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Pflanzenschutz-Warndienst: Intelligenz ersetzt Chemie
Der Pflanzenschutz-Warndienst in Österreich wird auf neue Beine gestellt. „Das heurige Jahr mit seinem enormen Schädlings- und Krankheitsdruck zeigt deutlich, wie bitter notwendig neue Antworten sind. Dabei ist es mit dem Verbieten von Wirkstoffen allein nicht getan. Wir brauchen intelligente Prognosemodelle und müssen kräftig in die Forschung investieren. Intelligenz ersetzt Chemie, heißt der Weg und das oberste Ziel ist die rückstandsfreie Qualität. Wie können wir diese bei minimalem Aufwand und maximalen Nutzen erreichen? Hier hilft ein moderner Warndienst, den die nachhaltig konventionell wirtschaftenden Bauern genauso nützen, wie die Biobauern. Wir brauchen Methoden, die für beide anwendbar sind. Scheuklappen sind nicht gefragt. Gemeinsames Vorgehen minimiert die Umweltbelastung, spart den Bauern Kosten und hat so einen Nutzen für die ganze Gesellschaft“, stellte LK Österreich-Präsident Hermann Schultes, fest und kündigt für den Ausbau von Forschung und Entwicklung Gespräche mit dem Landwirtschaftsminister an.
Landwirtschaftskammern seit Jahren aktiv
Die Landwirtschaftskammern sind seit vielen Jahren mit umfassenden Warndienst- und Prognosemodellen im Bereich Pflanzenschutz aktiv. Landwirte und Berater rufen Prognosen zu Krankheiten oder Schädlingen sehr einfach unter www.warndienst.at ab. Diese Vorschau auf den Pflanzengesundheitsstatus bzw. drohende Krankheiten oder kritischen Befall mit Schädlingen, ergänzt durch Labor-Frühdiagnosen, verbessern die Risikoeinschätzung. Die Bauern können sich ihren chemischen Pflanzenschutz sparen oder ihre Pflanzen früher und damit effizienter behandeln.
Integrierter Pflanzenschutz Pflicht
Die neuen Pflanzenschutzmittelgesetze der Bundesländer schreiben seit Jahresbeginn 2014 den Integrierten Pflanzenschutz vor. Schultes: „Fruchtfolge und mechanischer Pflanzenschutz wie Hacken werden dadurch gestärkt. Darüber hinaus bauen wir unser bewährtes Warndienstsystem noch weiter aus, verbessern es und machen es so zukunftstauglich. Unsere Erfahrungen haben nämlich gezeigt, dass der Pflanzenschutz-Warndienst die mit Abstand effizienteste und preiswerteste Investition ist, Mengen, Risiken und Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln auf Mensch und Umwelt auf ein Minimum zu reduzieren. Nun gilt es, noch intelligentere Verfahren und Möglichkeiten zu entwickeln, die von allen Bauern, ob biologisch oder nachhaltig konventionell wirtschaftend, genutzt werden können. Wir wollen eine Antwort auf die Frage, wie kommt man mit weniger Einsatz noch besser aus. Das Ziel ist die beste Qualität für unsere Kunden. Das gilt für alle Methoden der landwirtschaftlichen Produktion gleichermaßen. Ein moderner Warndienst, der stets die neuesten Forschungsergebnisse berücksichtigt, ist dafür das richtige Instrument“, so Schultes abschließend.
Auer: Regional unterschiedliche Ernteaussichten bestimmen Prognosen
„Das heurige Jahr zeigt deutlich, wie unterschiedlich die Bedingungen in Niederösterreich sind. In manchen von Trockenheit geplagten Gebieten im Wein- und Waldviertel müssen wir mit dramatischen Ernteeinbrüchen rechnen. In anderen Regionen konnten die befürchteten Ernteverluste Gottseidank relativ gut wettgemacht werden. So erwarten wir aus heutiger Sicht für Gesamt-Niederösterreich eine durchschnittliche Ernte. Die guten Erträge von 2013 werden wir dennoch nicht erreichen. Landwirte in den Trockenregionen müssen Einkommensverluste in Kauf nehmen, was schmerzlich ist. Die Aussichten für den Wein sind aus heutiger Sicht jedenfalls zufriedenstellend und auch beim Grünland können wir von guten Futterqualitäten ausgehen. Wichtig ist: Erntezeitpunkte sind unterschiedlich. Wir brauchen daher noch gute Witterungsbedingungen im Sommer und hoffen, dass Hagel-, Hochwasser- und Dürreschäden heuer ausbleiben“, beurteilte LK NÖ-Vizepräsident Otto Auer die derzeitige Situation in Niederösterreich.
Ernten müssen am Markt Niederschlag finden, um Bauerneinkommen zu sichern
„Doch ob die Rechnung unterm Strich für unsere Bäuerinnen und Bauern nach dem Erntejahr passt, ist nicht nur von guten Mengen und Qualitäten abhängig, sondern ob wir unsere Produkte zu anständigen Preisen am heimischen Markt wie auf den Exportmärkten platzieren können. In den letzten Wochen sind, in Erwartung einer guten globalen Gesamternte, die Börsennotierungen leider zurückgegangen. Darüber hinaus ist für die Kosten der Landwirte entscheidend, ob unterschiedliche Produktionsstandards faire Wettbewerbsbedingungen für die Produktion ermöglichen. Das betrifft etwa die Entwicklung der Betriebsmittelpreise. Gleichzeitig appelliere ich an unsere Partner in der Wertschöpfungskette, Verarbeiter, Handel und Gastronomie. Von ihnen brauchen wir keine schönen Lippenbekenntnisse aus der Werbung, sondern die tatsächliche Listung und Verarbeitung unserer heimischen Qualitätsprodukte im Regal und in den Küchen. Nur so kommen sie auf die Teller der Menschen. Unsere Konsumenten zählen auf uns Bauern und wir auf ihre Treue bei der Kaufentscheidung. So viele Faktoren sind für die Zusammensetzung unseres Einkommens wesentlich und beeinflussen, ob wir am Ende des Jahres positiv Bilanz ziehen können“, machte Auer deutlich.
Hautzinger: Pflanzenschutz – Qualität des Erntegutes, Ertragsmenge und Lebensmittelversorgung sichern
"Nach dem milden und trockenen Winter und dem sehr kühlen und feuchten Frühjahr konnten sich die Getreidebestände gut entwickeln. Die Getreideernte hat daher heuer im Burgenland so früh wie schon lange nicht mehr begonnen. Die ersten Wintergerstenfelder wurden bereits am 10. bzw. 11. Juni geerntet“, so Franz Stefan Hautzinger, Präsident der LK Burgenland. Weiter: „Aufgrund dieser besonderen Witterungsverhältnisse war heuer ein sehr starker Krankheits- und Schädlingsdruck spürbar.“
„Beim Pflanzenschutz geht es um die Sicherung der Qualität des Erntegutes und des Ertrages für eine verlässliche Lebensmittelversorgung. Eine landwirtschaftliche Produktion ohne Pflanzenschutz ist nicht möglich. Man darf sich nichts vormachen. Es wäre ein falscher Weg für Österreich, wenn wir uns als einzige in Europa derartig beschränken, dass als Alternative vermehrt Agrarprodukte aus dem Ausland kommen müssten. Dieses Frühjahr hat deutlich gezeigt: Schädlinge und Krankheiten richten sich nicht nach irgendeiner politischen Diskussion. Die schlagen einfach zu, wenn die Situation für sie günstig ist. Und dazu brauchen wir Pflanzenmedizin, um die Kulturen gesund zu erhalten“, so Hautzinger.
„In letzter Zeit gibt es für bestimmte Krankheiten keine geeigneten Pflanzenschutzmittel mehr am Markt. Nun gilt seit Jänner 2014 das europäische Pflanzenschutzrecht mit einer Zoneneinteilung in 3 Zonen. Österreich liegt in einer Zone mit Deutschland und den Niederlanden. Doch es bedarf weiterhin einer nationalen Zulassung. Wenn wir schon europäische Regelungen haben, dann müssen diese auch für uns wirksam sein. Wir verlangen einen echten Binnenmarkt innerhalb einer Zone. Ein kontrollierter und ökologisch abgestimmter Pflanzenschutz muss für unsere bestausgebildeten und sachkundigen Landwirte möglich sein, damit sie konkurrenzfähig sind und den heimischen Konsumenten hochqualitative, sichere und leistbare Lebensmittel zur Verfügung stellen können“, so Hautzinger abschließend.
Windisch: Angespannte wirtschaftliche Situation der Getreidebauern
„Das heurige Getreidejahr bescherte uns ein Wechselbad an Herausforderungen. Der extrem trockene und milde Winter, ausreichende Niederschläge in der Schossphase, sowie die darauffolgende Frühsommertrockenheit bedeuteten für die Wiener Getreidebauern ein besonders herausforderndes Getreidewirtschaftsjahr“, erklärte der Präsident der Landwirtschaftskammer, Ing. Franz Windisch, im Rahmen der Pressekonferenz zur Erntepressefahrt 2014.
„Die wirtschaftliche Situation der Wiener Getreidebauern ist angespannt, da die Getreidepreise seit zwei Jahren stetig fallen. Im heurigen Jahr ist die Situation besonders prekär, weil zwar hohe Getreidemengen auf dem Weltmarkt drücken, jedoch die Wiener Erntemengen recht mäßig ausfallen werden. Diese Verminderung des Erlöses aus dem Getreideanbau wird durch laufend steigende Betriebskosten verschärft, was sich in sinkenden Einkommensanteilen aus diesen Kulturen widerspiegelt“, ergänzte Windisch abschließend.
Gauhs: Durchschnittliche Ernte, jedoch Krankheitsdruck
„Die RWA rechnet, so wie die Experten der Landwirtschaftskammer, mit einer durchschnittlichen Ernte. Der Anbauverlauf war weitgehend zufriedenstellend. Hohe Temperaturen und eine hohe Feuchtigkeit im Frühjahr führten jedoch bei Weizen zu Pilzbefall durch Gelbrost. Hier hat man gesehen, wie schnell Pflanzen krank werden und wie wichtig es ist, diese gesund zu halten. Denn nur so können wir die regionale Versorgung gewährleisten, die für Konsumenten, aber auch Verarbeiter von agrarischen Produkten immer wichtiger wird. Gerade viele österreichische Mühlen fragen für Brot und Gebäck immer stärker Getreide nach, das von österreichischen Feldern kommt. Das unterstützen wir und die Lagerhäuser gerne und liefern unsern Partnern Getreide von heimischen Bauern“, so Ernst Gauhs, Bereichsleiter Landwirtschaftliche Erzeugnisse der Raiffeisen Ware Austria.
„Neben Erkrankungen dämpft aber auch die derzeitige Witterung die Erwartungen. Die Trockenheit Ende Juni könnte bei Getreide zu schlechter Kornausbildung und reduzierten Erträgen führen. In Regionen, in denen es auch zuvor nur wenig geregnet hat, kann man daher nur mit sehr niedrigen Ertragswerten rechnen“, so Gauhs, der im Rahmen des Erntepressegesprächs auch die globale Situation analysierte: „Weltweit sind die Ernteprognosen für Getreide und Ölsaaten aktuell gut und das globale Angebot dürfte nur leicht unter der Rekorderntemenge aus dem letzten Jahr liegen. Da der Verbrauch nur moderat steigt, rechnen wir derzeit, wie bereits im Vorjahr, mit einem Lagerbestandsaufbau. Die Preise liegen bei Weizen als Leitindikator derzeit bei ca. 190 Euro je Tonne. Generell sind die an den Börsen gehandelten Preise weiterhin volatil und können sich schnell nach unten oder oben bewegen. Das hat man beispielsweise an der Ukraine-Krise im Frühjahr gesehen, wo objektiv gesehen das Angebot und die Nachfrage bei Weizen stabil waren und die Preise dennoch kurzfristig stark angezogen haben“, erklärte Gauhs abschließend.
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