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Mecklenburg-Vorpommern: Strategie zum Insektenschutz
Das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern bereitet die Auflage einer Insektenschutz-Strategie mit dem Titel „Mehr Respekt vor dem Insekt!“ vor. Das kündigte Landwirtschafts- und Umweltminister Dr. Till Backhaus jetzt in der Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommerns in Berlin auf einem gemeinsam mit der Deutschen Wildtierstiftung veranstalteten Parlamentarischen Abend zum Thema Insektenschutz an. Zusammen mit Bundesumweltministerin Svenja Schulze, mit Vertretern der Deutschen Wildtier Stiftung, mit Wissenschaftlern der Universitäten Jena und Göttingen beleuchtete Dr. Backhaus das Thema „Schmetterling, Biene & Co. - Ursachen für ihren Rückgang und Perspektiven für ihren Schutz“.
Die Insektenschutz-Strategie aus MV gliedert sich demnach in drei Schwerpunktbereiche: Erstens werde das Land sich für eine bundesweite Abstimmung der Forschung und die bessere Vernetzung vorliegender Forschungsergebnisse konzentrieren. „Bundesweit fehlt es uns an Zahlen, Daten und Fakten zum Insektenschwund. Deutschland braucht ein wissenschaftliches Monitoringzentrum“, richtete Minister Backhaus eine Forderung an den Bund. Für MV sei eine „Servicestelle Insektenschutz“ denkbar.
Zweitens müsse der Schutz der Insekten ausdrücklich in die Landnutzung integriert werden. „Für Landwirtschaft bedeutet das ein Aufbrechen der Großflächen-Strukturen: „Ich erwarte, dass die Landwirtschaft unbedingt dazu ihren Beitrag leistet! Die großflächigen Strukturen müssen aufgebrochen werden, wir brauchen mehr Hecken, Brachen und breite Feldränder. Mecklenburg-Vorpommern muss von einem flächendeckenden Nektarband durchzogen werden“, so Backhaus.
Drittens bedürfe es außerhalb der Landwirtschaft wirksamer Instrumente, die dem Insektenschutz zugute kommen. „In Stadt und Land muss es eine handlungsfähige Allianz für die Insekten geben“, so der Minister weiter. Beispielsweise sollen Kommunen mit Wettbewerben und Auszeichnungen motiviert werden, sich für den Insektenschutz zu engagieren. An Kindertagesstätten und Schulen müsse es Aktionen zum Schutz der Insekten geben, außerdem sollen Praktiker mit Wissenschaftlern und Vertretern aus Politik und Gesellschaft vernetzt werden.
Die Kosten für die Umsetzung der Insektenschutz-Strategie liegen bei geschätzten 2,6 Mio. Euro.
Minister Backhaus verwies darauf, dass das Land Mecklenburg-Vorpommern in puncto Insektenschutz „nicht bei Null“ beginne. „Mit unseren Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen sind wir bereits auf dem richtigen Weg“, so Backhaus. „In der Förderperiode 2007 bis 2013 habe ich das Anlegen ein- und mehrjähriger Blühflächen und -streifen in die Förderung aufnehmen lassen. Erst kürzlich haben wir die Fördermöglichkeit für Blühstreifen und ‑flächen von 5 auf 20 Hektar pro Betrieb erweitert“, betonte der Minister. „Mit dem Förderprogramm ,Vielfältige Kulturen im Ackerbau‘ wird inzwischen auf über 100.000 Hektar eine deutlich erweiterte Fruchtfolge umgesetzt. Dadurch sind 10.000 Hektar zusätzliche Blühflächen auf Ackerland entstanden“, unterstrich er. Die naturschutzgerechte Bewirtschaftung von Grünlandflächen werde ebenso gefördert wie die insektenschonende Bewirtschaftung mehr als 3.000 Hektar Obstbau-Fläche. 10,4% der Ackerfläche in MV werden inzwischen ökologisch bestellt.
„Mehr als 32% der Landesfläche haben wir in drei unseren Nationalparks, drei Biosphärenservaten, sieben Naturparks sowie in Naturschutz- und Landschaftsschutzgebieten unter Schutz gestellt. Alle diese Maßnahmen fördern auch die Lebensbedingungen der Insekten“, argumentierte der Minister. „Außerdem war Mecklenburg-Vorpommern das erste Bundesland, das ein Bienenweideprogramm aufgelegt hat. Wir unterstützen die Imkerei im Land mit jährlich 370.000 Euro. Ein Bienenweidekatalog für jedermann steht kurz vor der Veröffentlichung, und seit einigen Tagen können sich Gemeinden und Kommunen um den Titel ,Bienenfreundliche Gemeinde‘ bewerben“, resümierte Minister Backhaus.
„Alle diese Maßnahmen passen sich ein in unser Konzept ,Veränderungen anschieben - Vorschläge für die gemeinsame Agrarpolitik nach 2020‘“, sagte der Minister weiter. Das Konzept, das vorsieht, nach dem Prinzip „öffentliches Geld für öffentliche Leistungen“ EU-Agrarzahlungen künftig an ökologische Leistungen der Landwirte zu koppeln, war von EU-Kommissar Phil Hogan als „ausgereifte konzeptionelle Ausarbeitung“ bewertet worden. „Wir reichen in diesem Jahr 354 Mio. Agrarförderung an die Landwirte in Mecklenburg-Vorpommern aus. Das sind öffentliche Gelder, für die die Gesellschaft von der Landwirtschaft Gegenleistungen im Interesse von Umwelt und Klima erwarten kann“, verdeutlichte Minister Backhaus.
Er nehme erfreut zur Kenntnis, dass inzwischen ein Umdenken stattfinde, so Backhaus. Das zeigten auch die aktuellen Debatten auf Europa- und Bundesebene über Einschränkungen bei der Glyphosat-Verwendung und das Verbot neonicotinoidhaltiger Insektizide. Er warb dafür, die Ursachen für den Insektenschwund umfassend aufzudecken und Möglichkeiten für eine Trend-Umkehr auszuloten. „Die Situation ist sehr bedenklich“, sagte Backhaus unter Verweis auf verschiedene Erhebungen, die von einer drastischen Reduktion der Insektenarten und Einzelindividuen mit dramatischen Folgen für die von Insekten abhängigen Vorgelarten ausgehen.
Auch für den Menschen bleibe der Insektenschwund nicht ohne Folgen. Ein Drittel der Nahrungsmittel werde aus Pflanzen produziert, bei denen ohne bestäubende Insekten bedeutende Fruchtausfälle zu verzeichnen wären. 80% aller hier wachsenden Pflanzen seien auf die Insektenbestäubung angewiesen; die durch Insekten erbrachten Ökosystemleistungen lägen weltweit im dreistelligen Milliarden-Bereich, unterstrich der Minister. (Quelle: Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt)
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