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Invasive gebietsfremde Arten: Gefahr für die biologische Vielfalt
Der Bericht analysiert den Wissensstand zu den Ursachen und Auswirkungen von invasiven gebietsfremden Arten nicht nur auf die biologische Vielfalt, sondern auch auf den Menschen. Invasive gebietsfremde Arten werden teils beabsichtigt, teils unbeabsichtigt über menschliche Aktivitäten, wie beispielsweise häufig über Transport oder Tourismus, eingebracht, breiten sich aus und sind einer der fünf wichtigsten Treiber des Biodiversitätsverlustes, die im globalen Bericht des Weltbiodiversitätsrates im Jahr 2019 identifiziert wurden. Unter anderem treten sie mit einheimischen Arten in Konkurrenz um Nahrung und Lebensräume, übertragen Krankheiten und können zum lokalen Aussterben von Arten führen. Das kann sich sowohl auf die Ökosystemleistungen auswirken als auch auf die Lebensqualität der Menschen. Der Politik gibt der Bericht wichtige Handlungsoptionen zur Prävention und zum Management von invasiven gebietsfremden Arten an die Hand. Welche Auswirkungen haben invasive gebietsfremde Arten auf die biologische Vielfalt auf globaler Ebene? Wie wirken sie auf die Leistungen der Ökosysteme, wie wirken sie auf die Lebensqualität der Menschen? Welche Möglichkeiten gibt es, diese Auswirkungen zu vermeiden oder zu reduzieren?
Bundesumweltministerin Steffi Lemke: "Unsere Natur ist nicht nur durch die Klima- und Verschmutzungskrise, die veränderte Landnutzung und -übernutzung bedroht, sondern auch durch invasive gebietsfremde Arten. Sie konkurrieren mit hiesigen Arten um Nahrung und Lebensraum, sie sind Fressfeinde von einheimischen Arten und können Krankheiten auf diese übertragen. So gefährden sie unsere biologische Vielfalt und Natur. Damit invasive gebietsfremde Arten nicht eingeführt werden oder sich über die Landesgrenzen hinaus ausbreiten können, ist eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit nötig. Prävention, Früherkennung und Management sind hierbei besonders wichtig. Die Erkenntnisse des neuen Berichts des Weltbiodiversitätsrates helfen uns, hiesige Arten besser zu schützen und damit auch die Ziele des globalen Naturschutzabkommens, das letztes Jahr in Montreal beschlossen wurde, umzusetzen."
Invasive gebietsfremde Arten verursachen gravierende und teils irreversible Veränderungen der biologischen Vielfalt. Diese können regional sehr unterschiedlich ausgeprägt sein - Inseln sind hierdurch besonders stark negativ betroffen.
Die globalen Kosten für die negativen Auswirkungen sowie die Prävention und das Management invasiver gebietsfremder Arten belaufen sich auf über 423 Milliarden USD (in 2019). Alle 10 Jahre vervierfachen sich diese Kosten. Insgesamt stellt das Assessment fest, dass deutlich häufiger negative Auswirkungen von invasiven gebietsfremden Arten auf die Lebensqualität der Menschen dokumentiert wurden als positive.
Der Bericht zeigt aber auch konkrete Optionen auf, wie politische Entscheidungsträgerinnen und -träger auf allen Ebenen reagieren können.
Prävention und Management können die Zahl invasiver gebietsfremder Arten reduzieren und die Auswirkungen minimieren. Insbesondere Präventions- und Vorsorgemaßnahmen stellten sich dabei als am wirksamsten sowie auch am kosteneffizientesten dar. Beispielsweise im marinen Bereich spielt Prävention eine besonders zentrale Rolle, da spätere Kontroll- und Bekämpfungsmaßnahmen sehr oft erfolglos blieben – wie im Bericht dokumentiert wurde. Um die Gefährdungen durch invasive gebietsfremde Arten zu minimieren, sind Koordinierung und Mitwirkung aller relevanten Akteure international, regional sowie national und lokal ein Beispiel für wesentliche Hebel.
Auf europäischer Ebene wurden bereits im Jahr 2015 mit der EU-Verordnung über die Prävention und das Management der Einführung und Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten Regelungen geschaffen, die einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung negativer Auswirkungen dieser Arten leisten. Ein wesentlicher Punkt der EU-Verordnung (Nr. 1143/2014) ist die Erstellung eines Aktionsplans für die prioritären Wege und Mechanismen, mit denen invasive gebietsfremde Arten unabsichtlich eingeführt oder ausgebracht werden. Der Aktionsplan enthält Zeitpläne und Maßnahmen, mit denen die nicht-vorsätzliche Einführung und Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten in die und innerhalb der Europäischen Union verhindert werden soll. Derzeit wird der deutsche Aktionsplan für die Pfade invasiver gebietsfremder Arten überarbeitet.
Deutschland unterstützt die Umsetzung der EU-Verordnung unter anderem mit Forschungsprojekten und der Durchführung von Fachtagungen. Darüber hinaus gibt es auf europäischer Ebene LIFE-Projekte (L'Instrument Financier pour l'Environnement, das einzige EU-Förderprogramm, das ausschließlich Umweltschutzbelange unterstützt) unter anderem mit Schwerpunkt auf invasiven gebietsfremden Arten. So wurde beispielsweise im Rahmen des LIFE-MICA-Projekts ein länderübergreifendes Managementkonzept für Nutria- und Bisampopulationen in den Niederlanden, Belgien und Deutschland durchgeführt.
Auch auf internationaler Ebene fördert die Bundesregierung im Rahmen der Internationalen Klimaschutz-Initiative, kurz IKI, Projekte, welche sich mit dem Management von invasiven gebietsfremden Arten beschäftigen. Das Projekt "Management invasiver Arten in Gemeinschaftswäldern in Nepal" setzt beispielsweise Managementmaßnahmen gegen invasive gebietsfremde Pflanzenarten um. Im IKI-Themencall 2022 wurde nach Projekten gesucht, die die Vermeidung und Reduzierung der negativen Auswirkungen von invasiven gebietsfremden Arten auf Inselökosysteme unterstützen. Maßnahmen in diesem Bereich sind zumeist arbeits- und kostenintensiv. Den Gewinner*innen des Ideenwettbewerbs werden 20 Mio. Euro zur Verfügung stehen.
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