Brexit: Britische Gartenbauexporte sinken um 39%

Gestiegene Kosten sowie Restriktionen für die britische Gartenbauindustrie beim Export in die EU haben in den ersten sechs Monaten des Jahres zu einem deutlichen Rückgang des Handelsvolumens geführt.

Der Export von Gartenbauerzeugnissen in die EU ist für britische Unternehmen oftmals unwirtschaftlich. Grafik: GABOT.

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Eine von der Horticultural Trades Association (HTA) durchgeführte Untersuchung zeigt, dass die Ausfuhren von lebenden Pflanzen und Pflanzenmaterial aus dem Vereinigten Königreich in die EU zwischen Januar und Juni dieses Jahres einen Wert von 9,7 Mio. Pfund hatten, verglichen mit 16 Mio. Pfund im gleichen Zeitraum 2019, was einem Rückgang von 39% entspricht. Der weltweite Absatz ist im Kontrast dazu im Großen und Ganzen konstant geblieben. Dies zeigt laut HTA, dass die EU zwar immer noch den wichtigsten Markt für britische Gartenbauerzeugnisse darstellt, die Branche aber nicht so wächst, wie sie könnte. Der zusätzliche Verwaltungsaufwand und die neuen Beschränkungen führen dazu, dass britische Gartenbaubetriebe sich gegen den Vertrieb in der EU entscheiden.

"Wir ahnten schon lange, dass diese schwerfällige Regelung den Unternehmen, die sich einen Kundenstamm in Europa aufbauen wollten, zu viele Hindernisse in den Weg legen würde. Ein Großteil der 24 Mrd. Pfund starken Gartenbauindustrie besteht aus kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), die sich für die "grüne Branche" engagieren und die beliebten britischen Zierpflanzen, Samen und Gehölze exportieren wollen, die wir hier produzieren. Die bürokratischen Hindernisse und die immensen Kosten verhindern jedoch, dass sich der Export für die Unternehmen rentiert. Auf diese Weise werden mittelständische Unternehmen daran gehindert, zu wachsen und eine Wiederbelebung des Handels nach dem Brexit einzuleiten", erklärt James Clark, Direktor für Politik und Kommunikation beim HTA.

Erfahrungsberichte von HTA-Mitgliedern zeugen von der Frustration der Unternehmen über die Probleme beim Transport ihrer lebenden Pflanzen in Verbindung mit den zusätzlichen Kosten und der Komplexität der Inspektionen und des erforderlichen Verwaltungsaufwandes. Aufgrund der Gesamtheit dieser Faktoren ist der Handel mit Kunden auf dem Festland für viele schlichtweg nicht realisierbar.

David Millais, der die Millais Baumschulen in der Nähe von Farnham in Surrey betreibt, erläutert: "Vor dem Brexit exportierten wir 5-10% unserer Produktion an botanische Gärten und spezialisierte Gartencenter sowie an viele Stammkunden im Einzelhandel, die direkt über unsere Internetplattform kauften. Vor dem Brexit haben wir unsere Website umstrukturiert, um von diesem Absatzmarkt profitieren zu können, sodass dieser Geschäftsbereich um 20% gewachsen ist. Der Brexit hat dies vollständig unterbunden. Die unverhältnismäßig hohen Inspektions- und Frachtkosten lassen den Aufwand für den Versand kleinerer Bestellungen nach Europa sinnlos werden, da die Kosten den Export für alle Beteiligten unwirtschaftlich machen."

David Fryer, Leiter der technischen Abteilung des Saatgutunternehmens Mr. Fothergill's aus Newmarket, erklärt die Situation: " Die Kosten für Inspektionen und Bescheinigungen, für Planung und Management und das Risiko von Verzögerungen oder der Abweisung von Sendungen kosten uns so viel Zeit, dass wir uns nicht auf das Wachstum in der EU konzentrieren können, während wir diese neuen Arbeitsabläufe verinnerlichen."

Die HTA-Kampagne "Let Britain Grow" fordert die Regierung auf, die bestehenden Kontrollstandards und Gebühren auf den Prüfstand zu stellen und ein entsprechendes Abkommen zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU auszuhandeln. Dies würde dem milliardenschweren Sektor die Möglichkeit geben, das Wirtschaftswachstum des Landes anzukurbeln und den internationalen Handel nach dem Brexit zu stärken.

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