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Markt Igensdorf: Was ein gesunder Boden kann
Eingeladen hatten der Grünlandexperte Hans Koch, Josef Stangl (wissenschaftlicher Mitarbeiter der Technischen Universität München) sowie die örtlichen Landwirte Maximilian Merkl und Jörg Dorn. In der Schlussrunde der Tagung gab es allgemeines Lob für die Fülle an Informationen und Anregungen. Eine Fortsetzungsveranstaltung auf der Fränkischen Alb scheint wahrscheinlich.
Bei Hans Koch, der selbst aus der Landwirtschaft stammt und Mais anbaut, dreht sich zeitlebens alles um den gesunden Boden: Nur ein gesunder Boden ist leistungsfähig und der lässt sich am einfachsten auf natürliche Weise erreichen. Diese Erkenntnis sieht der 61- Jährige in wissenschaftlichen Versuchen und in der Praxis bestätigt. Auch im Hinblick auf die Ökologie und das Klima sei eine extensive Landwirtschaft nicht die Lösung, im Gegenteil: Die Umwelt profitiere von einem hohen Humusgehalt (Wassermanagement, Biodiversität) und der sorge nebenbei für Höchsterträge, qualitativ wie quantitativ. Dabei misst Koch Untersaaten und Zwischenfrüchten eine höhere Bedeutung bei als dem Einsatz von Maschinen und Chemie.
Überzeugt davon ist unter anderem der Igensdorfer Maximilian Merkl. Seinen Ackerbaubetrieb führt er zur Hälfte biologisch. Was er und sein Kollege Jörg Dorn über die Jahre von Hans Koch gelernt haben, „möchte ich jetzt weitergeben“. So ging es beim Bodentag um das gesamte große Einmaleins der Landwirtschaft: Schutz und Verbesserung der Bodengüte, Humusaufbau, Bodenbearbeitung sowie Düngung und Pflanzenschutz auf möglichst natürliche Weise und das unter Berücksichtigung der Anforderungen des Klimawandels und immer strengerer politischer Vorgaben.
Belege für ihre Empfehlungen lieferten der Grünlandexperte Koch und der Agrarwissenschaftler Stangl mit Ergebnissen aus langjährigen Versuchen unabhängiger Institute. Wer dennoch skeptisch sei, könne in seinem Betrieb selbst für vier, fünf Jahre Versuchsflächen einrichten. Handlungsdruck sei gegeben, allein schon durch die angekündigte weitere Reduktion des chemischen Pflanzenschutzes in den nächsten Jahren. Die Handlungsempfehlung lautet kurz gefasst, zunächst die Bodenstruktur und die Bodenchemie der jeweiligen Ackerfläche zu ermitteln; in Deutschland gibt es etwa 70 verschiedene Bodenarten und „der Boden lebt von 80 Elementen“, so Josef Stangl. Kompliziert wird es, weil die Stoffe einander bedingen bei der Pflanzenverfügbarkeit und die Aufnahme außerdem von der Bodenfeuchte abhängig ist: „Wird nur ein Element um 50% reduziert, sinkt der Ertrag um bis zu 60%.“
Dazu kommt die notwendige Verstoffwechselung durch das Bodenleben - Bakterien, Pilze, Insekten, Würmer. Sie alle brauchen (außer in langen Frostperioden) beständig Futter, also organisches Material, auch frisches. Untersaaten und Zwischenfruchtpflanzen bringen Fette, Eiweiß, Zucker und andere Kohlehydrate und sogar Stickstoff aus der Luft ins Erdreich und brechen Verdichtungen auf. Bei der Mahd sollte das Stroh zur besseren Verrottung möglichst kurz geschnitten und gleichmäßig dünn übers Feld verteilt werden, und die Messer am Mähdrescher sollten daher auch täglich kontrolliert werden, empfiehlt Josef Stangl. Da die Mikroorganismen Kalzium benötigen, müsse der Kalkgehalt des Bodens immer wieder überprüft werden. Einfach geht das mit etwas zehnprozentiger Salzsäure aus der Apotheke, erläuterte Agraringenieur Rainer Keller von der Firma DüKa Naturkalk: Ein paar Tropfen auf die Erde – schäumt es auf oder knistert es, ist genügend Kalk vorhanden. Zum Anheben des pH-Werts genüge bei Bedarf billiger Kalk.
Von starker Bodenbearbeitung und offenen Böden raten die Fachleute dringend ab, da dies unter anderem das Bodenleben beeinträchtigt und zur sogenannten inneren Erosion, dem Absinken der wertvollen Ton-Humus-Komplexe, führen kann. Keine Regel ohne Ausnahme, schränkte Hans Koch ein: Bleibt der Boden nach der Mahd im August einige Zeit unbedeckt, tötet die Sonneneinstrahlung mit Temperaturen von bis zu 66 Grad die Samen des Ackerfuchsschwanzes zu über 90% ab, anderenfalls bleiben sie zehn Jahre keimfähig. Der Ackerfuchsschwanz - ein einjähriges Kraut, das zusammen mit Getreide aufgeht und die Ernte erheblich schmälert – lässt sich mit Herbiziden nur noch schwer bekämpfen, da teils Resistenzen entstanden sind. Außerdem, so Koch: „Jedes Herbizid schädigt auch die Hauptkultur, vielleicht zu 15%.“
Die Bodenstruktur sollte gut durchlüftet und krümelig sein, was eine hohe Nährstoffeffizienz bewirkt. Durchwurzelung mit Untersaaten schließt verdichtete Böden auf, bis in Tiefen, die kein Pflug erreicht. Das Ausbringen des wichtigen Stickstoffs (Nitrat) beispielsweise unterliegt gesetzlichen Einschränkungen, ist jedoch erwiesenermaßen ohnehin effektiver durch Kleesorten dem Boden und damit den Nutzpflanzen zuzuführen; Klee gewinnt den Stickstoff aus der Luft, die zu 78% aus Stickstoff besteht.
Die Erhöhung der Wurzelmasse bis in 60 Zentimeter Tiefe verbessere den Boden entscheidend und sei durch angepasste Untersaatenmischungen zu erreichen, propagiert Hans Koch. Die Pflege der Klee-, Leguminosen- und Kräutermischungen durch Walzen diene je nach gewünschtem Effekt der Bodenernährung oder Feuchtigkeits- oder Temperaturregulierung. Mit 500 Saatkörnern je Quadratmeter lasse sich eine hohe Wurzeldichte erzielen. Agraringenieur Hans Koch bietet ein „Grünland-Profi-Training“ mit Onlineseminaren und Videoberatung an. Aufgrund der Reaktionen in Igensdorf überlegt er, zusammen mit Josef Stangl parallel ein Boden-Profi-Training als Ergänzung speziell für Ackerbauer ins Leben zu rufen.
Auf besonderes Interesse der Landwirte stieß außerdem ein kurzer Vortrag von Thorsten Sturm (Esbach bei Bad Windsheim) über seine zweijährige Erfahrung mit dem bodenschonenden Direktsaat-System des britischen Landmaschinenherstellers Claydon. Die ist so gut, dass der 39-Jährige betonen musste, nicht im Lohn der Firma zu stehen. Die Drillmaschine habe zwar „ihre Tücken“, verdichte aber den Boden nicht und könne auch bei Nässe gefahren werden. Dank Claydon verzeichne er gegenüber den herkömmlichen „Schönwettermaschinen“ eine Ersparnis von 50 bis 70 Euro je Hektar.

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