Brandenburg: Das Jahr 2024 aus gartenbaulicher Sicht

Das vergangene Jahr hielt für Gärtnerinnen und Gärtner viele Herausforderungen bereit, schwerpunktmäßig sei hier der frühe Vegeationsbeginn mit den anschließenden Frostereignissen im Obstbau im April genannt.

Die verheerenden Nachtfröste in der Zeit von 21.-24. April führten in vielen Obstbaulagen zu massiven Schäden. Bild: GABOT.

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Obst

Witterungsbedingt startete der Vegetationsbeginn so früh wie noch nie und damit auch die Aktivphase der Schaderreger. Erster Ascosporenflug des Apfelschorfs wurde in der letzten Februardekade ermittelt, der erste Apfelblütenstecher in Klopfproben am 16.02. nachgewiesen. Damit waren bereits zeitig im März erste Regulierungsmaßnahmen erforderlich. Die Obstblüte begann äußerst früh und erfolgte zeitlich sehr konzentriert. Die verheerenden Nachtfröste in der Zeit von 21.-24. April führten in vielen Obstbaulagen zu massiven Schäden, nachdem viele Kulturen bereits einen beginnenden Fruchtansatz ausgebildet hatten. Auch Weinbestände wurden stark geschädigt. Die nachfolgenden Maßnahmen waren in den betroffenen Anlagen nur auf das absolute Mindestmaß der Gesunderhaltung der Bestände beschränkt, so dass die Behandlungsintensitäten gegenüber normalen Jahren stark rückläufig waren. In einigen wenigen Anbaulagen wuchs eine fast normale Ernte heran. Dort wo noch ein geringer Fruchtansatz vorhanden war, konzentrierten sich fruchtschädigende Insekten wie Apfelwickler, diverse Rüsselkäfer-Arten, in Kirschen Kirschfruchtfliege und selbst auch Stare auf die verbliebenen Früchte und führten zu weiteren Ertragsverlusten. Lokal trat in Birnen Befall durch den Feuerbranderreger auf. In Pflaumen wurden bereits Anfang April Maßnahmen gegen Pflaumenwickler mit der Pheromonverwirrung abgesichert, die infolge der Frostschäden dann aber nicht mehr überall einen Effekt hatten. In Beerenobst führte kulturspezifisch das Auftreten verschiedener Schadinsekten wie Pfirsichschildlaus und Mittelmeernelkenwickler in Heidelbeeren oder Sanddornfruchtfliege in Sanddornkulturen zu Regulierungsbedarf. Ergiebige Niederschlagsmengen in Verbindung mit geringen Fruchtansätzen führten in vielen Baumobstbeständen zu einem verstärkten Triebwachstum, so dass hier ein höherer Schnittaufwand in den Folgemonaten erforderlich wird. Die enormen zusätzlichen Kosten in den Betrieben konnten mit einem Teil der gewährten Frosthilfe aufgefangen werden.

Gemüse

Auch verschiedene Gemüsekulturen wie Einlegegurken in der Region Spreewald oder frühe Kohlkulturen wurden trotz Vliesabdeckung durch die Frostnächte Ende April geschädigt, so dass Jungpflanzen nachgesetzt werden mussten oder deutliche Frostschäden an den Pflanzen zurückblieben. In anderen Fällen verursachte die langanhaltende Staunässe Probleme: Die Befahrbarkeit von Flächen war erst spät möglich, Pflanzungen verschoben sich trotz guter Bedingungen nach hinten, Pflegemaßnahmen in Dauerkulturen wie Rhabarber und Spargel waren teils nicht möglich und darüber hinaus eine erhöhte Infektionsgefahr mit bodenbürtigen Schaderregern gegeben. Gerade in Spargel wurde in 2024 in vielen Anlagen ein erhöhter Befall mit Fusarium oder Phytophthora festgestellt, was zu einer allgemeinen Schwächung der Pflanzen oder bei starkem Befall zum Absterben führte. Der Spargelfliege indes hat die hohe Bodenfeuchtigkeit nicht geschadet. Aufgrund des frühen Vegetationsbeginns war regional bereits Mitte April eine große Anzahl an Fliegen an den Stableimfallen festzustellen. Der Befall war auch in 2024 auf vielen Flächen sehr stark, so dass Behandlungen gemäß der erteilten Notfallzulassung (§53 Pflanzenschutzgesetz) für das Pflanzenschutzmittel Benevia (Cyantraniliprole) durchgeführt wurden. Die Saison 2024 war bis Ende Juli von häufigen und teils starken Regenereignissen geprägt. So zeigte sich in vielen Kulturen ein erhöhter Befall mit pilzlichen Schaderregern, vor allem Falscher Mehltau und weiteren Blattfleckenerregern. Dominierte in den vorausgegangenen Jahren in Spargel eher der Spargelrost, der vorwiegend bei trockenen und sonnigen Bedingungen infiziert, trat in 2024 wieder verstärkt die Stemphylium-Laubkrankheit auf. Der Besatz in verschiedenen Kulturen mit Larven von Schadschmetterlingen und Schadkäfern war regional und flächenspezifisch unterschiedlich, jedoch auf gleichem Niveau wie in den Vorjahren. Spinnmilben, vor allem in Gurken sowie Blattläuse in verschiedenen Kulturen, traten erst ab Mitte August stärker auf, verursachten aber allgemein weniger Schaden als im Vorjahr. Durch die lange Vegetationsdauer waren gerade in Kohlarten Erdflöhe, Kohlmotte und Mehlige Kohlblattlaus bis weit in den Oktober hinein zu finden. Wanzen sind in den letzten Jahren vor allem in Fruchtgemüsearten ein großes Thema geworden und sind mit der derzeitig verfügbaren Mittelpalette nur schwer zu bekämpfen. Erstmals wurde auch in Brandenburg an einem Standort die Grüne Reiswanze nachgewiesen.

Zierpflanze, Baumschule und Öffentliches Grün

Da zu den wichtigsten Kulturzeiten in der Anzucht von Beet- & Balkonpflanzen (Frühling und Frühsommer) lang anhaltende Hitzeperioden ausblieben, haben sich keine größeren Populationen von Blattläusen, Spinnmilben und Thripsen aufbauen können. Regional sind Schaderreger wie Blattwespen, Minierfliegen und Weiße Fliege aufgetreten. Im Zierpflanzenanbau allgemein gab es immer wieder Schäden durch Zikaden. Da Zikaden sehr flüchtig sind, gestaltet sich ihre Bekämpfung schwierig. 2024 war vor allem ein Jahr der Schnecken, was in der Staudenproduktion oder auch in anderen speziellen Kulturen wie Orchideen, zu erheblichen Schäden führte. In erster Linie waren Nacktschnecken wie die Spanische Wegschnecke und die Genetzte Ackerschnecke dafür verantwortlich. Jedoch ist auch die Gefleckte Weinbergschnecke invasiv in Erscheinung getreten. Sie steht unter Naturschutz; ihre Ausbreitung wird weiter beobachtet.

Die Spätfröste im Frühjahr 2024 hinterließen auch an vielen Gehölzarten deutliche Frostschäden. Zusätzlicher Stress , vor allem an Laubgehölzarten, entstand durch die Hitzeperiode und Trockenheit im August und September. Die Goldafter-Gradation war 2024 im siebten aufeinanderfolgenden Jahr deutlich ausgeprägt und verursachte teils hohen Laubverlust und örtlichen Kahlfraß. Die Schäden traten vor allem an Eichen im Straßenbegleitgrün auf. Insgesamt konnte eine deutliche Zunahme von Bodenpilzen durch die Vernässung der Böden bis in den Sommer 2024 hinein festgestellt werden. Phytophthora-Arten im Boden wurden vermehrt an Eichen-Arten und anderen Laubgehölzen, gerade in neugepflanztem Begleitgrün, Parks und Privatgärten, diagnostiziert. Die Ursachen waren auf Staunässe durch die Witterungsbedingungen, geschädigte Wurzelballen in zu geringer Größe oder eine Überballierung im Zusammenhang mit zu tiefer Pflanzung zurückzuführen. An Ölbaumgewächsen wie Flieder und Liguster sowie an Eschen waren, wie auch in 2023, deutliche Fraßschäden durch die adulten Käfer der „Spanischen Fliege“ festzustellen. Der Käfer ist in den letzten beiden Jahren vermehrt in Baumschulen, Klein- und Privatgärten nachgewiesen worden. An Linden verursachten im letzten Jahr die Altlarven des Blausiebs aus der Generation der Eiablagen von 2021 und 2022 deutliche Schäden. Ulmen waren in der zweiten Jahreshälfte weiterhin durch die Fraßaktivitäten der Zickzackulmenblattwespe gefährdet. Dies galt vor allem für Bäume im Straßenbegleitgrün, die nicht mehr in der Entwicklungspflege standen.

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