- Startseite
- Im Interview: Bianca Schröter-Ullrich
Im Interview: Bianca Schröter-Ullrich
Warum haben Sie das Thema „Zweiter Weltkrieg“ für Ihre Arbeit gewählt?
Ursprünglich hatte ich mir für die Hallenschau ein ganz anderes Thema ausgesucht. Bereits im Herbst 2020 habe ich erste Gespräche mit dem Hauptgestalter Christopher Ernst geführt. Eigentlich wollte ich die „Goldenen Zwanziger“ bearbeiten und hatte dabei die TV-Serie „Babylon Berlin“ im Kopf. Aber dann kam Anfang April 2021 die offizielle Einladung zur Schau. Beim Durchlesen blieb ich beim Thema „Zweiter Weltkrieg“ hängen und entschied mich um.
Wie kam das?
Das hing mit einem Dachbodenfund zusammen. Als wir unser Haus bezogen, sind wir beim Aufräumen auf Aussiedlerkisten gestoßen. Dazu kamen alte Sachen meiner Großmutter. Mir war klar, dass das Thema schwierig und heikel ist. Aber ich hatte ein bestimmtes Bild im Kopf, für das ich die Kisten und alten Sachen verwenden wollte. Deshalb bin ich umgeschwenkt und habe mich für das „Kriegsthema“ angemeldet. Dabei waren mir auch die Parallelen zwischen 1945 und 2015 bewusst. Denn die Bilder von damals und die Bilder der syrischen Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten unterscheiden sich nicht. Sie sind immer gleich.
Wie sind Sie an das Thema herangegangen?
Ich wollte kein Gesteck machen und auch keinen Trauerkranz. Auch weiße Rosen oder Nelken wollte ich nicht verwenden. Alles sollte dezent und reduziert wirken. Die Basis meiner Arbeit sind die alten Schüsseln, Drahtkörbe und Milchkannen. Sie symbolisieren das Leben, das die Menschen am Wegesrand verloren haben. Sie sind aussagekräftig genug, so dass ich „Not und Elend“ nicht hinschreiben musste. Die Verwendung des Schädels ist natürlich ein starkes Statement. Aber meine Mutter sagte, dass die Menschen, die Krieg und Flucht erlebt haben, den Tod gesehen haben und dieses Bild kennen. Aber dennoch gibt es Hoffnung, denn aus diesem Trümmerhaufen wächst neues Leben.
Welche Bedeutung haben die Wiesenblumen in Ihrem Arrangement?
Ich habe Schafgarbe, Margerite, Getreide und Giersch vom Wegesrand als Symbol für Verlust und Neubeginn verwendet. Auch Acker- und Wiesenblumen besitzen eine eigene Blumensymbolik, die ich extra recherchiert habe. Die Kamille drückt Hoffnung aus, Disteln stehen für Kraft, die Schafgarbe spendet Trost, der Mohn hilft beim Vergessen und die Margerite ist ein Zeichen der Unschuld und Güte. Für die Sträuße in der Blumenschau musste ich wegen der Haltbarkeit allerdings Kompromisse eingehen. So habe ich Kamille, Margeriten und Kornblumen gekauft und den Mohn aus unserem Garten genommen. Allerdings bin ich bei meinen Recherchen auf ein Problem gestoßen.
Was war das für ein Problem?
Ich habe festgestellt, dass sich die Symbolik der Kornblume im Laufe der Zeit gewandelt hat. Seit dem 20. Jahrhundert bis heute wird sie auch als völkisch-antisemitisches Symbol benutzt. Von dieser Bedeutung möchte ich mich ausdrücklich und aus Überzeugung distanzieren. Für mich steht die Kornblume, als Pflanze vom Wegesrand, in meiner Arbeit als reine Begleitpflanze.
Vielen Dank!
Kommentare (0)
Bisher sind keine Kommentare zu diesem Artikel erstellt worden.