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Schleswig-Holstein: Landwirtschaftskammer reist nach Gönnebek
Die diesjährige Kreisbereisung der Landwirtschaftskammer führte in den Kreis Segeberg. Besucht wurde zunächst das Kieswerk in Tensfeld von Sven Fischer. Am Nachmittag wurde zum informellen Austausch hinter geschlossenen Türen mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft des Kreises in die Ricklinger Brauerei geladen. Dort ging es erneut um das Thema, wie sich Betriebe in Landwirtschaft und Gartenbau vor Wetterextremen schützen bzw. absichern können. Im Beisein von Vertretern der Medien wurde die Gärtnersiedlung Gönnebek besucht. Sie ist ein ganz besonderes Pflaster, denn hier wird rund die Hälfte aller Zierpflanzen in Schleswig-Holstein produziert. Dabei hat jeder der insgesamt zehn hier wirtschaftenden Betriebe ein Alleinstellungsmerkmal. Auf dem besuchten Betrieb von Hartwig Bull sind es im Spätsommer die Sonnenblumen und der Sonnenhut, die im Freiland bestens gedeihen. Hartwig Bull ist der einzige in seiner Region, der diese produziert und auch entsprechende Sorten züchtet, fürs Inland und Ausland.
Claus Heller, Präsident der Landwirtschaftskammer, sagte in Gönnebek: „Als Landwirtschaftskammer ist es wichtig, uns direkt vor Ort bei den Betrieben – in dem Fall dem Gartenbau – über die aktuelle Situation zu informieren und auch ein offenes Ohr für Sorgen und Nöte der Betriebe zu haben. In diesem Jahr war das Thema Dürre in aller Munde. Auch die verschiedenen Sparten des Gartenbaus waren und sind betroffen. Es freut mich daher zu hören, dass der Zierpflanzenbau im Vergleich zu anderen Fachrichtungen des Gartenbaus noch ganz gut mit der Hitze und Trockenheit zurechtgekommen ist, auch wenn die Kosten für die Bewässerung sehr stark gestiegen sind. Die Gärtnersiedlung Gönnebek ist ein wichtiger Wirtschaftsstandort für den Gartenbau in Schleswig-Holstein. Obwohl der Strukturwandel auch vor dem Gartenbau nicht halt macht und die Zahl der Betriebe rückläufig ist, ähnlich wie in der Landwirtschaft, ist das Angebot für die Verbraucher an Pflanzen aus Gönnebek größer und vielfältiger geworden. Eine große Bedeutung kommt beim Absatz an Großabnehmer, über den Großmarkt und direkt an Einzelhandelsgärtner aus Schleswig-Holstein und Hamburg der regionalen Vermarktung zu.
Hartwig Bull in Gönnebek ist nicht nur Produzent von Zierpflanzen, er züchtet auch neue Sorten. Er berichtete, dass seine Sonnenblumen- und Sonnenhutsorten gerade gut mit extrem trockenen Witterungsverhältnissen zurechtkommen. Besonders die Sonnenblumensorte 'Suncatcher' stellt er als Neuheit vor. Daneben ist er bekannt für die beiden Sonnenhutsorten Rudbeckia 'Sunbeckia' und Echinacea. Für die Sorten hat er bereits Patente. Besondere Sorteneigenschaften sind spezielle Farben, Blüten und Wuchs. Vermarktet werden seine Sorten innerhalb Deutschlands und sogar nach Amerika.
Der Verbraucher schätzt die lange Blühdauer und die Farbenpracht. Sonnenblume und Sonnenhut blühen noch bis in den Oktober. Die Freilandstauden eignen sich gut dafür, blühend vermarktet zu werden. Über zwei Drittel der Produktion ist schon zu Kulturbeginn verkauft. Die Pflanzen von Bull werden im Topf vermarktet für das Freiland. Sonnenblumen und Sonnenhut sind beliebt bei Insekten, gerade im Spätsommer, wenn bereits andere Sommerblumen verblüht sind, halten diese noch reichlich Nektar für Bienen und Hummeln bereit.
Im Gartenbauproduktionsbetrieb von Hartwig Bull werden jährlich rund 1,5 Mio. Zierpflanzen produziert, darunter etwa 250.000 Sonnenblumen- und Sonnenhutpflanzen. Die Sonnenblumensorte 'Suncatcher' und die Vielzahl Sonnenhutsorten stammen aus diesem Züchterhaus. Gleichzeitig werden jetzt Herbstblüher wie Chrysanthemen herangezogen für die Saison von August bis Anfang Oktober. Im Winter produziert und vermarktet der Betrieb Glücksklee in verschiedenen trendigen Schmuckvarianten – der Renner zu Silvester.
Dr. Hans Hermann Buchwald, Kammervorstand und Zierpflanzengärtner, informierte über die Arbeit des Gartenbauzentrums der Landwirtschaftskammer in Ellerhoop. Dort seien Ausbildung, Beratung, Versuchswesen im Gartenbau zentralisiert. Zu den speziellen Angeboten für die Betriebe gehöre z. B. auch die Technikberatung. „Hier werden unter anderem Energieeinsparkonzepte erstellt zur energietechnischen Optimierung, wie sie der Gartenbaubetrieb Bull z. B. in Anspruch genommen hat. Wasser- und Energiesparen sind auch Anpassungsmaßnahmen an Wetterextreme. Sie schonen den Geldbeutel und schonen das Klima“, sagte Dr. Buchwald. Des Weiteren werden in Ellerhoop rund 300 neue und bewährte Sommerblumensorten über das Jahr beobachtet. „Die Ergebnisse dieser Sortimentssichtung kommen der Praxis in Form von Fachinfos für die nächste Saison zu Gute. Ein wesentliches Ziel ist es, den Verbrauchern Pflanzen zu verkaufen, die mit dem norddeutschen Klima gut zurechtkommen und lange Freude bereiten“, so Dr. Buchwald.
Nach Angaben des Statistikamtes Nord haben im Jahr 2017 126 Betriebe in Schleswig-Holstein auf einer Grundfläche von 195 ha Blumen und Zierpflanzen angebaut. Im Vergleich zur letzten Erhebung im Jahr 2012 sank die Zahl der Zierpflanzenbetriebe um neun Prozent, die Fläche nahm jedoch um knapp vier Prozent zu. Dieser Strukturwandel ist in allen Bereichen des Gartenbaus zu beobachten.
Knapp 18 Mio. Beet- und Balkonpflanzen sowie Staudengewächse wurden für die Verbraucher in Schleswig-Holstein und andernorts herangezogen. Besonders häufig wurden Stauden (4,4 Mio.), Veilchengewächse und Stiefmütterchen (4,1 Mio.) sowie Geranien, Primeln und Begonien (jeweils 1,1 Mio.) in den Handel gebracht, wie das Statistikamt Nord im Januar 2018 mitteilte.
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