Schweiz: Gute Kartoffelernte

Am 19. und 20. August 2020 haben die Vertreter von Produktion, Handel und Industrie der swisspatat in allen Regionen der Schweiz 1.028 repräsentative Kartoffelmuster der relevanten Sorten (inkl. Bio) ausgewertet. Die Resultate dienten als Grundlage für die Ernteschätzung und Preisbildung 2020.

Bei einem durchschnittlichen Speiseanteil von 78% (VJ: 79%) liegen die Flächenerträge über alle Sorten bei 393 kg Speiseanteil pro Ar. Bild: GABOT.

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Dieses Jahr konnten die Kartoffeln bei guten Witterungs-und Bodenbedingungen gepflanzt werden. Auf eine Periode mit warmen Temperaturen und wenig Niederschlag folgte wüchsiges Wetter mit regelmäßigen Niederschlägen, wodurch sich die Bestände rasch entwickelten. Dadurch waren jedoch auch die Bedingungen für die Kraut-und Knollenfäule ideal. Die Kaliber sind eher groß fallend und Qualitäten sind insgesamt ansprechend.

Überdurchschnittliche Erträge

Der Bruttoertrag liegt über alle Segmente gesehen mit 507kg/a über dem Bruttoertrag des Vorjahres (428kg/a). Bei einem durchschnittlichen Speiseanteil von 78% (VJ: 79%) liegen die Flächenerträge über alle Sorten bei 393 kg Speiseanteil pro Ar. Verglichen mit den letzten 5 Jahren liegen die diesjährigen Flächenerträge (Speisenanteil) 24% über dem Durchschnitt. Die Kaliber sind groß fallend und die Raclette-Anteile eher gering. Die Äußeren und inneren Qualitäten sind ansprechend. Im Vergleich zum Vorjahr sind mehr Drahtwurmschäden und faule Knollen zu verzeichnen. Weitere verbreitete Mängel sind Buckel-und Pulver-schorf und Wachstumsrisse. Die Stärkegehalte sind mit 14.3% leicht höher als im Vorjahr (13.8%). Es ist bei der Ernte die nötige Sorgfalt walten zu lassen. Der Anteil an Mustern mit noch grünen Stauden ist mit 26.1% deutlich tiefer als im Vorjahr (69.9%). Dies bedeutet, dass die Entwicklung der Kulturen bereits starkfortgeschritten ist und vielerorts kein großer Ertragszuwachs mehr zu erwarten ist.

Anbaufläche stabil geblieben

Gemäß Hochrechnungen blieb die Kartoffelanbaufläche im 2020 mit 10.985 ha gegenüber dem Vorjahr praktisch unverändert (2019: 10.990 ha). Während vor allem die Frühkartoffelfläche ausgedehnt wurde, gingen sowohl die Speise-wie auch die Industriesorten leicht zurück.

Herausforderung bei der Lagerung

Besondere Aufmerksamkeit muss in diesem Jahr der Entwicklung am Lagern geschenkt werden. Die Lagerung wird insbesondere deshalb zur Herausforderung, weil das viele Jahre eingesetztem Keimhemmungsmittel CIPC ab Oktober nicht mehr zur Verfügung steht und wesentlich teurere, alternative Methoden zur Keimhemmung eingesetzt werden müssen.

Produzenten richt preise größtenteils unter dem mittleren Preisband

Im Vergleich zu den letzten fünf Jahren lassen die Hektarerträge bei den Speisesorten ein überdurchschnittliches Angebot erwarten. Gleichzeitig ist mit einer leicht höheren Nachfrage zu rechnen. Die Produzentenpreise 2020 befinden sich bei allen Speisesorten unter dem mittleren Preisband (MPB).So beläuft sich der Produzentenrichtpreis für die festkochenden Sorten wie Annabelle, Charlotte, Ditta, Erika, Gourmandine, Queen Anne, Venezia und Vitabella neu auf Fr. 45.00/100 kg (Ca. 42 Euro) (MPB: Fr. 47.50) . Für die mehlig kochenden Sorten Challenger, Concordia, Jelly, L. Felicia, Laura, Marabelund Victoriabeträgt der Preis Fr. 42.30/100kg (MPB: Fr. 43.20). Bei der Mehrheit der Industriesorten kommt der Produzentenrichtpreis ebenfalls unter dem mittleren Preisband zu liegen. Dies aufgrund der überdurchschnittlichen Erträge.

Bei der bedeutendsten Frites-Sorte Agria liegt der Preis bei Fr. 40.80/100kg (Ca. 38 Euro) (MPB: Fr. 41.60). Für die wichtigen Chips-Sorten Lady Claire und Pirol gilt neu ein Preis von Fr. 41.00/100kg und Fr. 40.65 (MPB:Fr. 42.65). Für die beiden frühen Chipssorten Lady Rosetta und Osira gilt für die ganze Saison, d.h. noch bis zum 31.10.2020 der Sofortverarbeitungspreis von Fr.38.20/100 kg bei einem Kaliber von 40–75 mm. Dabei gilt die feste Toleranz von 6% und keine Knollen > 80 mm. Bei den restlichen Chipssorten gilt ein Kaliber von 42.5 –75 mm. Für die Sorten aus der offiziellen Sortenprüfung von Swisspatat gelten die Preise der entsprechenden Vergleichssorten.

Hohe Erträge bei den Bio-Kartoffeln

Die Bio-Kartoffelerträge liegen bereits das vierte Jahr in Folge über den Erwartungen. Der Durchschnittsertrag über alle Sorten beträgt 272 kg Speiseanteil pro Are (VJ 237kg) und liegt damit 25% über dem Fünfjahresmittel. Die Anbauflächen wurden gegenüber dem Vorjahr (684ha) ausgedehnt und betragen im aktuellen Jahr 756 ha. Die Bio-Richtpreise der Ernte 2020 kommen für die festkochenden Sorten auf Fr. 86.00/100kg (Ca. 80 Euro) und bei den mehligkochenden Sorten auf Fr. 85.00/100 kg (MPB für beide Segmente:Fr.91.50) zu liegen. Bei der Industrieware beläuft sich der Preis für Agria auf Fr. 72.10/100kg und bei Markies auf Fr. 68.50/100kg. Bei den Chips-Sorten gilt für Hermes, Kiebitz, Lady Claire und Verdie in Preis Fr. 76.50/100kg (MPB: Fr. 76.50). 

Garantielager für Verarbeitungskartoffeln

Die Covid-19-Pandemie hat in den vergangenen Monaten auch den Kartoffelmarkt betroffen. Aufgrund der Schließung der Gastronomiebetriebe sind insbesondere größere Mengen an verarbeiteten Pommes-Frites am Tiefkühllager geblieben. Um nicht frühzeitig allfällige Übermengen an Frites-und Chips-Kartoffeln zu verwerten, hat die Arbeitsgruppe Markt von swisspatat entschieden, eine Menge von max. 9.500 t Frites-und Chips-Kartoffeln im Garantielager einzulagern. Falls Übermengen im Laufe der Kampagne nicht verarbeitet werden können, stehen den Lagerhaltern entsprechende Entschädigungszahlungen durch den Verwertungsfonds zu. Betroffene Lagerhalter können ihre Mengen bis spätestens am 14. September 2020 bei swisspatat anmelden.

Enthaltene Branchenbeiträge

Für die Finanzierung des Garantielagers wurde durch die Branche ein Solidaritätsbeitrag auf allen Stufen beschlossen. So zahlen die Produktion, der Handel und die Industrie befristet für ein Jahr je 10 Rp./100 kg zusätzlich in den Verwertungsfonds ein. In den aufgeführten Produzentenrichtpreisen für die Früh-und Speisekartoffeln (inkl. Agria) sind nebst den Branchenbeiträgen der Produktion (Fr. 1.30/100 kg) auch jene der Verteiler (Fr. 0.15/100 kg) enthalten. Dies gilt nicht für die Industriesorten, mit Ausnahme der Sorte Agria.

Frischverfütterung ab sofort möglich

Die Frischverfütterung ist wie üblich ab sofort möglich. Der Mindestspeiseanteil beträgt 50%. Für Bio-Kartoffeln gibt es keinen Mindestspeiseanteil. Gesuche können entweder direkt an einen offiziellen Qualiservice-Kontrolleur aus der Region oder an die Geschäftsstelle swisspatat (Tel. 031 385 36 50) gerichtet werden. Eine Liste mit den zugelassenen Kontrolleuren ist auf www.kartoffel.ch unter der Rubrik „Branche“ „Markt“ „Frischverfütterung“aufgeschaltet. Über die Höhe der Frischverfütterungsbeiträge wird im November entschieden, sobald die erste Lagererhebung erfolgt ist. Der Betrag dürfte etwa in der Höhe der Vorjahre, d.h. in der Größenordnung von Fr. 13.- bis 16.-/ 100kg Speiseanteil zu liegen kommen. (swisspatat)

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