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RWZ: In 2016 operativ verbessert
Deutschlands drittgrößtes Agrarhandelsunternehmen konnte trotz insgesamt schwieriger Rahmenbedingungen in der Agrarwirtschaft seinen Konzernumsatz im Jahr 2016 um +1% auf 2,4 Mrd. Euro leicht steigern. Der Rohertrag stieg auf 241 Mio. Euro und lag damit rund +2% über dem Ergebnis des Vorjahres – vor allem dank einer guten Performance im Agrarhandel, insbesondere Getreide und Kartoffeln, bei Betriebs- und Futtermitteln sowie in den Tochtergesellschaften. Die Landtechnik konnte sich in einem deutlich rückgängigen Markt gut behaupten und die Umstellung auf AGCO als exklusiven Partner erfolgreich bewältigen. Der Handel mit Weinbau-/Kellerei- sowie mit Profi-Gartenbauartikeln trug ebenfalls positiv zum Ergebnis bei. Unter Vorjahr lagen dagegen einige Diversifikations- bzw. Randbereiche. Das Konzernergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) erreichte so rund 14 Mio. Euro und lag damit +1 Mio. Euro über dem Vorjahreswert. Ohne die als Folge der laufenden Restrukturierungsanstrengungen entstandenen Einmalkosten hätte das Jahresergebnis (EBT) bei rund 8 Mio. Euro gelegen. Nach Berücksichtigung eines außerordentlichen Aufwands in Höhe von 11 Mio. Euro verbleibt allerdings ein Konzernverlust von 3 Mio. Euro vor Steuern. Die Eigenkapitalquote liegt unverändert bei 21%.
„Wir haben in Punkto Restrukturierung solide bilanziert“, resümiert Finanzvorstand Markus Stüttgen. „Der Geschäftsverlauf in der zweiten Jahreshälfte zeigt, dass wir mit unserer operativen Leistung einigermaßen zufrieden sein können. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen haben wir alle wesentlichen Kennzahlen etwas verbessert“, bewertet der Vorstandsvorsitzende Christoph Kempkes das abgelaufene Geschäftsjahr und ergänzt: „Insgesamt ist das Ergebnisniveau aber noch unbefriedigend. Anknüpfend an die gute Vorarbeit der bereits seit Ende 2015 laufenden Kostensenkungsinitiativen haben wir daher im letzten Jahr ein umfassenderes Programm zur Neuausrichtung definiert, von dem wir bereits für 2017 positive Effekte erwarten.“
Entwicklung in den Sparten
Insgesamt konnte sich die RWZ im Jahr 2016 über nahezu alle Sparten des Kerngeschäftes hinweg teils über dem Marktdurchschnitt behaupten.
Agrarhandel:
Entgegen dem allgemeinen Trend hat die RWZ beim Handel mit Agrarerzeugnissen, insbesondere mit Kartoffeln und Getreide, ein starkes Ergebnis erzielt. Trotz neuerlich schwieriger Marktbedingungen wurden im Getreide- und Ölsaatengeschäft knapp 3 Mio. Tonnen (+15% vs. Vorjahr) mit einem Umsatz von 560 Mio. Euro bei zufrieden stellenden Margen gehandelt. Ein Treiber des guten Ergebnisses war insbesondere das Vertriebsgebiet Thüringen/Sachsen. Die im Kartoffelhandel tätigen RWZ-Tochterunternehmen konnten die verarbeitete Menge der Speise- und Veredlungskartoffeln bei 2 Mio. Tonnen stabil halten und den Absatz bei Pflanzkartoffeln um +10% steigern. Primär preisbedingt stieg der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um +65 Mio. auf 360 Mio. Euro.
Betriebsmittel:
Die RWZ hat das Geschäft mit Saatgut, Dünger und Pflanzenschutz in Summe beinahe auf Rekordniveau abgeschlossen. Die Absatzmenge bei Düngemitteln wurde entgegen dem bundesdeutschen Branchentrend um rd. +20.000 Tonnen auf über 780.000 Tonnen gesteigert und damit ein neuer Absatzrekord erzielt. Der Umsatz ging preisbedingt gegenüber dem Vorjahr auf 165 Mio. Euro zurück. Beim Pflanzenschutz gelang es, den Umsatz mit 203 Mio. Euro auf dem Vorjahresniveau zu halten und im Vergleich zum Gesamtmarkt Marktanteile zu gewinnen. Das Saatgutgeschäft ging leicht um -3% auf 64 Mio. Euro zurück.
Futtermittel:
2016 handelte die RWZ rund 530.000 Tonnen Futtermittel, davon 320.000 Tonnen Eigenproduktion in den Kraftfutterwerken Neuss und Wiesbaden – und erlöste damit einen Umsatz in Höhe von 200 Mio. Euro. Dank starker operativer Leistung wurde ertragsmäßig das beste Ergebnis der jüngeren Vergangenheit erzielt, sodass die RWZ mit Rückenwind in den beabsichtigten Produktionsverbund mit der AGRAVIS Raiffeisen AG gehen wird.
Landtechnik:
In einem deutlich rückläufigen Markt konnte der Umsatz bei rund 240 Mio. Euro knapp gehalten werden. Ein Rückgang in der Zulassung von Neumaschinen wurde durch ein starkes Servicegeschäft rund um Reparaturen und Ersatzteile kompensiert – auch dank zwei neu errichteter Agrartechnikzentren in Gundersheim und Diez. Parallel wurde AGCO als exklusiver Hauptlieferant etabliert, die Zusammenarbeit mit Claas beendet, die seit Jahren verlustbehafteten Niederlassungen in Luxemburg verkauft und das internationale Geschäft im Elsass am Break-Even-Punkt stabilisiert. Der PKW-Handel stieg umsatzmäßig um +13% auf rund 32 Mio. Euro. Trotz guter Vertriebsleistung und mit unter den deutschen AGCO-Händlern führenden Marktanteilen ging der Ertrag insgesamt allerdings auf ein Niveau zurück, welches nicht im Einklang mit den Ambitionen dieses Geschäftsbereichs steht.
Weinbau/Kellerei und Profi-Gartenbau:
Die über die Tochtergesellschaften Klug und STE-BE geführten Aktivitäten zeigten eine insgesamt gute Leistung. Hier werden in Summe rund 100 Mio. Euro umgesetzt mit guten Margen deutlich über dem Schnitt des klassischen Agrargeschäftes. Demzufolge werden beide Bereiche ausgebaut.
Diversifikationsbereiche:
In den umsatzmäßig verhältnismäßig kleinen sonstigen Geschäftsbereichen, insbesondere Raiffeisen- und Baustoffmärkte mit rund 5% vom Konzernumsatz, wurde in Summe kein Geld verdient. Daher wurden im abgelaufenen Jahr bereits diverse Standorte geschlossen. Mangels echter Perspektiven wurden diese Bereiche im Rahmen des laufenden Programms zur Neuausrichtung auf den Prüfstand gestellt – mit dem Ergebnis, dass für die Raiffeisen-Märkte bereits eine Allianz mit der AGRAVIS Raiffeisen AG vereinbart wurde. Der Bereich Energie schafft Mehrwert in der Fläche und gehört daher zu den Kernaktivitäten der Vertriebsniederlassungen.
„Der Blick auf unsere Geschäftsentwicklung zeigt, dass die RWZ insbesondere im klassischen Agrar-, Technik-, Wein- und Gartenbaugeschäft teils sehr gut positioniert ist und trotz Gegenwind gute Ergebnisse erwirtschaften kann. Hierauf bauen wir auf und hier werden wir unsere investiven Mittel fokussieren“, fasst Kempkes die operative Leistung der RWZ zusammen. Für Bereiche ohne nachhaltigen Ergebnisbeitrag oder Perspektiven würden dagegen „intelligente Lösungen gesucht“, die sich zum Teil bereits in Umsetzung befinden. Nun gelte es, so Kempkes, „sich auf die Handlungsfelder Vertrieb und Kundenservice zu fokussieren und gleichzeitig die trotz merkbarer Fortschritte zu hohen Kosten konsequent weiter zu senken.“
Ausblick
Für die Jahre 2017-2019 hat sich die RWZ ein umfassendes Programm zur Neuausrichtung verordnet: „Partiell restrukturieren, um sich Investitionen in den profitablen Kern leisten zu können; gleichzeitig hart an der Entwicklung der eigenen Organisation arbeiten, um die Voraussetzungen für profitables Wachstum zu verbessern“, bringt Kempkes die strategischen Eckpfeiler des Programms PRIO auf den Punkt. So wurden im Herbst 2016 nach umfassender Analyse 28 Themenfelder definiert, wovon jedes durch ein Bündel von aufeinander abgestimmten Maßnahmen operationalisiert wird. „Das definiert 3 unser Arbeitsprogramm für die kommenden drei Jahre“, so Kempkes. Auf diese Weise plant der Vorstand vor dem Bekenntnis zur Eigenständigkeit, den Gewinn und die Rentabilität zügig zu erhöhen – auch wenn dabei der Umsatz etwas zurückgeht. Als Richtgröße für den Konzerngewinn plant die RWZ bis 2020 mit einem Ergebnis von 15-20 Mio. Euro. „So machen wir uns sturmfest gegen mögliche Rückschläge in anhaltend turbulenten Märkte“, ist Kempkes überzeugt.
Für 2017 sehen Kempkes und Stüttgen die RWZ bislang auf Kurs: „Das erste Quartal macht Mut. Das Geschäft zieht an. Die Umsetzung der im Rahmen der PRIO-Strategie bereits getroffenen Beschlüsse geht planmäßig voran. Wesentliche Unternehmenskennzahlen verbessern sich. Mitarbeiter, Gremien und finanzierende Banken sind im Boot.“ Gegenüber den Mitgliedsgenossenschaften möchte der Vorstand den Beweis antreten, dass die RWZ einen nachhaltigen Beitrag zu deren Geschäftserfolg leistet. In Summe werde 2017 ein Jahr, in dem „bei der RWZ die guten Nachrichten wieder überwiegen werden.“ (RWZ)
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