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Forschung: Pestizide machen Bienen das Lernen schwer
Hoch dosiert zeigt es einen negativen Einfluss auf die Geschmackswahrnehmung und das Lernvermögen der Tiere. Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA hat im Februar 2018 Risiken für Bienen durch die Pestizidgruppe der Neonikotinoide bestätigt. Als Alternative ist deshalb ein neues Produkt der Firma Bayer AG im Gespräch, das den Wirkstoff Flupyradifuron aus der Klasse der Butenolide enthält. Der Markenname des Pestizids lautet Sivanto.
Sivanto soll gegen diverse saugende Insekten wie Blattläuse und Weiße Fliegen wirken und kann an einer ganzen Reihe von Obst- und Gemüse-, aber auch Kakao- und Kaffeepflanzen angewendet werden. Das Pestizid wird als bienenfreundlich vermarktet und kann sogar auf blühende Felder aufgebracht werden. In den USA ist es seit dem Jahr 2015 auf dem Markt. In der EU ist es bereits zugelassen, aber noch nicht erhältlich.
Messbarer Einfluss auf die Honigbiene
Wissenschaftlerinnen der Universität Würzburg haben jetzt den Einfluss von Flupyradifuron auf das Verhalten der Honigbiene untersucht. Verantwortlich dafür sind Ricarda Scheiner, Professorin für Neuroethologie der Arthropoden am Lehrstuhl für Zoologie II, und ihre Doktorandin Hannah Hesselbach. Die Ergebnisse ihrer Studie haben die Forscherinnen in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Nature Scientific Reports veröffentlicht.
„Unsere Daten zeigen, dass nicht tödliche Dosen von Flupyradifuron nach einmaliger Verabreichung an sammelnde Honigbienen deren Geschmackswahrnehmung sowie das Lernen und Gedächtnis negativ beeinflussen“, fasst Ricarda Scheiner die Ergebnisse der Arbeit zusammen.
Keine Effekte bei bestimmungsgemäßem Einsatz
Für ihre Studie haben die beiden Forscherinnen zunächst mit einem gängigen Verfahren die Wahrnehmung von Zucker der von ihnen untersuchten Bienen getestet. Im Anschluss wurden die Tiere auf einen Duft konditioniert und ihre Erinnerung an das Gelernte am nächsten Tag getestet. Dabei belegen die Experimente: „Während die beiden niedrigeren verwendeten Dosen keinen Einfluss zeigten, führte eine Flupyradifuronmenge von 1,2 Mikrogramm pro Biene zu deutlich reduzierten Wahrnehmungs- und Lernleistungen“, sagt Hannah Hesselbach.
Die gute Nachricht sei allerdings, dass die sammelnden Honigbienen bei bestimmungsgemäßer Anwendung des Pestizids nicht mit dieser Dosis in Kontakt kommen sollten. Dennoch bedürfe es weiterer Forschungsarbeit, um zum Beispiel den Einfluss des Pestizids auf motorische Fähigkeiten, den Bienentanz oder die Orientierung zu bestimmen.
„Auch können wir nicht sagen, welchen Einfluss Flupyradifuron in Kombination mit anderen Pflanzenschutzmitteln, von denen häufig Rückstände in Honig und Pollen zu finden sind, auf die Bienen hat,“ ergänzt Hannah Hesselbach. Zusätzlich sollte ihrer Meinung nach auch der Einfluss auf Wildbienen und andere Bestäuber untersucht werden.
Verhaltensbiologie der Honigbiene
Die Arbeitsgruppe von Ricarda Scheiner am Lehrstuhl für Zoologie II der Universität Würzburg befasst sich mit der Verhaltensbiologie der Honigbiene. Dabei kommt ein breites Methodenspektrum zum Einsatz, das unter anderem Verhaltensanalysen, verhaltensphysiologische, verhaltenspharmakologische sowie molekularbiologische Methoden umfasst. (Julius-Kühn-Institut Würzburg)
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