VHE: 19. Fachtagung am 16. Mai 2017

Alle Welt spricht von Nachhaltigkeit, von Ressourcen- und Klimaschutz, zugleich gelangen aber immer mehr Fremdstoffe in die Biotonnen.

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Alle Welt spricht von Nachhaltigkeit, von Ressourcen- und Klimaschutz, zugleich gelangen aber immer mehr Fremdstoffe in die Biotonnen. Ob dafür Desinteresse, Bequemlichkeit oder mangelnde Aufklärung die Ursachen sind, sei dahingestellt, sicher ist nur, dass die Kompostwirtschaft damit vor großen Herausforderungen steht. Denn mit Gurken im geschlossenen Glas, Joghurt im Plastikbecher oder auch gebrauchten Kaffee-Kapseln lassen sich nur bedingt Komposte produzieren. Dabei müsste doch allen Beteiligten klar sein: nur sauberer Bioabfall führt zu gutem Kompost. Dennoch sieht die Wirklichkeit anders aus, weshalb der VHE-Nord seine diesjährige Fachtagung erneut diesem wichtigen Thema widmet. Es geht dabei nicht nur um die Analyse des Ist-Zustandes, sondern darüber hinaus um neue Ansätze, so dass am Ende tatsächlich sauberer Bioabfall in die Biotonnen landet.

„Dass es auch anders geht, zeigen doch einzelne Kommunen ganz erfolgreich“, hebt beispielsweise Stefan Grüner vom Biogenen Zentrum Peine GmbH hervor. „Dort werden die Bürger intensiv aufgeklärt und die Biotonnen regelmäßig kontrolliert. Letztlich lässt sich nur so der Anteil an Fremdstoffen in der Biotonne auf unter ein Prozent drücken“, mahnt Grüner an. Er ist der festen Überzeugung, dass man zukünftig nur auf Basis von Aufklärung und Kontrolle hochwertigen Kompost herstellen und damit einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leisten kann.

Dr. Michael Kern vom Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie wird in seinem Vortrag „Biogutqualität - Ergebnisse aus Sortieranalysen und Biotonnenbonitierungen“ auf die Wechselbeziehung von soziologischen und sozialgeografischen Aspekten (u. a. Bebauungs- und Siedlungsstruktur) einerseits und dem Innenleben der Biotonne andererseits eingehen. Ebenso wird er eines der Untersuchungsergebnisse, dass der Bioabfall nämlich in jeder fünften Biotonne, in PE-Beuteln abgefüllt, eingeworfen wird, zur Diskussion stellen. Auch Dr. Michael Kern vertritt den Standpunkt, dass es „ohne entsprechende Öffentlichkeitsarbeit und gegebenenfalls kombiniert mit Kontrollen schwer sein wird, eine hohe Biogut-Qualität sicherzustellen.“

In diesem Zusammenhang wird sicherlich die kompakte Präsentation der Bioabfallstudie für das Bundesland Schleswig-Holstein interessant sein, die der VHE-Nord im letzten Jahr in Auftrag gegeben hat. Diese wurde vom Kieler Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume sowie von neun öffentlich rechtlichen Entsorgungsträgern und sieben Anlagenbetreibern mitfinanziert. „Mittlerweile werden rund 75 Prozent der Biogutmengen zu Biogas und Kompost hochwertig verwertet“, resümiert der Verfasser der Studie, Rüdiger Oetjen-Dehne durchaus positiv. Unabhängig der noch nicht absehbaren Auswirkungen der neuen Düngeverordnung, müsse aber, so Oetjen-Dehne, an der „weiteren abfallwirtschaftlichen Optimierung gearbeitet werden, da die Fremdstoffbelastung zu einer erheblichen finanziellen Belastung führt.“ Für ihn gelte es daher, die Qualität zu verbessern und die Quantität zu steigern; Aufgaben, denen sich die Kompostwirtschaft in Schleswig-Holstein aus Sicht des Referenten aber stellen würde.

Wenngleich die diesjährige Fachtagung des VHE-Nord thematisch auf das Thema „Qualität der Biotonne“ fokussiert ist, wird dennoch auch die neue Düngeverordnung (DüV) Erwähnung finden. So befasst sich Thomas Schwarz, Geschäftsführer des Zweckverbandes Abfallwirtschaft Region Hannover (aha) mit den Konsequenzen, die sich aus der Novelle sowohl für Anlagenbetreiber als auch für Kommunen ergeben können. Schwarz kritisiert dabei eine kontraproduktive Dialektik: Einerseits ist die Getrenntsammlung flächendeckend Pflicht, andererseits wird aber die landwirtschaftliche Verwertung von Komposten durch die DüV schwieriger. In einem System der „kleinen Wertschätzung“, so Schwarz, leide die Kompostierung, obendrein bleibe die Bodenverbesserung auf der Strecke. „Wir müssen die Grundwasserneutralität der Komposte aktiv belegen und kommunizieren“, appelliert er.

Er fordert die Branche deshalb angesichts der „ernsten Lage“ zur engagierten Teilhabe am politischen Diskurs um Kreislaufwirtschaft, Gewässerschutz und nachhaltige Bodenbewirtschaftung auf. Eine Debatte, die im Übrigen, um wieder zum zentralen Tagungsthema zu kommen, helfen würde, das öffentliche Bewusstsein für die Wichtigkeit von sortenreinen, sauberen Bioabfällen zu schärfen. Weitere Informationen zur 19. Fachtagung des VHE-Nord finden Sie demnächst auf der Homepage unter www.vhe-nord.de. (VHE)

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