Von Buttlar: "Nachhaltigkeitsstrategien müssen Chefsache sein"

Horst von Buttlar, der bekannte deutsche Journalist und Chefredakteur der Zeitschrift Wirtschaftswoche, war der Keynote-Speaker auf dem 8. BHB-GardenSummit in Köln.

Horst von Buttlar auf dem 8. BHB-GardenSummit in Köln. Bild: GABOT.

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Der Vortrag von Horst von Buttlar stand unter dem Titel "Das grüne Jahrzehnt - wie die Klimakrise die Wirtschaft revolutioniert". „Es gibt eine Prognose, die ist ziemlich präzise, da müssen sich alle Unternehmen drauf einstellen“, richtete von Buttlar das Wort an die 140 Zuhörer, „wir als Investoren, wir als Unternehmer und auch ihre Mitarbeiter werden danach fragen, auch die Kunden werden danach fragen. Es ist nicht nur eine Imagefrage:  Wir stehen vor einem grünen Jahrzehnt!“ Das sei nicht politisch gemeint, so von Buttlar weiter. „Die Jahre bis 2030 sind das Schlüsseljahrzehnt: Die wesentlichen Entscheidungen für den Umbau zu einer klimaneutralen Wirtschaft müssen bis 2030 getroffen werden – auch wenn sonst immer bis 2050 die Rede ist - weil sonst einige Kipppunkte nicht mehr verhindert werden können.“

Man bekomme nun einen neues „Betriebssystem“: 200 Jahre habe man fossile Brennstoffe verbrannt und es war immer ein Weg zu „mehr“ - jetzt müsse es ein weniger und ein mehr gleichzeitig geben. Das ist sei nicht unmöglich, die deutsche Wirtschaft habe sich seit dem Jahr 1990 verdreifacht, das CO2 sich um 40% reduziert. „Das heißt, es gibt nicht nur Angst um den Standort, es gibt nicht nur Abbau, es gibt nicht nur Krise – es gibt auch neues Wachstum. Da muss man das ganze Bild sehen“.

Warum ein grünes Jahrzehnt?

Von Buttlar führt aus:

  • „Die Probleme bis 2030 sind lösbar. Wir brauchen keinen Daniel Düsentrieb, die wesentlichen Erfindungen sind gemacht. Das muss noch alles besser und effizienter werden, aber wir müssen nicht auf einen technologischen Durchbruch warten.“
  • „Wir stehen vor einen Giga Green New Deal: Die Staaten werden hunderte von Milliarden Euro in die Hand nehmen, um unsere Wirtschaft umzubauen.“
  • „Ohne grün wird‘s schwarz: Ein Unternehmen ohne Nachhaltigkeitsstrategie hat in meinen Augen gar keine Strategie mehr.“
  • „Wir erleben eine grüne Gründerzeit: Investoren und Gründer investieren Geld in ein neues Ökosystem.“

Von Buttlar sieht einen Peak im Ausbau der erneuerbaren Energien bis Mitte der 30er Jahre und deswegen sei dieses Jahrzehnt auch so wichtig. „Wir müssen jetzt hochfahren, aber irgendwann werden wir es geschafft haben, danach nehmen die Investitionen auch wieder ab.“ Aber: „Die nächsten 10 Jahre sind verdammt wichtig!“

In Sachen Nachhaltigkeit riet von Buttlar den zuhörenden Unternehmern sich zu fragen „was ist eigentlich mein Problem?“ und „was ist der große Hebel in meinem Unternehmen?“  Von Buttlar weiter: „Man sollte nicht mit Blühwiesen anfangen, das ist eigentlich vorbei – und die meisten Unternehmen haben das auch verstanden, dass das vorbei ist…. Nachhaltigkeitsstrategien müssen Chefsache sein! Die wesentlichen Entscheidungen müssen vom Vorstand ausgehen. Die Belegschaft muss man mitnehmen, aber die Leute müssen das Gefühl haben, 'der meint es tatsächlich ernst'.“ Das sei dann eine irreversible Strategie. „Nachhaltigkeitsstrategien brauchen eigene Teams im Unternehmen; sie brauchen eine 'Hausmacht'." Man könne als Unternehmen den Unterschied machen, das könne wie ein Start-up im Unternhemen sein und man würde ganz einen anderen Vibe bekommen.

Abschließend sagte von Buttlar: „Es passiert etwas da draußen. Große Investoren stecken ihr Geld in grüne Projekte“, was er anhand verschiedener Beispiele ausführte. Beim Kampf gegen den Klimawandel gebe es nicht die eine Lösung, man bräuchte viele Ansätze. „Wir sehen sehr viel Krise, man ist beschäftigt mit dem täglichen Ausnahmezustand. Die Kunst ist es, die großen Trends nicht aus den Augen zu verlieren. Diese Kunst nennt sich paralleles Denken – Trends wie Demographie, Urbanisierung und eben auch den Klimawandel mitzudenken. Es ist ganz wichtig, sich als Unternehmen damit zu beschäftigen, sich eine eigene Nachhaltigkeitsstrategie zu geben, das zur Chefsache zu machen. Die Probleme sind gewaltig, aber die Fähigkeit des Menschen diese Probleme zu lösen ist es eben auch,“ schloss von Buttlar.

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Kommentare (1)

  • Ron Richter
    am 30.07.2023
    Vielen Dank für den tollen und motivierenden Beitrag! Bitte mehr davon! Wir haben es in der Hand, die Lösungen sind da. Drei Buchstaben fehlen: TUN!
    Bodenständig Grüße, euer klimafarmer Team