Pflaumenblattsauger: Flexibel bei der Nahrungswahl

PRUNI-Repel, so lautet der ungewöhnlich klingende Name eines Forschungsprojekts. Es zeigt, wie anpassungsfähig der Pflaumenblattsauger, ein Schädling im Obstbau, ist. Im Winter ernährt er sich nämlich nicht von Pflaumenarten, sondern steigt auf Nadelbäume um.

Pflaumenblattsauer-Weibchen (C. pruni) saugt an Fichtennadel, Stylet ist versenkt. Bild: JKI.

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Dass eine Ernährungsumstellung manchmal buchstäblich lebenswichtig sein kann, zeigt uns der Pflaumenblattsauger Cacopsylla pruni. Der Blattfloh gehört zu den gefürchteten Schädlingen im Obstbau, da er ein Bakterium überträgt, das die Europäische Steinobstvergilbung (European Stone Fruit Yellows, ESFY) hervorruft. ESFY gehört inzwischen zu den wirtschaftlich bedeutendsten Krankheiten bei Pfirsich und Aprikose. Infizierte Bäume sterben innerhalb weniger Jahre ab.

Fallen mit verlockendem Saft entwickeln

Die Wissenschaftler Jannicke Gallinger und Dr. Jürgen Gross vom Julius Kühn-Institut (JKI) haben im Rahmen des Projekts PRUNI-Repel anhand von Saugversuchen interessante Beobachtungen zur Diät des Pflaumenblattsaugers gemacht, die sie auf der 61. Deutschen Pflanzenschutztagung 2018 in Hohenheim vorstellten. Die Schadinsekten wandern nämlich im Juni/Juli in höhere Lagen ab und stellen ihre Ernährung um, indem sie von Pflaumenbaumsaft auf Nadelbaum umsteigen. Das sichert ihr Überleben über den Winter, bevor es im Frühjahr wieder an die „Hochzeit unter dem Pflaumenbaum“ geht. Denn die Larven des Pflaumenblattsaugers sind wiederum auf den Pflaumenbaum angewiesen.

Die Wissenschaftler suchen nach Ansatzpunkten, wie das Insekt gezielt daran gehindert werden kann, an den Pflaumenbäumen zu saugen und sich weiter zu vermehren. „Warum der Pflaumenblattsauger innerhalb einer Generation zwei Wirtswechsel durchläuft, war bisher nicht bekannt“, berichtet Dr. Jürgen Gross vom JKI. „Durch unsere Aufnahmen mittels der Elektro-Penetrographie von Pflaumenblattsaugern, die an verschiedenen Koniferenarten saugen, konnten wir erstmals nachweisen, dass die Tiere tatsächlich Nahrung in Form von Phloem- und Xylemsaft der Nadelbäume aufnehmen“. Jetzt sollen die einzelnen Komponenten der Baumsäfte genauer untersucht werden, wie die Nachwuchsforscherin Jannicke Gallinger berichtet. Eine Idee ist, einen Saftmix zu entwickeln, der den Insekten besonders gut schmeckt, um diesen dann in Fallensystemen einzusetzen, die nach dem „Attract-und-Kill-Prinzip“ funktionieren. (Quelle: JKI/iva.de/IVA-Magazin)

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