"Kartoffel des Jahres" 2022: Agria

Am 29.10.2022 wurde im Rahmen des Kartoffel-Workshops "Alte Kartoffelsorten entdecken und retten" von SlowFood und dem Ernährungsrat der Stadt Essen die "Kartoffel des Jahres 2022" proklamiert.

Verkündung der "Kartoffel des Jahres 2022" mit Simone Raskob, Verwaltungsvorstand Stadt Essen. Bild: Peter Krauskopf.

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'Agria' ist eine Kartoffelsorte mit einer gelben Schale und hellgelbem Fruchtfleisch. Sie ist mittelfrüh, vorwiegend festkochend und langoval. 'Agria' wird besonders gern als Pommes-Frites-Kartoffel und für die Chipsherstellung eingesetzt. Aufgrund ihres geringeren Knollenansatzes zeigt sie eine Neigung zu Übergrößen. Somit wird sie auch bevorzugt als Backkartoffel eingesetzt. 'Agria' eignet sich aber ebenfalls gut für Pürees und Kartoffelsuppen. Auch in der Direktvermarktung, z.B. auf Wochenmärkten und in Hofläden, ist 'Agria' zu finden.

Trotz ihres stolzen Alters von 37 Jahren zählt sie heute noch zu den häufig angebauten Speisekartoffelsorten. 'Agria' liegt auf dem 2. Platz der bundesdeutschen Kartoffelvermehrungsflächen für Speisekartoffeln (2021: 561 ha)

'Agria' ist eine niedersächsische Kartoffelsorte aus der Kartoffelzucht Böhm, die auch die sehr erfolgreiche Sorte 'Linda' hervorbrachte. 'Agria' entstand aus der Kreuzung der beiden Sorten 'Quarta' (Kartoffel des Jahres 2019) und 'Semlo'.

'Semlo' ist wiederum eine Kreuzung aus einer equadorianischen Sorte 'Gabriela' und der niederländischen Sorte 'Bintje' (Kartoffel des Jahres 2012, gezüchtet 1905), von der sie einige der kulinarischen Qualitäten geerbt hat.

Die „Kartoffel des Jahres“ wird von Vertretern des Arbeitskreises "Kartoffel des Jahres" gewählt. Nach einer Corona-bedingten Pause wählte der Arbeitskreis in diesem Jahr wieder eine besondere Sorte aus. Dem Arbeitskreis gehören 10 Organisationen, Vereine und Unternehmen an, die sich für den Erhalt der Sortenvielfalt engagieren.

Zur Wahl "Kartoffel des Jahres" stehen Kartoffelsorten, die seit vielen Jahren angebaut werden und etwas Besonderes geleistet haben.

Warum die Auszeichnung?

Ziel der Auszeichnung "Kartoffel des Jahres" ist es, auf die Kartoffelvielfalt aufmerksam zu machen. Verbraucher kennen aus dem Handel oft nur ein schmales Sortiment von höchstens zehn Sorten, dabei gibt es rund 150 in Deutschland zugelassene Speisekartoffelsorten und ca. 150 Sorten, die in einem anderen EU-Land eingetragen sind und die auch in Deutschland angebaut werden. Weltweit gibt es über 2.000 zugelassene Kartoffelsorten. Die Tendenz der Sortenvielfalt ist jedoch rückläufig.

Durch den Erhalt möglichst vieler alter Sorten wird ein Beitrag zur Erhaltung der bedrohten Sortenvielfalt geleistet. Gleichzeitig verbessern sich damit die Gestaltungsmöglichkeiten in kreativen Küchen und im landwirtschaftlichen Anbau sowie bei der Biodiversität. Die Vertreter des Arbeitskreises stimmen über die "Kartoffel des Jahres" ab.

Kriterien für die Wahl

Zur Wahl "Kartoffel des Jahres" stehen freie Kartoffelsorten, die ohne Gebühren nachgebaut werden können, weil sie älter als 30 Jahre sind (Sortenschutz ausgelaufen) oder der Züchter darauf verzichtet.

'Agria' wurde gewählt, weil sie auch 35 Jahre nach ihrer Züchtung noch immer eine große Bedeutung im bundesdeutschen Kartoffelbau hat und durch ihre Größe und Geschmack hervorragend als Pommes- oder Backkartoffel geeignet ist. (Blaue Kartoffeln 2022)

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