EAC: Jahreshauptversammlung in Antwerpen

Die Jahreshauptversammlung des Europäischen Baumpflegerates (European Arboricultural Council – EAC) fand auf Einladung des belgischen Verbandes Bomen Beter Beheren (BBB) im Juni in Antwerpen statt

EAC-Präsidentin Stefania Gasperini aus Italien begrüßte im altehrwürdigen Rathaus von Antwerpen Baumpfleger*innen aus ganz Europa sowie aus Hongkong und den Vereinigten Staaten zur Preisverleihung des European City of the Trees (ECOT) Award 2023 - und anschließend zur EAC-Jahrestagunge. Dort wurde Gasperini im Amt bestätigt. Bild: © by Driesluyten.

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EAC-Präsidentin Stefania Gasperini aus Italien begrüßte im öffentlichen Teil im altehrwürdigen Rathaus von Antwerpen 130 Baumpfleger*innen aus ganz Europa sowie aus Hongkong und den Vereinigten Staaten zur Preisverleihung des European City of the Trees (ECOT) Award 2023 am 16. Juni und zum Kongressteil mit sechs Vorträgen.

Jos Schenk: Nachhaltiges Baummanagement in Antwerpen

Jos Schenk, Stadt Antwerpen, stellte in seinem Vortrag konkrete Beispiele vor, die u. a. die Grundlage für den Gewinn des ECOT-Award bildeten. Große Bäume spielen eine weitaus bedeutendere Rolle für ein gesundes Stadtklima. Deshalb legt die Stadt Antwerpen auch einen starken Fokus auf Pflege und Erhalt vieler großer Bäume. Darüber hinaus sieht der Baumplan der Stadt vor, dass jeder Baum zwei Nummern bekommt: eine für die Projektionsfläche der Krone und eine für die Größe und Beschaffenheit des Wurzelraums. Beim bereits existierenden Baumbestand ist in der Regel die Fläche der Krone wichtig, wohingegen bei Neupflanzungen der vorhandene Platz und vor allem der bereitzustellende Wurzelraum eine ausschlaggebende Rolle spielen. Der Baumart selbst kommt dabei keine besondere Bedeutung zu. Stirbt beispielsweise ein großer Baum, wird dem neu zu pflanzenden Baum eine Fläche zur Verfügung gestellt, die der Kronenfläche des toten Baumes entspricht. 

Francis Hallé über das Geheimnis der Bäume

Mit großer Freude begrüßte Stefania Gasperini den international bekannten französischen Botaniker Francis Hallé. Er hat viele Jahre damit verbracht, die tropischen Regenwälder zu studieren und die Geheimnisse des Zusammenwirkens von Pflanzen und Tieren zu entschlüsseln. In seinem Vortrag ging Hallé auf den Lebenskreislauf von Bäumen ein und stellte den Baum nicht als ein großes Individuum vor, sondern als Kolonie vieler kleiner Individuen, die aufeinander wachsen.

Felipe Garcia Fons: Basis der Baumstatik

Felipe Garcia Fons aus Belgien ging in seinem Vortrag auf die neuen Standards der SAG Baumstatik ein. Die Sachverständigen-Arbeitsgemeinschaft Baumstatik ist ein international tätiger Verein, dessen Mitglieder über eine reichhaltige Erfahrung auf dem Gebiet der Baumstatik, basierend auf statisch integrierten, verletzungsfreien Zugversuchen verfügen. Standards zu fünf wichtigen Themen werden von einer internationalen Arbeitsgruppe entwickelt. Die Normen gelten speziell für Baumzugversuche (statische Belastung) und betreffen die Kompetenz des Sachverständigen, die Datenerfassung, die Windlastanalyse, die Auswertung und die Berichterstattung – und werden bald öffentlich zugänglich sein.

Bregt Roobroeck: Drohnen in der Baumpflege

Wie sieht die Zukunft der Baumpflege aus? Was kann man mit Hilfe von Drohnen kontrollieren? Diesen Fragen ging Bregt Roobroeck von der VIVES Hochschule für angewandte Wissenschaften in Kortrijk in seinem Vortrag nach. Dabei sah er in einer Drohne keine Konkurrenz, sondern ein nützliches Hilfsmittel in der Baumpflege. Durch die Ausstattung von Drohnen mit hochauflösenden Kameras und Sensoren können Fachleute detaillierte Bilder und Daten über Bäume erhalten: über ihre Größe, Form, Dichte und Belaubung. Dadurch lassen sich potenzielle Probleme wie Krankheiten, Schädlingsbefall oder strukturelle Mängel erkennen, die vom Boden aus oder sogar durch Klettern nicht sichtbar sind. So werden Schadmerkmale in großer Höhe leichter und ökonomischer erkennbar. Außerdem hilft die künstliche Intelligenz dabei, den Vitalitätszustand von Bäumen besser zu beurteilen.

Frans von de Ven: Jeder kann eine Führungsrolle übernehmen

Unternehmerische Fähigkeiten stellte Frans von de Ven in seinem Vortrag „Jeder kann eine Führungsrolle übernehmen“ in den Mittelpunkt. Er befasste sich mit der grundlegenden Frage: „Wie kann man das Beste in sich selbst und in anderen hervorbringen?“ Dabei ging von de Ven von der Voraussetzung aus, dass Führungskompetenz mit einem besseren Verständnis für uns selbst beginnt. Damit regte er zum Nachdenken an und formulierte die Entscheidungen und Handlungen, die zu besseren Arbeitsbeziehungen, besseren Ergebnissen und mehr Zufriedenheit bei der Arbeit führen werden.

Jennifer Gerndt: Neues von der ISA

Die enge Verbundenheit zum EAC brachte eine Vertreterin der International Society of Arboriculture (ISA) aus Atlanta, USA, zum Ausdruck. In ihrem Grußwort betonte sie das heute sehr gute Miteinander beider Baumpflegeverbände, das vor allem bei der Internationalen ISA-Konferenz in Malmö/Schweden im September 2022 erlebbar wurde. Hier war der EAC zum ersten Mal mit einem eigenen Stand vertreten. In 2024 begeht die ISA ihr 100-jähriges Bestehen in Albuquerque/New Mexico. 

Gasperini als EAC-Präsidentin bestätigt

Im geschlossenen Teil der EAC-Jahreshauptversammlung stand die interne Gremienarbeit im Focus. Hier wurde Stefania Gasperini aus Italien für ein weiteres Jahr in ihrem Amt als Präsidentin bestätigt. Wolfgang Groß, Deutschland, wurde für zwei weitere Jahre als Geschäftsführer bestellt, die übrigen Vorstandsmitglieder bleiben im Amt. Als Rechnungsprüfer*in wurden Jochum Bax aus Spanien und Laura Mazule aus Lettland gewählt.
 

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