Hülsenfrüchte: Unterschätzte Nahrung

Viele Hülsenfrüchte fristen in in der westlichen Welt ein Schattendasein: Puffbohnen, Linsen, Kichererbsen und Co. In anderen Regionen sind sie hingegen wichtige Eiweiss-Lieferanten und Grundnahrungsmittel.

Anzeige

Viele Hülsenfrüchte fristen in in der westlichen Welt ein Schattendasein: Puffbohnen, Linsen, Kichererbsen und Co. In anderen Regionen sind sie hingegen wichtige Eiweiss-Lieferanten und Grundnahrungsmittel.

Körnerleguminosen stellen in wenig entwickelten Ländern wichtige Eiweisslieferanten dar. Doch sollte ihr Verzehr gerade in Wohlstandsgesellschaften gesteigert werden. Denn sie haben das Potenzial, typische Wohlstandskrankheiten zu lindern oder gar zu verhindern, wie z.B. Fettleibigkeit, Erkrankungen der Herzkranzgefässe oder Diabetes.

In Europa und der Schweiz fristen Körnerleguminosen dennoch ein Nischendasein. Züchterisch wurden sie lange vernachlässigt, die Verbesserung der Anbautechnik wurde nur am Rande erforscht. Deshalb ist es kein Wunder, dass der Abstand zu den „grossen“ Kulturen wie Getreide, Mais und Raps entsprechend immer grösser wurde. Das gilt auch für die Rentabilität im Anbau. Dass in diesem Bereich wesentlich mehr möglich wäre, beweist die Erfolgsgeschichte von Kanada. Kanada wurde in den letzten 35 Jahren zum weltgrössten Exporteur von Körnerleguminosen. Die Hektarerträge von Linsen und Kichererbsen sind dort inzwischen dreimal so hoch wie in Indien. Dass das „Eiweiss der Armen“ zu einem grossen Teil in reichen Ländern wie Kanada, USA und Australien produziert wird, ist beachtlich.

Nachteile bei Direktzahlungen
Auch wenn die Schweiz nicht über dieselben Möglichkeiten zum grossflächigen Anbau verfügt wie Kanada, wäre ein höherer Selbstversorgungsgrad mit Körnerleguminosen zur Humanernährung möglich. Die Produktion würde dadurch erst noch ökologischer: Denn Leguminosen benötigen keinen Stickstoffdünger, sie reichern den Boden sogar noch mit Stickstoff an.

Der Anbau ist derzeit jedoch nicht ohne Tücken: Die Unkrautunterdrückung dieser Kulturen ist schlecht, Krankheiten wirken sich ertragsmindernd aus, die Abhängigkeit der Erträge vom Witterungsverlauf ist gross und der Absatzmarkt noch klein. Vor allem aber ist der Anbau nicht besonders lukrativ.

Bei den Direktzahlungen werden Körnerleguminosen zur Humanernährung sogar diskriminiert: Einzelkulturbeiträge für Ackerbohnen, Eiweisserbsen und Lupinen werden nämlich nur ausbezahlt, wenn diese an Nutztiere verfüttert werden. Anbaubeiträge für Linsen, Kichererbsen und Co. sind überhaupt nicht vorgesehen. Einzig Soja kommt auch dann noch in den Genuss der 1‘000 Franken pro Hektar, wenn es nicht als Futtermittel für Tiere, sondern als Nahrungsmittel für Menschen verwendet wird. Doch gerade der Anbau von Soja ist vom Klima her in der Schweiz nur begrenzt möglich.

Absatz in Premiummärkten
Das derzeit laufende Internationale Jahr der Hülsenfrüchte ist eine gute Gelegenheit auf das Potenzial der Körnerleguminosen aufmerksam zu machen. Erste Ansätze sind da: Der Anbau von Linsen in der Westschweiz und von Lupinen im Mittelland zeigt, dass versucht wird, der steigenden Nachfrage nach gesunden, ökologisch produzierten Nahrungsmitteln gerecht zu werden. Im Biolandbau wird der Anbau von Körnerleguminosen mit einem Zustupf belohnt. Verarbeitung und Handel bieten erste Abnahmeverträge an. Sie haben offenbar gemerkt, dass sich das „Eiweiss der Armen“ durchaus im Premiumsegment vermarkten lässt. Und was passt besser zur Schweiz als der Premiummarkt? 

Neuen Kommentar schreiben

Kommentare (0)

Bisher sind keine Kommentare zu diesem Artikel erstellt worden.