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Weihnachtsbaum: Zwischen lokaler Wertschätzung und Importkonkurrenz
"Knapp die Hälfte der Weihnachtsbäume in Schweizer Haushalten sind einheimische Bäume", erklärt Philipp Gut, Geschäftsführer der IG Suisse Christbaum. Er betont, dass dies angesichts der zollfreien Einfuhr von Christbäumen und der starken Konkurrenz durch niedrigpreisige Importe ein beachtliches Verhältnis ist. Baumärkte und Einzelhändler wie Hornbach, Bauhaus, Aldi und teilweise Landi vermarkten importierte Bäume zu Preisen, die für Schweizer Produzenten nicht zu unterbieten sind.
Trend zu Schweizer Weihnachtsbäumen
Trotzdem verzeichne die Branche einen allgemeinen Anstieg in der Nachfrage nach Schweizer Weihnachtsbäumen. "Unabhängig vom Covid-Boost ist eine steigende Tendenz erkennbar", erläutert Philipp Gut. Während der Pandemie habe die Branche einen sehr starken Anstieg der Nachfrage erlebt, die sich inzwischen aber normalisiert habe. "Während der Covid-Pandemie konnten die Produzentinnen und Produzenten jeden Baum verkaufen – nun bleibt halt wieder der eine oder andere liegen, was aber auch normal ist", so der IG-Geschäftsführer. Nichtsdestotrotz sei unabhängig vom Pandemieeffekt eine steigende Nachfrage nach Schweizer Ware festzustellen.
Auf die Frage, ob die Schweizer Produzentinnen und Produzenten theoretisch die gesamte Nachfrage decken könnten, antwortet Philipp Gut: "Im Moment gibt es zu wenig Bäume und eine Ausweitung der Produktion ohne entsprechende Nachfrage wäre riskant." Schweizer Produzenten müssten vorsichtig agieren, um Überproduktion und damit verbundene Verluste zu vermeiden.
"Acht Jahre Pflege und Arbeit in unsere Christbäume zu stecken und dann nicht in der Lage sein, diese abzusetzen, wäre verheerend", erklärt Philipp Gut weiter. Daher würden Schweizer Produzentinnen und Produzenten ihre Produktion sehr vorsichtig und nur langsam hochfahren und versuchten abzuschätzen, welche Menge in acht Jahren abgesetzt werden könnten. "Ich höre von Betrieben, die mir erzählen, dass sie chronisch etwas zu wenig Bäume haben, aber Angst haben, mehr zu pflanzen, weil sie befürchten, diese in acht Jahren dann nicht verkaufen zu können", so Philipp Gut.
Vorteile und Produktionsprozess eines Schweizer Weihnachtsbaums
Ein Schweizer Weihnachtsbaum überzeuge vor allem durch Qualität und Frische, erläutert Philipp Gut. "So werden Importbäume, beispielsweise aus Dänemark, oft bereits im November geschlagen", erklärt er. Das Bewusstsein für die Schweizer Herkunft und die lange Produktionszeit habe zuletzt zugenommen, meint Philipp Gut weiter.
"Die Kunden schätzen zunehmend die lokale Produktion und sind bereit, dafür einen höheren Preis zu zahlen – insbesondere, wenn die Produzentinnen und Produzenten noch Eventcharakter bieten", erzählt er. So böten einige Produzenten unter anderem das besondere Erlebnis an, den Baum direkt auf der Plantage auszuwählen.
Der Produktionsprozess eines Weihnachtsbaums ist derweil äußerst langwierig. "Im Frühling werden die Setzlinge gepflanzt und wachsen dann rund acht Jahre", erklärt Philipp Gut. Während dieser Zeit sei die Pflege der Bäume entscheidend, um Qualität und Attraktivität zu gewährleisten. Dazu gehören das Zuschneiden der Triebe, Bewässerung bei Trockenheit, Unkrautentfernung, sowie Schädlings- und Krankheitsbekämpfung. Hagelschläge oder Spätfröste können den Bestand ebenfalls stark dezimieren oder ziehen zumindest einen zusätzlichen Schnitt nach sich, damit die Bäume weiterhin schön genug wachsen.
Jährlich werden entsprechend immer etwas mehr Setzlinge angepflanzt als die Anzahl Bäume, die durchschnittlich in den vergangenen Jahren verkauft wurden: "Denn in den acht Jahren Wachstum rechnen die Produzentinnen und Produzenten mit durchschnittlichen Abgängen von 10 bis 30% – alles darüber ist wirklich schlecht", so der IG-Geschäftsführer. (Quelle: lid)
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