haben und einen vollen Ernteertrag von vier bis zehn Kilo pro Strauch erbringen.

Waldheidelbeeren und Kulturheidelbeeren sind nur entfernt verwandt - vergleichbar mit dem Verwandtschaftsgrad zwischen Pflaume und Kirsche. Sie gehören zur selben Gattung, unterscheiden sich aber in vielem: Die einen wachsen als kleines Kraut, die anderen als stattliche Sträucher. Kulturheidelbeeren haben helles Fruchtfleisch. Nur die feste Schale ist blau. Sie sind wesentlich größer, süßer und haben nur wenige Kerne. Kulturheidelbeeren stellen jedoch die gleichen Ansprüche an Boden und Witterung wie die Waldheidelbeeren. Sie gedeihen nur auf lockeren, sauren, nährstoffarmen Sand- oder Moorböden und brauchen viel Sonne. Die Beeren sind nicht nur gut haltbar, vielseitig verwendbar und sehr schmackhaft, sie verfügen auch über sehr viele gesundheitsfördernde Eigenschaften und sind zudem noch kalorienarm und vitaminreich. Um so mehr erstaunt, dass bisher in Deutschland der durchschnittliche Jahresverbrauch lediglich bei 100 Gramm beträgt. Verglichen mit dem Pro-Kopf-Verbrauch in den Vereinigten Staaten (370 bis 570 g) gibt es noch Nachholbedarf.

Der Spargelhof Buschmann&Winkelmann in Klaistow wurde bereits am 1. Januar 1990 gegründet. Ab 2004 begann der Ausbau des eigentlichen Spargelbetriebs zum Erlebnishof. Der Betrieb bewirtschaftet über 1.000 Hektar, davon 800 Hektar Spargel, 25 Hektar Erdbeeren, 150 Hektar Heidelbeeren, 35 Hektar Kürbisse und beschäftigt ganzjährig 75 feste Mitarbeiter (darunter Bäcker, Fleischer, Köche, Tischler, Forstwirte) sowie saisonal 250 bis 300 deutsche Arbeitskräfte als Kraftfahrer, Verkäufer, Servicepersonal, weiterhin 900 polnische und rumänische Erntehelfer beziehungsweise Saisonhilfen in der Sortierhalle und für die Verpackung.

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