Im Interview: Peter Geiß

Werden die Tannen knapp oder ist der Weihnachtsbaum noch zeitgemäß? Diese Fragen beantwortet Peter Geiß (56), Vorsitzender der Interessengemeinschaft der Jungweihnachtsbaumanbauer (IGW) in Deutschland.

Peter Geiß. Bild: Michael Fillies.

Herr Geiß, werden die Tannen knapp?

Dass der Anbau rückläufig ist, beobachten wir seit etwa zwei Jahren. Wegen der weiter steigenden Betriebs- und Personalkosten geben nicht wenige Kollegen auf oder reduzieren ihre Anbauflächen. Dazu kamen im Mai dieses Jahres in verschiedenen Regionen mehr oder weniger heftige Spätfrostschäden in den Dauerkulturen, was die Erntemengen über die nächsten Jahre drücken wird. Die Aussichten sind ungewiss, und alle Welt wird gebeutelt durch das Zoll-Chaos der USA. Dennoch: Die Weihnachtsbaumanbauer in Deutschland und Österreich werden auch dieses Jahr wieder den Bedarf decken können, aber vielleicht nicht in gleicher Menge in allen Qualitäten. Dabei wird die Kostensteigerung sicher nicht im nötigen Maß an die Endkunden weitergegeben – wir von der IGW gehen von einer moderaten Preiserhöhung aus.

Ist der Weihnachtsbaum noch zeitgemäß?

Gegenfrage: Ist der Christbaum ein bloßes Dekorationselement? Die immergrüne Tanne ist ein uraltes Symbol des Lebens und der Hoffnung, und sie ist auch seit vielen Jahrhunderten neben dem Kreuz das vielleicht wichtigste Symbol des Christentums. In dem Bewusstsein pflegen wir Anbauer unsere Kulturen über Jahre bis zur Ernte. Die Tanne bringt das Weihnachtsfest ins Haus, und sie ist ein Statement, ein Bekenntnis zu Tradition und Identität und für viele ein Zeichen ihres Glaubens. Was immer die Zukunft bringt: Weihnachten ist und bleibt ein Fest der Freude und der Hoffnung.

Viele nehmen Plastik als Alternative . . .

In einigen, wenigen Fällen mag das nachvollziehbar sein, aber ein künstlich nachgebildeter Baum aus Erdöl kann niemals ein Symbol des Lebens sein. Manche Plastikbäume sehen täuschend echt aus, aber sie bleiben eben eine Täuschung. Außerdem wurden die Auswirkungen dieser Plastikprodukte auf die Raumluft bislang nicht untersucht. Ohnehin sind die Herstellung und letztlich die Entsorgung des gefärbten Plastik-Metall-Verbundstoffs problematisch. Der echte Weihnachtsbaum dagegen kann auch nach dem Abdekorieren im neuen Jahr noch gute Dienste tun, als Beetabdeckung und gehäckselter Dünger im Garten, als Befestigung im Küstenschutz, als Bastelmaterial, als Brennholz oder sogar als Elefantenfutter im Zoo. Vielerorts bessern auch Vereine mit dem Einsammeln und sinnvollen Verwerten der Christbäume ihre Kasse etwas auf.

Vielen Dank!

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