Jeder Handgriff zählt: Arbeitswirtschaft im Unterglasgemüseanbau

Die Anbaufläche von Unterglasgemüse in Bayern nimmt stetig zu. So stieg die Gewächshausfläche im Knoblauchsland im Jahr 2015 um 6,5 ha auf nunmehr 80 ha.

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Die Anbaufläche von Unterglasgemüse in Bayern nimmt stetig zu. So stieg die Gewächshausfläche im Knoblauchsland im Jahr 2015 um 6,5 ha auf nunmehr 80 ha. Gleichzeit stagniert der Pro-Kopf-Verbrauch an Gemüse und ist, etwa für Tomaten, leicht rückläufig. Daher müssen sich die bayerischen Betriebe dem überregionalen Wettbewerb stellen. Arbeitszeitgesetz, Mindestlohn und steigende Arbeitskosten fordern eine arbeitswirtschaftliche Optimierung in den Betrieben. Deswegen fällt neben einem verstärkten Produktbranding der Arbeitswirtschaft eine immer größere Bedeutung zu.

Arbeitszeitgesetz, Mindestlohn und steigende Arbeitskosten
Die Planung eines arbeitswirtschaftlichen Seminars für den Erwerbs-Unterglasgemüseanbau für 2015 durch die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG), welches sich komplett aus Teilnehmergebühren finanzieren sollte, war ein Ergebnis der Arbeitsbesprechung des Unterglasversuchsbeirates 2014. Unter dem Titel „Jeder Handgriff zählt – Arbeitswirtschaft im Unterglas-Gemüsebau“ fand es im Oktober im LWG-Versuchsbetrieb Bamberg und im Knoblauchsland statt. Da maximal 20 Erwerbsgärtner und Anbauberater teilnehmen konnten, blieben leider viele Anmeldungen unberücksichtigt.

Arbeitsabläufe vereinfachen und besser planen
Das Seminar bestand aus einem theoretischen Teil in Bamberg und einem praktischen Teil im Gartenbaubetrieb Drechsler in Nürnberg. Seminarleiterin war Dr. Renate Spraul. Sie beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit der Arbeitswirtschaft im Gartenbau und besuchte unzählige Gärtnereien in Deutschland, Österreich und der Schweiz, um Arbeitsabläufe zu beobachten. Ihr Ziel: eine gründlichen Analyse, um anschließen zu optimieren. Mit einer besseren Arbeitsplatzgestaltung, ergonomischer Vereinfachung von Körperbewegungen, rationalisieren von Arbeitsverfahren sowie verbesserte Planung der Arbeitsabläufe erreicht sie eine Vereinfachung von Arbeitsabläufen – und das zum Wohle der Mitarbeiter.

Körperbewegungen und Arbeitsplatz optimieren
Dr. Renate Spraul erläuterte die Bedeutung von optimierten Körperbewegungen. So sollen Übergabegriffe, Seitschritte und Körperdrehungen vermieden und Greifwege verkürzt werden. Einfache Rechenbeispiele, Fotos und Videos aus Praxisbetrieben verdeutlichten dies und zeigten Arbeitszeiteinsparungen. Weitere Punkt sind die Arbeitsplatzoptimierung und die Ablauforganisationsplanung. Oft sind es kleine Dinge wie gestörte Transportwege, mangelhafte Kommunikation mit den Mitarbeitern, schlecht gestaltete Hinweistafeln, mangelhafte Anordnung, etwa bei Verpackungseinheiten, welche zu erheblichen Verzögerungen führen.

Praktische Tomaten- und Gurken-Ernte
Ziel des praktischen Teiles war, den Teilnehmern die Bedeutung des Fotoblickes zu zeigen. Er soll helfen, sich durch genaues Beobachten später detailliert an alle Einzelheiten eines bestimmten Arbeitsablaufes zu erinnern. Betriebsleiter Christian Drechsler hatte dafür gesorgt, dass seine Mitarbeiter Tomaten und Gurken während des Seminars ernten. Außerdem wurden Tomaten verpackt. In Zweier-Teams beobachteten die Seminarteilnehmer je einen Mitarbeiter des Betriebes bei seiner Aufgabe, besonders ihre Greifwege, Übergabegriffe, Körperhaltung usw. Zum Abschluss analysierten und diskutierten sie das Gelernte, Gesehen und Erlebte im Schulungsraum der Frankengemüse Knoblauchsland eG. 

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