Im Interview: Kathrin Weiß

Zur Bundesgartenschau 2021 wird das Deutsche Gartenbaumuseum komplett runderneuert - innen wie außen.

Kathrin Weiß. Bild: Deutsches Gartenbaumuseum.

Kathrin Weiß, Geschäftsführerin und Vorständin der Stiftung erzählt, was es damit auf sich hat.

Frau Weiß, Sie haben große Anstrengungen unternommen. Welche Ziele verfolgen Sie mit dem neugestalteten Museum?

Das Deutsche Gartenbaumuseum Erfurt ist in seiner Geschichte und Themenvielfalt einzigartig in Deutschland. Bundesweit möchten wir in Zukunft noch bekannter werden, sowohl bei Fachpublikum als auch bei Privatpersonen.

Wir verstehen uns als lebendiger Veranstaltungs- und Diskussionsort und möchten diesen Schwerpunkt in Zukunft ausbauen. In Ausstellungen, Vorträgen, museumspädagogischen Angeboten und Veröffentlichungen möchten wir erlebnisreich und interaktiv die verschiedenen Themen des Gartenbaus vermitteln. Von der einzelnen Pflanze über Vermehrungs- und Zuchttechniken, Anbaumethoden und Pflanzenverwendung bis zu den Ideen der Gartenkunst. Wir wünschen uns, dass sich unsere Besucher*innen damit auseinandersetzen und eigene Position beziehen.

Darüber hinaus spielt der Gartenbau in der Geschichte Erfurts, unserem Standort, eine einzigartige Rolle. Begründet durch Christian Reichart im 18. Jahrhundert prägte er die Stadt, verhalf ihr zu wirtschaftlichem Aufschwung, war Grundlage für die Erfolgsgeschichte zahlreicher Familien wie Heinemann, Schmidt, Chrestensen oder die älteste Kakteengärtnerei der Welt, die Firma Haage. Heute noch bekannte Gemüsesorten oder Blumenzüchtungen haben ihren Ursprung in Erfurt, andere gerieten in Vergessenheit, wurden von leistungsfähigeren Sorten verdrängt. Eine solch spannende Geschichte, die ganz viele Handlungsebenen aufzeigt, muss man einfach öffentlich machen. Gemeinsam mit bekannten Erfurter Gartenbauinstitutionen wie beispielsweiseder Fachhochschule Erfurt sowie dem Lehr- und Versuchszentrum Gartenbau, haben wir beste Voraussetzungen,unsere Themen an einem historischen,interessanten Ort authentisch zu vermitteln und zeitgemäße Themen aufzugreifen.

Welche Zielgruppen wollen Sie künftig ansprechen?

Der Gartenist heute ein generationsübergreifendes Thema. Das Bild vom Freizeitgärtner hat sich enorm gewandelt. Generationsübergreifend säen, pflanzen oder ernten Menschen gesundes Obst und Gemüse im eigenen Garten oder auf öffentlich nutzbaren Flächen. Mit Urban Gardening erobert mehr Grün die Städte. Brachen in der Stadt werden als Gemüsegärten gemeinschaftlich genutzt. Stadtentwicklung beschäftigt sich mit Konzepten, wie wir künftig mit dem Klimawandel umgehen. Neue Freizeitangebote, wie sie beispielsweise auch mit der BUGA in Erfurt entstehen, sind mit besonderen Naturerlebnissen verbunden. Garten ist heute ein gesellschaftliches Thema, wir wollen eine breite Alters-und Interessengruppe mit unserer neuen Dauerausstellung im Museum ansprechen. Dabei sollen die Besucher*innen reflektieren, welchen Einfluss sie auf bestimmte Entwicklungen haben, wenn sie Entscheidungen, etwa beim Kauf von Lebensmitteln oder Saatgut treffen, und welche Konsequenzen sie dabei in Kauf nehmen.

Welchen Beitrag kann das DGM zur Stärkung des Tourismus in der Region leisten?

Das Deutsche Gartenbaumuseum befindet sich inmitten des egaparks in einer ganz besonders günstigen Lage. Der Gartenpark ist eines der beliebtesten touristischen Ziele in Thüringen, mehr als 500.000 Besucher erleben jährlich die Blütenpracht, die wundervollen Themengärten und die Vielfalt an Gartenthemen. Im Deutschen Gartenbaumuseum finden die Besucher*innen ergänzende, besonders aufbereitete grüne Themen und können tiefer in Erfurts reiche Gartenbauhistorie sowie in die Themenvielfalt des Gartenbaus der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eintauchen. Wir bieten künftig noch mehr: Die Museumsthemen mit dem Alltag der Besucher*innen zu verknüpfen, spielt in dem erlebnisorientierten Ausstellungskonzept eine große Rolle und macht Lust auf weitere Museumstouren. Das kann ein Katalysator für den regionalen Tourismus sein.

Was versprechen Sie sich von der BUGA 2021?

Zur Bundesgartenschau im kommenden Jahr rechnen wir mit etwa 1,8 Millionen Besucher*innen. Der egapark wird das Kernstück des großen Gartenfestes sein. Wir sind – eingebettet in den historischen Teil des Parkes – mittendrin. Unsere Museumsangebote sind Teil des grünen Erlebnisrundganges. Dies ist ein altersübergreifendes Angebot, mit allen Sinnen Natur zu erleben und zu erforschen. Wir sind durch das verbindende Thema Gartenbau ein lebendiger Teil der BUGA Erfurt 2021. Erfurts Gartenbauhistorie findet sich nicht nur in den Ausstellungen wieder. Bereits 1950 richtete Erfurt an der ehemaligen Cyriaksburg die Gartenschau „Erfurt blüht“ aus. Jetzt kommt die BUGA zurück an diesen Ort und wir sind ganz selbstbewusst ein Teil dieser Leistungsschau der grünen Branche. Die BUGA ist für uns eine besondere Plattform für noch mehr Bekanntheit über Erfurt und Thüringen hinaus.

Wie kooperieren Sie künftig mit den Museen in der Region?

Im Thüringer Museumsverband sowie in der Arbeitsgruppe musealer Austausch, die von der Thüringer Tourismus Gesellschaft koordiniert wird, suchen wir das Gespräch mit anderen Einrichtungen des Freistaates. Mit Partnern wie dem Schloss Friedenstein oder Schloss Altenburg haben wir uns vernetzt, damit wir gemeinsam die Museumslandschaft in Thüringen stärken. Jeder von uns hat seine Spezifik, jeder von uns kann dennoch aus der Zusammenarbeit etwas für sich mitnehmen. Wir arbeiten an gemeinsamen Projekten und werben füreinander, das ist ein großer Vorteil dieses Netzwerkes.

Vielen Dank!

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