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Heilbronn: "Stress and the City"
Städte machen gerade einmal 2% der Erdoberfläche aus. Dennoch wohnen rund 50% der Weltbevölkerung im urbanen Raum. Die Folge ist eine enorme soziale Dichte, die bei den Bewohnern extremen Stress auslösen kann. In Kombination mit sozialer Isolation, die vor allem ältere Menschen und Singles betrifft, steigt bei Städtern das Risiko, psychisch zu erkranken. So kommen in der Stadt Depressionen eineinhalb Mal häufiger vor als auf dem Land. Das Schizophrenierisiko ist sogar doppelt so hoch. Jetzt könnte man meinen, das sei Grund genug, wieder aufs Land zu ziehen. Doch die vielen Möglichkeiten in der Stadt wiegen offensichtlich mehr: Dort gibt es Arbeit, Bildung, Freizeitangebote, ein dichtes Verkehrsnetz, gute Versorgung und vieles mehr. Laut einer Prognose werden daher bereits im Jahr 2050 über 70% der Menschen in den Ballungsräumen wohnen. Wie muss also die Stadt der Zukunft aussehen, damit sie ihre Bewohner nicht krank macht? Mit dieser Frage beschäftigten sich rund 50 Journalisten und Blogger, Fotografen und Buchautoren während des achten Garten-Gipfels in Heilbronn. Eingeladen hatte der Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e.V. (BGL). Auf der Agenda der zweitägigen Veranstaltung stand eine Führung über die Bundesgartenschau Heilbronn sowie ein Vortrag mit anschließender Diskussion mit Prof. Dr. Mazda Adli - Autor des Buches "Stress and the City".
BUGA Heilbronn
Die Bundesgartenschau Heilbronn eröffnete am 17. April 2019 ihre Tore. Zwölf Jahre Planung waren vorangegangen und 144 Mio. Euro investiert worden. Das Ergebnis ist eine einzigartige BUGA: Noch nie spielte der städtebauliche Aspekt eine so große Rolle, wie in Heilbronn. Dort wurde aus einer 40 Hektar großen, ehemaligen Gewerbefläche am Neckarbogen neuer Wohn- und Lebensraum geschaffen, der schon jetzt bewohnt wird. Ziel ist es, dass nach Ende der baulichen Maßnahmen rund 3.500 Menschen auf dem Gelände leben und 1.500 arbeiten. Daher liegt der Schwerpunkt der BUGA auf einer hohen Lebens- und Aufenthaltsqualität, die mit öffentlichen Grünflächen und Wasserquartieren geschaffen wird. Aber auch Biodiversität, Nachhaltigkeit und die Inklusion verschiedener Gruppen, wie junge Familien, Senioren, Menschen mit Behinderung, spielten bei der Planung eine entscheidende Rolle.
Die Stadt der Zukunft ist grün
Keynote speaker des achten Garten-Gipfels war Prof. Dr. med. Mazda Adli. Der Psychiater, Psychotherapeut und Chefarzt der Fliedner Klinik an der Charité in Berlin beschäftigt sich in seinem aktuellen Buch "Stress and the City" mit den negativen Effekten des Stadtlebens, gibt zugleich aber auch Aspekte an die Hand, mit der städtebaulich das Risiko einer psychischen Erkrankung minimiert werden kann. "Alles, was das soziale Miteinander fördert, tut gut, weil es den Faktor der sozialen Isolation entgegenwirkt", so Adli. "Deswegen brauchen Städte öffentliche Räume, die eine Vernetzung mit anderen Menschen ermöglichen. Menschen, die eine Grünfläche in der Nähe haben, haben außerdem ein geringeres Depressionsrisiko. Ist man eher ländlich in einer Umgebung von Wäldern, Wiesen, Gärten oder Parks aufgewachsen, liegt das Risiko für psychische Erkrankungen sogar um 55% niedriger." Mit Grünflächen verbessert sich auch das allgemeine Gesundheitsgefühl, man schläft besser und erholt sich nach Krankheiten schneller, so Adli. Bei Kindern entwickle sich das Arbeitsgedächtnis besser. "Die Stadt der Zukunft ist grün", so das Fazit der anschließenden Diskussion der Teilnehmer des Garten-Gipfels. Das bestätigte auch Adli, der sich zurzeit in dem neuen, interdisziplinären Forschungsforum "Neurourbanistik" engagiert. Darin befassen sich Mediziner, Philosophen, Soziologen, Psychologen und Architekten mit der Frage, wie sich das Stadtleben auf die Psyche der Menschen auswirkt und wie eine Stadt geplant werden muss, damit das Risiko für Erkrankungen sinkt. Lutze von Wurmb, Präsident des BGL, freute sich, dass so viele Journalisten wie noch nie der Einladung zum Garten-Gipfel gefolgt sind und sich zwei Tage lang intensiv mit Grüner Stadtentwicklung und Stadtstress auseinandergesetzt haben. "Grün spielt eine elementare Rolle für die Gesundheit von Menschen in der Stadt. Aus diesem Grund sollte in der Forschergruppe Neurourbanistik auf jeden Fall auch die grüne Landschaftsplanung einbezogen werden." (Quelle: BGL)
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