LWK Niedersachsen: Arbeitnehmertag setzt Impulse

17. Arbeitnehmertag der Agrarbranche auf der Agritechnica mit 300 Besucher/-innen.

Agrarinfluencerin Gesa Ramme betonte, dass Öffentlichkeitsarbeit in der Landwirtschaft besonders für Frauen wichtig ist. Bild: Christopher Hanraets / LWK Niedersachsen.

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„Gute Arbeit. Gute Zukunft. Gemeinsam für die grüne Branche" unter dieser Überschrift fand der Arbeitnehmertag der Agrarwirtschaft auf der Agritechnica statt, den die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) in diesem Jahr zum 17. Mal organisiert hat. Rund 300 Besucher/-innen folgten der Einladung nach Hannover. Der Arbeitnehmertag stand unter der Schirmherrschaft von Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte und fand mit Unterstützung der DLG und der Landwirtschaftlichen Rentenbank, der Arbeitsgemeinschaft Landwirtschaft der Volks- und Raiffeisenbanken Weser-Ems und weiteren Sponsoren statt.

Eröffnet wurde die Veranstaltung von LWK-Direktor Dr. Bernd von Garmissen, Rainer Herbers vom Arbeitskreis Landwirtschaft der Volksbanken und Raiffeisenbanken Weser-Ems und Frauke Patzke, Staatssekretärin im Niedersächsischen Landwirtschaftsministerium. Es folgten Vorträge der beiden Agrarinfluencer Gesa Ramme und Malte Messerschmidt (alias @bauern_bengel). Zudem stellten sich die IG BAU und die Niedersächsische Landjugend vor. Durch das Programm führte Nils-Joachim Meinheit, Leiter der LWK-Bezirksstelle in Nienburg.

Eine Frage der Wertschätzung

„Gute Arbeit in den grünen Berufen ist auch eine Frage der Wertschätzung – und der Zukunftsfähigkeit. Landwirtschaft, Forst, Gartenbau und Hauswirtschaft sichern unsere Ernährung, unseren ländlichen Raum und unseren Umgang mit Natur und Klima", so Patzke. „Wer diese Berufe stärkt, stärkt das ganze Land. Deshalb brauchen wir faire Bedingungen, verlässliche Perspektiven und die Anerkennung, die diese Arbeit verdient. Und wenn das Team auf dem Hof zufrieden ist, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gern zur Arbeit kommen, dann ist das auch noch eine ungemein wertvolle Ressource für die Betriebe. Sie sind Multiplikatorinnen und Multiplikatoren nach innen und außen und können einen wichtigen Beitrag zum Finden und Binden von Fachkräften leisten."

Beitrag von Frauen sichtbar machen

Agrarinfluencerin Gesa Ramme machte in ihrem Vortrag deutlich, wie wichtig Öffentlichkeitsarbeit für die Landwirtschaft ist – und insbesondere für Frauen in der Branche. „Gute Arbeit" bedeute nicht nur faire Bedingungen und Tierwohl, sondern auch Sichtbarkeit und Wertschätzung. Ramme kritisierte, dass Frauen trotz ihres großen Beitrags oft unsichtbar bleiben: Nur rund 11% der Höfe werden von Frauen geführt. Sie plädierte für bessere Arbeitsbedingungen, die Auflösung veralteter Rollenbilder und mehr digitale Kommunikation. Social Media könne dabei helfen, Vorurteile abzubauen und neue Perspektiven zu eröffnen – auch wenn die Öffentlichkeitsarbeit Gefahren wie Selbstausbeutung, Shitstorms und sexistische Kommentare mit sich bringt.

Bild in der Gesellschaft mitgestalten

Malte Messerschmidt, bekannt als „@bauern_bengel" auf Instagram, rief die junge Generation von Landwirtinnen und Landwirten dazu auf, mutig zu sein und Neues auszuprobieren. Seine zentrale Botschaft: Landwirtschaft muss sichtbar und kommunikativ sein, um das Bild in der Gesellschaft aktiv zu gestalten. „Wer sichtbar ist, kann gehört werden. Wer gehört wird, kann etwas verändern", betonte Messerschmidt. Dabei müsse nicht jeder Influencer werden – schon ein kurzer Beitrag in den sozialen Medien oder eine Einladung zum Grillfest auf den Hof könne helfen, Verständnis und Nähe zu schaffen. Offenheit und Dialog sind für ihn der Schlüssel, um Vorurteile abzubauen und die Zukunft der Branche positiv zu beeinflussen.

Henrike Orlowski und Benjamin Luig stellten die Arbeit der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) vor. Die Gewerkschaft setzt sich für faire Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft ein – von Tarifverträgen über kostenlose Seminare bis hin zur Neuordnung des Berufsbildes Landwirt/in. In ihrem Beitrag machten sie deutlich, wie wichtig Themen wie Arbeitszeiten, Gehalt, Kommunikation im Betrieb und mentale Gesundheit für Auszubildende und Beschäftigte sind.

Ebenfalls vertreten auf dem Arbeitnehmertag war die Niedersächsische Landjugend (NLJ), vertreten durch Arne Reinink und Johannes Hahn aus dem NLJ-Agrarausschuss. Unter den Besucher/-innen des Arbeitnehmertages machten sie eine kurze Umfrage, was die größten Stressfaktoren in der Landwirtschaft sind und in welchen Bereichen Sie sich Veränderungen wünschen. Außerdem verlosten sie Gutscheine für die Grüne Woche in Berlin.

Landwirtschaft braucht Mut

Zum Abschluss sprach LWK-Vizepräsidentin Dagmar Heyens zu den Gästen. „In der Landwirtschaft braucht es Mut", sagte sie. „Habt auch den Mut zu scheitern, denn nur so kommt man zu neuen Erkenntnissen." Bezugnehmend auf den Redebeitrag von Malte Messerschmidt erklärte sie, dass alle das Bild, das die Menschen von der Landwirtschaft im Kopf zusammensetzen, beeinflussen können und so die Wahrnehmung der Branche in der Gesellschaft verbessern können.

Der Arbeitnehmertag der Agrarwirtschaft fand zum letzten Mal in diesem Format auf der Agritechnica in Hannover statt. Ab 2027 soll der Arbeitnehmertag mit einem neuen Konzept stattfinden.

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