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Bestäuber: Arbeitsplatz für Millionen
Tausende strahlend weiße Blüten bedecken die Süßkirschenbäume, in weiß-rosa leuchten die Blüten an den Apfelbäumen – keine Frage: Die Obstanlagen der Obstbäuerinnen und Obstbauern im südlichen Rheinland sind zur Blütezeit eine wahre Augenweide – bieten aber auch was für die Ohren: Millionen von Honigbienen, Hummeln und vielen anderen bestäubenden Insekten fliegen summend und brummend von Blüte zu Blüte.
So funktioniert die Bestäubung: Während eine Biene auf einer Blüte landet und mit ihrem Rüssel Nektar aufsaugt – Nektar ist die Grundlage für Honig – bleibt auch Pollen an ihrem Haarkleid kleben. Wenn die Biene nun zur nächsten Blüte fliegt, überträgt sie dabei den zuvor gesammelten Pollen auf deren Narbe. Dadurch vereinen sich männliches Pollenkorn und weibliche Eizelle – und in der Blüte können Samenkörner heranwachsen.
Die fleißigen Bienen und unzähligen Wildinsekten sind die Basis für einen erfolgreichen Obstbau: „Die Bienen hängen quasi das Obst an die Bäume“, sagt Friedel Mirbach, Vorsitzender des Kreisimkerverbands Bonn und Mitglied in der Vereinigung der Bestäubungsimker Deutschland. Aber nicht zu vergessen: Mit ihren Sammelflügen sichern Bienen auch ihr eigenes Überleben. „Bienen benötigen von März bis September durchgehend ein großes Nahrungsangebot in Form von Nektar und Pollen“, erklärt Mirbach. Dabei spielen große Obstanlagen mit Apfel- oder Süßkirschenbäumen eine wichtige Rolle. „Viele Bienenvölker können nur dank der Obstblüte so viel Honig produzieren, dass sie sich weiter aufbauen und den nächsten Winter überleben können.“
Der Obstbauer Rainer Thelen baut im Euskirchener Stadtteil Dom-Esch auf einer Fläche von mehr als 40 Hektar Äpfel und Süßkirschen an. Jedes Frühjahr stellen Berufsimker in seinen Obstplantagen rund 70 Bienenvölker auf. „Mit Freude“, berichtet Thelen. „Die Bienen brauchen nach dem langen Winter endlich wieder leckere Nahrung. Da kommt die Obstblüte im Frühjahr gerade recht.“ In diesem Jahr trübte anfangs das anhaltend kalte und mitunter ziemlich windige Wetter die Freude von Imkern und Obstbauern: „Bienen mögen es lieber sonnig“, sagt Thelen. „Zudem reagieren sie sehr sensibel auf Wind. Sie verlassen ihren Stock dann entweder gar nicht oder fliegen nur sehr zögerlich von Blüte zu Blüte.“ Hummeln und andere Wildbienen sind weniger empfindlich – und leisten auch bei schlechtem Wetter ganze Arbeit.
Wie erfolgreich die Bestäubung der rheinischen Obstblüten bei diesen Bedingungen verlaufen ist, bleibt abzuwarten. Klar ist aber: Ohne Bestäubung durch Bienen wird es keine gute Obsternte geben.
Deshalb machen die rheinischen Obstbauern den Bienen – und natürlich allen anderen bestäubenden Insekten – ihre Obstanlagen so nahrhaft wie möglich. Sie legen zum Beispiel Blühstreifen an und achten darauf, während des Bienenflugs Fahrgassen nicht zu mulchen. Ein weiteres Beispiel: Windschutznetze. Rainer Thelen hat sie entlang seiner Obstplantagen gespannt. Sie helfen dabei, dass Pollen trotz windigem Wetter besser am Stempel der Blüte haften bleibt – und diese befruchtet wird. (Fachgruppe Obstbau Bonn/Rhein-Sieg)
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