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Wetter: Europas Klima im Sommer 2017 zweigeteilt
Wegen der Wasserkrise in Italien hat die Regierung in Rom den Notstand für Latium und Umbrien ausgerufen. Im Latium liegt auch die Hauptstadt Rom. Aktuell wird die Hitzewelle durch das Eindringen deutlich kühlerer Luft von Norden nach Süden und Osten abgedrängt wobei der Übergang in Norditalien von schwersten Unwettern mit Hagel (z.B. am 9. August am Gardasee) und Tornados (z.B. am 10. August im Badeort Cavallino nordöstlich von Venedig) begleitet wird. Dieser Bericht fokussiert sich jedoch auf die klimatologische Einordnung der Dürre in Mittel- und Süditalien.
Der Grundstein für diese Dürre wurde durch die bereits im vergangenen Winter und Frühjahr weit unterdurchschnittlichen Niederschlagsmengen gelegt, die den ganzen Mittelmeerraum und auch Deutschland betroffen haben. Im Gegensatz zu Deutschland setzte sich aber in Italien die Trockenheit in den Sommermonaten typischerweise fort, und wurde zuletzt durch eine besonders intensive Hitzewelle, für welche der DWD bereits am 3. August 2017 eine Frühwarnung an die Wetterdienste der betroffenen Länder ausgegeben hatte, zusätzlich verschärft.
Hitze im Sommer in Italien
Seit Ende Juli leiden die Mitte und der Süden Italiens insbesondere in den dem Ligurischen und Tyrrhenischen Meer zugewandten Regionen Ligurien, Toskana, Umbrien, Latium und Kampanien unter einer massiven Hitzewelle mit Höchsttemperaturen, die verbreitet die 35 Grad Marke seit mehr als einer Woche überschreiten. Gebietsweise traten an mehreren Tagen hintereinander Tageshöchsttemperaturen von mehr als 40°C auf. In Florenz stieg die Temperatur am 1. August 2017 auf 41,3°C. Damit wurde dort der alte Hitzerekord von 41,1°C aus dem Jahr 2003 gebrochen. Diese Hitzewelle zeichnete sich nicht nur durch sehr hohe Tagestemperaturen, sondern auch durch sehr hohe Nachttemperaturen aus. In den Nächten sanken die Temperaturen teilweise nicht unter 25°C ab. Örtlich wurden sogar tiefste Nachtwerte um 30 °C gemessen. Die anhaltend hohen Temperaturen stellen für Mensch und Tier eine enorme Wärmebelastung dar.
Diese Hitzewelle ist eine weitere Steigerung einer ungewöhnlichen Wärmeperiode, die bereits mit der zweiten Junidekade begann. Die Zeitreihen der Monatsmitteltemperaturen von Juni und Juli in Abbildung 2 machen deutlich, dass vor allem die Mitteltemperaturen vom Juni 2017 zu den höchsten seit 1961 zählen. Von den hier aufgeführten Stationen war meist nur der Juni 2003 noch wärmer als der diesjährige. In Marina di Ginosa am Golf von Tarent fiel der Juni 2017 sogar noch wärmer aus als der Juni 2003.
Dürre und Trockenheit in den vergangenen 12 Monaten in Italien
Die Hitzewelle bildet den bisherigen Höhepunkt einer seit November 2016 von unterdurchschnittlichen Niederschlägen bestimmten Dürreperiode. Dabei hat sich inzwischen im Flächenmittel über Mittel- und Süditalien ein Niederschlagsdefizit von über 200 mm aufgebaut, was aber an einzelnen Stationen noch deutlich stärker ausfällt. So liegt der seit Juli 2016 an der Station Vigna di Valle, unweit Rom, akkumulierte Niederschlag bei lediglich 625 mm und damit um 361 mm unter dem Soll von 986 mm für diesen Zeitraum. Auffällig bei dieser Station ist, dass sich wie im Flächenmittel das Defizit erst seit November 2016 aufbaut. Die Niederschläge waren im Herbst 2016 noch im Soll oder sogar leicht überdurchschnittlich ausgefallen und erlaubten zu der Zeit, bei Annahme normaler Winterniederschläge, einen Ausblick auf ein auskömmliches Niederschlagsangebot zur Grundwasserbildung. Höhepunkt der Dürresituationen an Stationen in Ligurien (Genua) und der Toskana (Grossetto), wo seit Mitte Mai 2017, kaum noch Niederschlag gefallen ist.
WZN Dürreindex zeigt charakteristische Zeit und Ausmaß der italienischen Dürre:
Weltzentrum für Niederschlagsklimatologie operationell berechneten Dürreindex für den Stichtag 31. Juli 2017, mit Rückschauzeiten von 1, 3, 6, 9, 12 und 24 Monaten. Offensichtlich dauert die Dürre in Mittelitalien südlich der Po-Ebene bereits seit über 12 Monaten an und nur Sizilien und der äußerste Süden sind weniger stark, weil erst seit 6 Monaten, betroffen. Der Grund dafür sind stark überdurchschnittliche Niederschläge ausgerechnet in den Sommermonaten 2016, an denen es normalerweise im Süden Italiens extrem trocken ist. So zeigt die Station Messina für den seit Juli 2016 akkumulierten Niederschlag bis zum heutigen Tag tatsächlich gefallene Summen über dem Soll an, die aber ausschließlich auf die hohen Niederschläge in 2016 zurückzuführen sind. Bei guter Speicherung des Überangebotes steht dieses Niederschlagswasser derzeit noch zur Verfügung. Die anderen Regionen Italiens hatten aber im 3 Sommer 2016 nur die für die Jahreszeit üblichen geringen Niederschlagsmengen zu verbuchen, sodass hier keine Reserven angelegt werden konnten, wie es normalerweise auch im Herbst und Winter geschieht. Der Winterniederschlag fiel aber dieses Mal als Quelle zur Regeneration der Wasserressourcen zu einem erheblichen Anteil aus. Lediglich Norditalien mit Alpenraum und Poebene sind gar nicht oder nur marginal von der Dürre betroffen.
Italien im Klimawandel: Dürre und Hitze wie aktuell werden häufiger
a) Wasserknappheit aufgrund ausbleibender saisonaler Niederschläge Die laut Medienberichten prekäre Situation für die Wasserversorgung Roms erinnert an eine ähnliche Situation in Sao Paolo, Brasilien, als ebenfalls durch das Ausbleiben der winterlichen Niederschläge sich ein massives Niederschlagsdefizit in ähnlicher Größenordnung (etwa 400 mm) aufgebaut hatte. Wie aktuell in Italien, waren auch in Brasilien 2015 zu Beginn der niederschlagsreichen Zeit die Niederschläge überdurchschnittlich, um danach aber weit unter den Durchschnitt abzufallen.
Eine abnehmende Verlässlichkeit saisonaler Niederschläge aufgrund erhöhter Variabilität des Niederschlagsgeschehens gehört exakt zu den Szenarien, die der Weltklimarat auf Basis der Berechnungen von Klimamodellen als Folge des Klimawandels aufzeigt. Sie weisen auf einen zusätzlichen Anpassungsbedarf im Bereich Wasserressourcenmanagement in der Zukunft hin.
b) Negative Trends im Niederschlag mit saisonalen Verschiebungen Der Blick auf die nach Jahreszeit differenzierten Trends im Niederschlag auf Basis einer speziell für die Betrachtung von Trends über Europa homogenisierten Niederschlagsanalyse verdeutlicht, dass der Klimawandel in Italien nicht nur zu der allgemein beobachteten Erwärmung mit einer erhöhten Häufigkeit von Hitzewellen führt. Darüber hinaus zeigen die nach Jahreszeiten differenzierten Trends im Niederschlag insbesondere im Winter einen robusten und regional auch signifikanten negativen Trend, ein Muster, das europaweit nur über dem westlichen Balkan auf der anderen Seite der Adria noch stärker ausgeprägt ist.
c) Nordverschiebung des subtropischen Hochdruckgürtels Wie bereits im 5. Sachstandsbericht des Weltklimarates festgehalten, wird im Zuge des Klimawandels eine im vieljährigen Mittel nördliche Verschiebung der sub-tropischen Hochdruckgürtel erwartet. Dies geht einher mit einer Vergrößerung der Nord-Südausdehnung der tropischen Hadley-Zellen, welche die nördlich und südlich sich anschließenden Hochdruckgürtel verschiebt. Letztendlich hat dies zur Folge, dass die winterlichen Episoden mit tiefem Luftdruck und den insbesondere für den westlichen und mittleren Mittelmeerraum typischen Winterniederschlägen seltener werden. Dieser Effekt müsste eigentlich auch die Herbstniederschläge erfassen, aber hier dominiert der Effekt der erhöhten Wassertemperaturen im Mittelmeer, die im September und Oktober zum Ausklang des Sommers am höchsten sind und im Zuge des Klimawandels noch ansteigen. Sie führen zu einem häufigeren Auftreten von „Medicanes“, das sind Hurrikanen ähnliche Wirbelstürme im Mittelmeerraum, und mehr Niederschlag im nördlichen Mittelmeerraum in den Herbstmonaten, was ebenfalls bereits in den saisonalen Trends des Niederschlags über Nord- und Mittelitalien zu beobachten ist. (Quelle: Deutscher Wetterdienst)
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