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IGW: Endspurt beim Weihnachtsbaumverkauf
Den Weihnachtsbaumanbauern brachte die Corona-Pandemie im vergangenen Jahr neben Mehrarbeit unerwartet ein teils erhebliches Umsatzplus. Gilt das auch für dieses Jahr? Peter Geiß (Lkr. Weilheim-Schongau, Oberbayern), Vorsitzender der Interessengemeinschaft der Jungweihnachtsbaumanbauer (IGW), ist noch skeptisch, aber bislang sei die Nachfrage nach Tannen in Deutschland und Österreich durchaus gut. Wie schon 2020 werden viele, die üblicherweise über die Festtage verreisen, daheim bleiben und sich einen Weihnachtsbaum holen, so Peter Geiß. Außerdem werde vermutlich insgesamt mehr geschmückt, denn: „In dieser Zeit der Verunsicherung sehnen sich die Menschen nach einem besinnlichen, harmonischen und fröhlich stimmenden Weihnachtsfest.“ Der frische Nadelbaum gehört untrennbar dazu. Es zeige sich sogar ein Trend zum „Zweitbaum“, etwa fürs Kinderzimmer oder am Hauseingang, und sogar zum „Drittbaum“ im Vorgarten, auf der Terrasse oder auf dem Balkon.
Über die Halbzeit des Weihnachtsbaumverkaufs berichten einige der 70 IGW-Mitglieder:
Brandenburg
Mit einem ähnlich guten Geschäft wie im vergangenen Jahr rechnet Matthias Jung (Tannenhof Jung, Lkr. Ostprignitz-Ruppin in Brandenburg). Wie im Vorjahr habe die Nachfrage früher als gewöhnlich eingesetzt. Das war die Rückmeldung von den Verkaufsplätzen in Leipzig, Werningerrode im Harz, Neuruppin und Kyritz, die Jung unter anderem beliefert. Ab dem kommenden Samstag bis zum Fest läuft auf dem Tannenhof der Ab-Hof-Verkauf mit der Möglichkeit zum Selbstschlagen des Baums, was für immer mehr Familien zu einem beliebten Wochenendspaß wird.
Oberbayern
Für Stefan Spennesberger (Tannhof Oberweilbach, Tannenhof Hörgenbach und Waldgut Petershausen, Lkr. Dachau, Oberbayern) und seine Familie begann die Saison mit leichteren Schäden: Einige Zäune um die 35 Verkaufsplätze in der Umgebung waren vom Sturm umgedrückt worden. Der Verkauf an den Adventswochenenden lief in etwa so gut wie im vergangenen Jahr. Weiter verstärkt habe sich die Nachfrage der Privatkäufer nach Tannenzweigen zum Dekorieren. Stefan Spennesberger bedauert allerdings, dass er wegen der Pandemie wieder keinen Weihnachtsmarkt anbieten kann und auch der Kinderspielplatz geschlossen bleiben muss. Immerhin dürfen in Bayern kleine Speisen und Getränke „to go“ angeboten werden.
Steiermark
Vom Lockdown in Österreich bis einschließlich 12. Dezember ausgenommen ist der Christbaumverkauf - das habe den Verkaufsstart vermutlich beflügelt, schätzt Florian Posch („Poschbaum“, Bezirk Weiz, Steiermark). Manche Kunden hätten in der Ungewissheit, was noch alles geschlossen wird, durchaus „etwas Panik gehabt, keinen Baum mehr zu bekommen“. Bis jetzt hat Florian Posch zehn seiner insgesamt 25 Verkaufsplätze in der Umgebung geöffnet. Im Vergleich zum Vorjahr laufe der Großhandel etwas besser, ebenso der Verkauf von großen sogenannten Dekobäumen, da die momentan geschlossenen Einkaufsmärkte für das noch erhoffte Weihnachtsgeschäft schmücken. Dagegen gebe es wiederum wie im Vorjahr keine Nachfrage aus der Gastronomie-Branche. Florian Posch glaubt auch nicht, dass die Restaurants bis zum Weihnachtsfest noch einmal öffnen werden, sogar wenn es gestattet wäre.
Oberpfalz
„20% weniger Kunden als 2021, aber mehr als 2020“ verzeichnet Bernhard Kammerer (Christbaumhof Kammerer, Lkr. Neustadt an der Waldnaab, Oberpfalz) bisher beim Hofverkauf in Leuchtenberg-Döllnitz. Das könne am Wetter mit Sturm am ersten Adventswochenende und viel Schnee am zweiten gelegen haben, denn bei schlechtem Wetter verschieben die Kunden den Baumkauf: „Das merken wir sofort.“ Eine Besonderheit des Christbaumhofs Kammerer ist, dass sich die Kunden schon an jedem Sonntag im Oktober „ihren“ Baum reservieren können. Familie Kammerer bietet dazu Kaffee und Kuchen an – ein Angebot, das an den fünf Sonntagen dieses Oktobers jeweils 50 bis 60 Familien für einen Ausflug nach Döllnitz nutzten. Eine zweite Besonderheit ist, dass etliche Christbäume sozusagen exportiert werden, da tschechische Pendler zu den Kunden zählen, wie auch Angehörige der im Umkreis stationierten US-Streitkräfte.
Schleswig-Holstein
Die Corona-Sorgen plagen den Norden weniger als den Süden, berichtet Stefanie Sebestyen aus Aasbüttel (Kreis Steinburg in Schleswig-Holstein). Ihr Hof Holzfuß konnte Weihnachtsfeiern bis jetzt „problemlos“ ausrichten, mit der 2-G-Regel. Es sind noch zwei weitere Veranstaltungen bestellt, die dann aber im Freien stattfinden werden. Die Saison kann Stefanie Sebestyen noch nicht recht einschätzen – das Schnittgrün sei stark nachgefragt worden und der Hofverkauf gut angelaufen, doch auf den fünf Verkaufsplätzen in Hamburg beginnt der Verkauf erst am Samstag, 11. Dezember. Schwieriger als sonst sei es dieses Jahr, Hilfskräfte zu finden, und die Belastung aller Familienmitglieder daher enorm hoch. Stefanie Sebestyen und ihre Schwester Sabrina Holzfuß haben die Verantwortung im elterlichen Betrieb zu Jahresanfang übernommen.
Nordrhein-Westfalen
Eine frühe und starke Nachfrage wie nie erlebt der Hof Strübbe in Lotte bei Osnabrück (Kreis Steinfurt in Nordrhein-Westfalen). Sowohl im Großhandel als auch im Direktverkauf laufe das Geschäft bereits seit zehn Tagen so gut, dass Material wie Weihnachtsbaumständer, Geräte zum Einnetzen und sogar die Arbeitskleidung kaum nachzubestellen sind, berichtet Holger Strübbe. Das sei ein Zeichen für eine allgemein hohe Nachfrage nach Weihnachtsbäumen. Als Gründe dafür vermutet Holger Strübbe einen Trend aus den Niederlanden, die Bäume nicht erst zum Fest, sondern bereits im Advent aufzustellen, sowie den Trend zum Zweit- oder sogar Drittbaum – zum Beispiel für den Vorgarten, den Balkon, die Terrasse oder das Kinderzimmer. Die Entwicklung freut den Weihnachtsbaumanbauer selbstverständlich, aber Holger Strübbe merkt an, dass sich zunehmend Personalmangel beim Einschlag und im Handel bemerkbar macht, obwohl die Branche in der Regel Helfer weit über dem Mindestlohn bezahlt.
Baden-Württemberg
„Ein extremes Problem“ sei dieses Jahr der Personalmangel, bestätigt Winfried Reschka (Lkr. Sigmaringen in Baden-Württemberg). Von seinen üblicherweise 15 Christbaum-Verkaufsständen in der Region konnte er dieses Jahr nur zehn öffnen, weil sich für den vierwöchigen Einsatz nicht genug Interessenten gefunden hatten. Obwohl gutes Geld zu verdienen sei, fehle offenbar der Anreiz. Winfried Reschka schätzt, der Personalmangel werde das große Thema der Zukunft, in der Gastronomie mehr noch als in seiner Branche. „Normal“ läuft seinen Worten zufolge der Großhandel bei „Winfried aus Süddeutschland“, wie viele Kunden im Bundesgebiet und in der Schweiz den Familienbetrieb nahe dem Bodensee nennen. Der Einzelhandel dagegen habe sich verhalten angelassen, was aber auch am bisherigen Wetter mit Sturm, Regen und Schnee gelegen haben könne. Deswegen setzt Winfried Reschka auf einen guten Absatz am dritten und vierten Adventswochenende, nach dem dieses Jahr sogar noch vier (Verkaufs-)Tage bis Heilig Abend bleiben. (IGW)
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