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Schweiz: Mehr tödliche Unfälle in der Landwirtschaft
Für die Landwirtschaft geht ein unfallreiches Jahr zu Ende. Die Anzahl der tödlichen Unfälle liegt deutlich über dem Vorjahr. Ein Ausnahmejahr ist 2015 dennoch nicht.
Mehr Tote
2015 war für die Landwirtschaft ein unfallreiches Jahr. 34 Todesfälle hat die Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft (BUL) bis Anfang Dezember registriert - 8 mehr als 2014. Ein Ausnahmejahr ist 2015 dennoch nicht. Die Anzahl tödlicher Unfälle liegt in etwa im Durchschnitt der letzten zehn Jahre.
Bei welchen Arbeiten Landwirte zu Tode kamen, ist für das aktuelle Jahr zwar noch nicht ausgewertet. Langjährige Erfahrungen zeigen: Rund die Hälfte aller tödlichen Arbeitsunfälle geschieht im Umgang mit Maschinen und Fahrzeugen. Auch beim Holzen, in Gebäuden und im Umgang mit Tieren lauert der Tod. Knapp 900 Menschen sind seit 1996 infolge eines Arbeitsunfalls in der Landwirtschaft gestorben. Nach der Forstwirtschaft, dem Baugewerbe und dem Gartenbau liegt die Landwirtschaft punkto tödlicher Arbeitsunfälle auf dem vierten Platz.
Rückläufige Tendenz
Immerhin: In den letzten 20 Jahren nahmen die unfallbedingten Todesfälle ab. Jahre mit 50 und mehr Toten, wie sie bis 2001 gang und gäbe waren, scheinen vorüber. Seither haben sich die tödlichen Unfälle zwar auf einem zahlenmäßig tieferen Niveau eingependelt. Doch ein weiterer Rückgang blieb aus, obwohl die Anzahl Bauern von Jahr zu Jahr abnimmt.
"Der Zeitdruck auf den Höfen ist teils so groß, dass vielfach das sichere Arbeiten auf der Strecke bleibt", erklärt Hans Stadelmann von der BUL. Gerade bei Arbeitsspitzen, wenn also mehrere Arbeiten gleichzeitig erledigt werden müssen, würden Landwirte pressieren. "Dann wird vor dem Mittag oder kurz vor Feierabend noch schnell etwas reingewürgt", erklärt der Sicherheitsexperte. In solchen Situationen sei die Unfallwahrscheinlichkeit besonders groß.
Auffallend sei auch, dass viele Unfälle von älteren Landwirten verursacht würden. Deren körperliche Konstitution erlaube oft nicht mehr ein rechtzeitiges Reagieren, so Stadelmann. Ein weiterer Grund: Ältere Bauern arbeiten oft mit älteren Maschinen, die nicht den heutigen Sicherheitsstandards entsprechen.
Menschliches Versagen
Kommt es zu einem Unfall, sind meistens grobes Fehlverhalten, fehlende Schutzeinrichtungen und falsche Risikoeinschätzung die Ursachen. Zunehmend arbeiten in der Landwirtschaft branchenfremde Leute, die mit den spezifischen Gefahren nicht vertraut seien, gibt Stadelmann zu bedenken.
Landmaschinen und Traktoren würden zwar immer größer und leistungsstärker, aber auch immer sicherer. "Früher musste man rund um die Maschinen viel vorsichtiger sein", so Stadelmann. Ein Risikofaktor seien aber die vielen alten Traktoren ohne Sicherheitskabinen, die noch immer im Einsatz stehen.
Viele Bauern tragen keine Sicherheitsgurte
Wie lassen sich die tödlichen Unfälle in der Landwirtschaft senken? "Wenn sich Landwirte konsequent angurten würden, dann gäbe es im Durchschnitt vier Tote weniger pro Jahr", so Stadelmann. Bauern hätten noch zu wenig verinnerlicht, wie wichtig das Tragen von Sicherheitsgurten sei.
Jedoch verfügen nicht alle Traktoren über Gurte. Denn bislang waren Hersteller nicht verpflichtet, solche einzubauen. Das wird sich bald ändern. Voraussichtlich ab 2018 müssen neue Traktoren über Sicherheitsgurte verfügen. "Besonders wichtig ist, dass die bereits in Verkehr gesetzten Traktoren mit Sicherheitsgurten nachgerüstet werden, mit oder ohne Nachrüstobligatorium", hält Stadelmann fest.
Einen weiteren Ansatzpunkt sieht der Sicherheitsexperte bei den Familienbetrieben. Dort geschehen mehr Unfälle als auf Betrieben mit Angestellten. Denn letztere müssen seit 2000 über ein Sicherheitskonzept verfügen; so will es das Gesetz. "Diese systematisch betriebene Unfallverhütung fehlt bei Familienbetrieben", so Stadelmann. (lid)
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