IEA Bioenergy: Bioenergie trägt zur Energiesicherheit bei

Dr. Paul Bennett, Vorsitzender der IEA Bioenergy, kommentierte die bevorstehende Abstimmung im Europäischen Parlament über die Richtlinie für erneuerbare Energien (RED III) in dieser Woche.

Schema zur Waldbiomasse. Bild: IEA Bioenergy.

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Europa steht ein harter Winter bevor: Russland hat soeben die Gaslieferungen Richtung Europa komplett eingestellt, und die Energiepreise sind um etwa 35% gestiegen.

Es stellt sich die Frage, woher nun genügend Strom und Wärme zu erschwinglichen Preisen kommen sollen? Gleichzeitig besteht aber auch dringender Handlungsbedarf, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern, einerseits um für mehr Energiesicherheit in Europa zu sorgen, aber auch um die Klimaziele zu erreichen.

In dieser kritischen politischen Lage gibt es derzeit gezielte Kritik an Bioenergie aus Holz und der energetischen Nutzung von holzartiger Biomasse im Vorfeld der Abstimmung im Europäischen Parlament über RED III. Dabei wird nicht nur mit groben Fehldarstellungen der forstwirtschaftlichen Praxis vor Ort gearbeitet, die Kampagnen sind überdies gefährlich kurzsichtig und zudem höchst unsozial.

Es wird mit Fiktionen statt mit Fakten operiert.

Die IEA Bioenergy und auch die Gemeinsame Forschungsstelle (GFS) der Europäischen Kommission haben Berichte veröffentlicht, um Missverständnisse und falsche Darstellungen in Bezug auf Waldbiomasse auszuräumen.

Die Fakten sind:

Bioenergie aus Holz ist ein wichtiger Teil der Energieversorgung in Europa - insbesondere für die Wärmeerzeugung - die dem aktuellen Energiebedarf und den Anforderungen an Energiesicherheit in dieser kritischen politischen Situation gerecht wird. Über 90% der energetisch genutzten Biomasse stammt aus europäischen Beständen.

Nachhaltig bewirtschaftete Wälder absorbieren Kohlenstoff aus der Atmosphäre und liefern - neben Bau- oder Zellstoffholz - auch bedeutende Mengen an Holz von geringer Qualität, das für die Energiegewinnung genutzt werden kann. Dafür müssen keine Wälder abgeholzt werden.

Bei der energetisch genutzten Biomasse aus Holz handelt es sich überwiegend um Reststoffe und minderwertiges Holz. Die Gemeinsame Forschungsstelle der Europäischen Kommission (GFS) hat ermittelt, dass etwa 50% des in der EU für Bioenergie genutzten Holzes aus sekundären Produkten stammt, wie zum Beispiel aus Alt- und Restholz sowie aus Nebenprodukten der forstbasierten Industrie; so kommen ca. 17% aus Ernteresten wie Baumkronen und Ästen, und 20% aus Stammholz, bei dem es sich hauptsächlich um Niederwaldholz, Durchforstungsholz und geerntete Stämme von schlechter Qualität handelt, die in Sägewerken oder bei der Zellstoff- und Papierherstellung nicht verwendet werden können.

Wir halten also fest: Das für Bioenergie verwendete Holz ist kein hochwertiges Schnittholz, sondern besteht in der Regel aus Durchforstungsholz, minderwertigem Holz, Alt-und Gebrauchtholz, Ernte- und Verarbeitungsresten oder Holzabfällen.

Jede Ernte von Biomasse - sei es für Bioenergie, Baumaterial, Papier oder andere Zwecke - sollte nach Nachhaltigkeitskriterien erfolgen. Nachhaltige Waldbewirtschaftungssysteme wie FSC oder PEFC enthalten deshalb auch klare Anforderungen zur Erhaltung der Wälder und ihrer Artenvielfalt. Viele Länder haben diese Grundsätze der Waldbewirtschaftung in ihre nationalen oder regionalen Forstgesetze aufgenommen. Darüber hinaus sind im europäischen Kontext durch die Neufassung der Richtlinie über erneuerbare Energien (RED II) weitere Anforderungen in Kraft getreten, die das Risiko der Verwendung von Biomasse aus Holz, das aus nicht nachhaltigen Praktiken stammt, minimieren. Die Richtlinie wurde von allen EU-Mitgliedstaaten bis zum 30. Juni 2021 in nationales Recht umgesetzt, und die darin enthaltenen Nachhaltigkeitsanforderungen müssen auch von importierter Biomasse erfüllt werden. Die aktuelle Kritik an Biomasse aus Holz ignoriert die vielen Schritte, die bereits in Richtung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung unternommen wurden, insbesondere in Europa und Nordamerika.

Bei der Nutzung fossiler Brennstoffe erfolgt ein linearer Fluss von Kohlenstoff aus geologischen Speichern in die Atmosphäre. Ein Vergleich der CO2-Emissionen von fossilen Brennstoffen und von Bioenergie am Auspuff oder Schornstein - wie er manchmal vorgenommen wird - übersieht den grundlegenden Unterschied zwischen biogenem und fossilem Kohlenstoff. Denn solange die Holz-Ernte die Kohlenstoffaufnahme des Waldes nicht übersteigt, wie es bei einer nachhaltigen Waldwirtschaft der Fall ist, trägt sie auch nicht zu einem Anstieg der atmosphärischen CO2-Konzentration bei.

Die wichtigste Maßnahme ist jetzt - neben der Sicherstellung des Energiezugangs der EU und einer größeren Energieunabhängigkeit - die schnellstmögliche Umgestaltung der Energie- und Verkehrssysteme, damit wir fossilen Kohlenstoff im Boden lassen können. Nachhaltige Bioenergie - auch aus Holz - ist verfügbar und mit der bestehenden Energieinfrastruktur kompatibel, so dass Kohle, Erdgas oder Erdöl sofort ersetzt werden können. Sie spielt daher eine wichtige Rolle bei der Unterstützung der Energiewende, um Kohlenstoffneutralität zu erreichen. (AWT Arbeitsgemeinschaft für Wirkstoffe in der Tierernährung e.V.)

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