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NABU: Streuobstwiesen als Biotope schützen
Unter dem Titel „Mehr Genuss als Verdruss“ haben sich vergangene Woche die deutschen Streuobst-Aufpreisvermarkter im niedersächsischen Lingen (Ems) auf Einladung des Bundesfachausschusses Streuobst zu ihrer fünften Fachtagung getroffen. Darunter waren auch viele Akteure aus Baden-Württemberg - schließlich liegt im Vorland der Schwäbischen Alb das mit rund 30.000 Hektar größte Obstanbaugebiet Europas. „Mit ihrer Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten sowie alten Obstsorten gehören diese Streuobstwiesen zu den Top-Lebensräumen für seltene und gefährdete Arten wie Wiedehopf, Halsbandschnäpper und Wendehals. Diese wichtige Kulturlandschaft zu erhalten ist ein zentrales Ziel der Initiative“, sagt Ingrid Eberhardt-Schad vom NABU Baden-Württemberg.
In einer Resolution unter dem Titel „Lingener Erklärung zum Streuobstbau" forderten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung Bund und Länder dazu auf, aktuelle Daten zu den Streuobstbeständen alle zehn Jahre zu erheben und hochstämmige Streuobstbestände als Biotop über das Bundesnaturschutzgesetz zu schützen. „Auch für die Streuobstbestände in Baden-Württemberg brauchen wir aussagekräftige Zahlen, um ihr Verschwinden durch Rodung oder den Verlust durch Überalterung stoppen zu können“, betont Eberhardt-Schad.
Baden-Württemberg ist deutschlandweit Spitzenreiter beim Streuobstbau. Hier liegen 41% des Bestands. Ein Problem ist, dass Streuobstwiesen zum größten Teil nicht in amtlichen Obstbaustatistiken auftauchen und Landwirtinnen und Landwirte, die Streuobstwiesen bewirtschaften, beispielsweise für extreme Ernteverluste wie im Frostjahr 2017 vom Land keinen finanziellen Ausgleich erhalten.
Hintergrundinformationen:
Nach Schätzungen des NABU-Bundesfachausschusses Streuobst gibt es aktuell rund 300.000 Hektar Streuobstwiesen in Deutschland und etwa 1,5 Mio. Hektar in Europa. Mit über 5.000 Tier- und Pflanzenarten sowie über 3.000 Obstsorten sind sie von herausragender Bedeutung für den Erhalt der biologischen Vielfalt in Europa. In Deutschland befinden sich nach NABU-Schätzung rund 20% der europäischen Streuobstbestände.
Neben genauen Angaben zu Obstbauflächen fordern sie eine alle zehn Jahre zu wiederholende, bundesweit einheitliche Erhebung des Streuobstbaus, ein internationales Streuobst-Kompetenz-Zentrum des Bundes, die Umsetzung der nationalen Biodiversitätsstrategie mit dem Ziel, die Streuobstbestände um 10% auszuweiten, die bundesweite Unterschutzstellung der Streuobstbestände. Zudem formulieren sie umfassende Vorschläge im Bereich der Förderprogramme von Bund und Ländern.
Bundesweit gibt es rund 120 Streuobstvereine, BUND- und NABU-Gruppen, Landschaftspflegeverbänden sowie Tausende landwirtschaftlicher Bio-Betriebe, die sich in Kooperation mit Keltereien und Mostereien faire Preise für die Bewirtschafter von Streuobstbeständen zum Ziel setzen. Sie erzeugen jährlich 100.000 t Streuobst, was zu ca. 75 Mio. Liter Getränken verarbeitet wird, darunter über zehn Prozent der deutschen Apfelsaftproduktion. (Quelle: NABU)
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