Dachbegrünung: Viele gute Gründe

Grüne Inseln auf dem Dach: Der lange Weg der Dachbegrünung in die Tagesschau.

Wer einen Dachgarten hat, möchte ihn in den Sommermonaten nicht missen. In der warmen Jahreszeit ist ein himmelnaher Freisitz der schiere Luxus. Foto: BuGG.

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Wer einen Dachgarten hat, möchte ihn nicht missen. In den wärmeren Jahreszeiten ist ein himmelnaher Freisitz der schiere Luxus. In Pandemiezeiten sorgt er außerdem für Sicherheit und einen im wahrsten Sinne des Wortes höchst angenehmen Platz für die unterschiedlichsten Aktivitäten bis zum entspannten Nichtstun. Nicht nur Pflanzen in Töpfen, sondern auch Grasflächen, Staudenbeete und der Gemüseanbau lassen sich heute auf Dächern bewerkstelligen. Eine Lebenswelt mit hohem Erholungswert entsteht in Städten dort, wo grüner Freiraum knapp und teuer ist.

Viele gute Gründe

Mit Töpfen bepflanzte Dachgärten gab es schon im alten Rom. Die Grundstückspreise waren auch schon in der Antike horrend, so dass viele, die einen Garten anlegen wollten, ihren Häusern aufs Dach stiegen und paradiesische Freiräume schufen. Von solchen fantasievollen Adonisgärtchen soll dieser Artikel gar nicht handeln, sie hätten auch keine Chance, in die großen Nachrichtenmagazine im Fernsehen zu kommen. Wenn dort seit Monaten von grünen Dächern geredet wird, dann geschieht dies im Zusammenhang mit möglichen Strategien zur Anpassung an den uns alle bedrohenden Klimawandel und seinen Phänomenen wie einem Rückgang der Artenvielfalt, Hitze, Trockenheit, Starkregen und Überflutung. Ein bedeutendes Instrument heißt „Grüne Infrastruktur" und meint eine intensive Durchgrünung urbaner Räume mit lebendigen Freiflächen, Parks, Verkehrsinseln, Straßenbegleitgrün, Bäumen, Bäumen, Bäumen, wo immer sie wachsen können. Die Forderung nach so viel wie möglich lebendigen Gärten statt versiegelter Flächen und Schotter, grünen Fassaden und grünen Dächern, war noch nie so laut.

Die Idee, Dächer zu begrünen, ist nicht neu, aber sie war noch nie so brandaktuell. Die Vorschriftenlage hat sich der Klimasituation angepasst und vielerorts werden längst grüne Dächer in Neubaugebieten gefordert. Sie werden aber auch gefördert, denn wie so oft sind es erst die finanziellen Anreize, die eine gute Erkenntnis schließlich wirklich in die Tat umsetzen lassen. Auch im Bestand wird das Thema mehr als heiß diskutiert und gefordert. Selbst wenn ein Gründach nur extensiv bepflanzt ist, d.h. mit trockenheitsliebenden Pflanzen, die so gut wie keine Pflege brauchen, hat das Auswirkungen auf den Wasserhaushalt bei Regenfällen und auf die Temperatur im darunter liegenden Haus. Oft werden heute grüne Dächer sinnvoll mit Photovoltaikanlagen kombiniert. Aus gutem Grund, denn Vergleichsmessungen belegen, dass diese Anlagen effizienter sind, weil die Umgebungstemperatur niedriger ist als auf einem Kiesdach.

Hitzeinseln und Überflutung

Städte funktionieren heute im Sommer wie Backöfen. Die Stein- und Betonmassen heizen sich auf und geben die Wärme über Nacht ab. An wohltuende Abkühlung und guten Schlaf ist wochenlang kaum zu denken. Grüne Dächer und Fassaden verbessern nicht nur das Klima am und im Haus, sondern sie tragen insgesamt dazu bei, Temperaturextreme auszugleichen. Eindrucksvolle Beispiele finden sich in skandinavischen Ländern, wo grasgedeckte Dächer in den Wintermonaten die Wärmeverluste mindern. An Starkregentagen werden versiegelte Plätze und Straßen überflutet, da es kaum mehr Möglichkeiten gibt, dass Wasser auf natürlichem Wege versickern kann. Das ist die Stelle, an der die Nachrichtensendungen mit Klimasachverständigen aufwarten, die mehr unversiegelte, grüne Flächen und Räume in Städten fordern.

Vor über 40 Jahren war es der Künstler Friedensreich Hundertwasser, der uns bis heute eindrücklich vor Augen führt, wie man in Städten in grüner Umgebung leben kann. Seine Argumente sind so zutreffend und aktuell wie nie: „Eine Dachbegrünung ist eine unglaublich positive Sache. Sie bringt Vorteile, Freude und Wohlbefinden, nicht nur jenen, die so ein grünes Dach benutzen ... Das grüne Dach bringt auch denjenigen große Vorteile, die es weder benutzen noch darunter wohnen." Vor 40 Jahren war Hundertwasser ein Pionier und eben ein Künstler, dessen Gesamtkunstwerke zwar bewundert wurden, aber keine Übersetzung in die urbanen Lebenswirklichkeiten fanden.

Ausgereifte Systeme

Als Hundertwasser Wälder auf Häusern propagierte, war das zwar auch schon schön, aber eben Kunst und galt noch als utopisch. Damals wurde noch viel improvisiert und ausprobiert, aber der Respekt vor dem Scheitern war groß. „Und was ist, wenn das Dach nicht dicht ist?" diese Frage trieb potentielle Bauherren und Bauherrinnen genauso um wie die (Folge)Kosten, die sich nicht genau fassen ließen. Heute gibt es längst eine eigene Branche, die sich professionell mit Dachbegrünungen befasst. Ausgefeilte Systeme für intensive und für extensive Dachbegrünungen sind zuverlässige Massenprodukte geworden. Die Einzelkomponenten zur Abdichtung, zum Wurzelschutz oder zur Wasserspeicherung unterliegen geprüften Standards und Richtlinien. Spezielle Betriebe entwickeln Substrate und Pflanzensysteme. Der Brandschutz unterliegt strengen Vorschriften. Die Dachbegrünung ist ausgereift und längst nicht nur im Neubau, sondern auch im Bestand integrierbar. Die Wirkung begrünter Dächer ist wissenschaftlich vielfach erwiesen und wird stetig durch neue Forschungsergebnisse untermauert. (BuGG)

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