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BUGA 2023: Grabgestaltung auf höchstem Niveau
Der Ausstellungsbereich „Grabgestaltung und Denkmal“ ist ein ganz besonderer Bereich auf dem „Spinelli“-Gelände der Bundesgartenschau (BUGA) in Mannheim. Aus der ganzen Bundesrepublik sind die Besten der Besten unter den Friedhofsgärtner*innen angereist, um vor Ort zu zeigen, wie überaus schön und ästhetisch Grabbepflanzungen heutzutage sein können. Natürlich wollen sie auch die begehrten Medaillen und Ehrenpreise erringen, die eine hochkarätig besetzte Jury an die beteiligten Friedhofsgärtner*innen zu vergeben hat.
Der Standort des Bereichs „Grabgestaltung und Denkmal“ macht es ihnen wahrlich nicht leicht, ein Bepflanzungskonzept zu liefern, das während der gesamten Laufzeit der BUGA attraktiv bleibt: „Das Gelände ist vollsonnig ohne nennenswerten Baumbestand, der Schatten bieten könnte – dazu weht fast beständig ein mehr oder weniger starker Wind. Das schränkt die gestalterischen Möglichkeiten der beteiligten Friedhofsgärtner doch etwas ein“, sagt Knut Mergenthaler, der vom Bund Deutscher Friedhofsgärtner mit der Pflege des Areals während der BUGA betraut wurde. „Und doch haben die Kollegen alles gegeben und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen! Viele von ihnen haben an diesem besonderen Standort verstärkt auf hitzetolerante Pflanzen gesetzt.“
Bereits in den ersten Tagen ist das Areal voller begeisterter Besucher*innen, die die exzellenten Bepflanzungskonzepte und ausgefallenen Grabsteine genau unter die Lupe nehmen. Es sind in Mannheim wahre Blumengärten entstanden, die sich da an den und unter schön gewachsenen Gehölzen ausbreiten. Bodendeckerpflanzen wie Katzenpfötchen, Rebhuhnbeere oder Fiederpolster umschmeicheln den Frühjahrsflor so dicht wie Teppiche. Verstohlen beugt sich so manch einer nach unten, um zu ertasten, ob diese Pflanzenteppiche wirklich echt sind.
Jedes Grab – sei es ein Einzel-, Doppel- oder Urnengrab – wirkt wie ein eigener kleiner Kosmos erlesener Pflanzen, die im Zusammenspiel mit dem jeweiligen Grabstein ein ganz besonderes Bild erzeugen. Da entsteht zum Beispiel aus Gräsern, Zwergkiefern, Sand und einem rostigen Anker eine kleine Küstenlandschaft wie an der Ostsee – in der Bodengestaltung wird sogar die Wellenform aufgegriffen, die die Grabstele ziert. Und aus der Mitte des Grabes erhebt sich eine kleine „Insel“ aus meerblauen Blumen. Ein aus schwarzem und weißem Stein in Kreuzform gehauenes Grabzeichen findet sein blumiges Echo in einem Kreuz aus exquisiten blau-weißen Frühblühern. Schon tummeln sich zahlreiche Bienen bei ihrer Suche nach Nektar auf einem Grab, das mit trockenheitsverträglichen Bodendeckern wie blühendem Thymian, Lavendel und Rosmarin bepflanzt und von einem geschwungenen Band weiß-lila-blauer Hornveilchen durchzogen ist.
Anders als man es von früher kennt, sind viele der gezeigten Grabstellen heute oft nicht mehr flach gestaltet, sondern es werden mit Erde Bodenerhebungen modelliert, die die Form des Grabmals aufgreifen oder in seiner Wirkung verstärken. Längst sieht man im Frühjahrsflor nicht mehr nur die klassischen Hornveilchen, Vergissmeinnicht und Bellis. Unter sie mischen sich nun farbenfrohe Ranunkeln, seltene Zwiebelpflanzen, aber auch Gräser, Schlangenbart und sogar Sauerampfer oder zartes Fenchellaub. Außergewöhnlich gewachsene Gehölze schmiegen sich so dicht an die Grabsteine, also stünden sie schon seit Jahren dort und seien im Laufe der Zeiten mit dem behauenen Stein verwachsen. Auch niedrige Palmen oder Sukkulenten geben auf manchem der so vielfältig gestalteten Gräber ein Stelldichein. Selbst auf dem kleinsten Urnengrab haben die Friedhofsgärtner ein wahres Feuerwerk ihrer Kunst entzündet.
Memoriam-Gärten und Natur-Ruh
Doch auch andere Grabformen sind in Mannheim zu sehen und tragen dem Wandel in der Bestattungskultur Rechnung. Da viele Angehörige aufgrund ihrer persönlichen Umstände heute nicht in der Lage sind, das Grab ihrer Verstorbenen selbst zu pflegen, sind in den letzten Jahren neue Bestattungsformen entstanden. So genannte „Memoriam-Gärten“ verbinden auf einer attraktiven Pflanzenfläche die dort untergebrachten Grabstätten zu einem harmonisch gestalteten Ganzen. Die Anlage wird von Friedhofsgärtnern liebevoll gehegt und umsorgt und bietet rund ums Jahr einen gepflegten, blühenden Ort der Erinnerung. Ein etwas anderes Konzept verfolgen die so genannten „NaturRuh“-Areale. Sie bieten naturnahe und würdevolle Bestattungen auf Flächen, in die Futterstellen und Nistkästen, Insektenhotels und Unterschlupfmöglichkeiten für Tiere integriert sind. Diese ebenfalls gärtnergepflegten Anlagen werten den Friedhof in seiner ökologischen Bedeutung auf und sind gerade in Zeiten des Klimawandels eine interessante Alternative in der Bestattungskultur.
Wie vielfältig Orte sein können, an denen Trauernde das Andenken an Verstorbene pflegen können, hat der Ausstellungsbereich „Grabgestaltung und Denkmal“ auf der BUGA Mannheim 2023 eindrucksvoll bewiesen. Deutschlands Friedhofsgärtner*innen und Steinmetz*innen haben sehr überzeugend demonstriert, wie abwechslungsreich und gestalterisch anspruchsvoll es auf einem modernen Friedhof zugehen kann. Daher bewertete die Jury aus tiefster Überzeugung die Leistungen der Friedhofsgärtner auf der BUGA in Mannheim mit 36 Goldmedaillen, vier Großen Goldmedaillen der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft und neun Ehrenpreisen! In einer feierlichen Zeremonie wurden die Preisträger*innen ausgezeichnet.
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