Moorschutz: Genehmigungsverfahren langwierig

Moore in Deutschland sind zu über 90 Prozent entwässert und schaden dem Klima: Durch freigesetzte Treibhausgase aus den zu trockenen Böden verursachen sie laut Mooratlas der Heinrich-Böll-Stiftung rund sieben Prozent der gesamten Emissionen – so viel wie der deutsche Flugverkehr.

Wiedervernässung mit Erfolg: Auf der DBU-Naturerbefläche Gelbensander Forst bei Rostock wurden u. a. neun regulierbare Kippwehre eingebaut, die nun im Frühjahr das Wasser in der Fläche halten. Bild: Uwe Fuellhaas/DBU Naturerbe.

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Mecklenburg-Vorpommern hat nach Niedersachsen deutschlandweit mit rund 330.000 Hektar (ha) die größte Moorfläche. Zum Welttag der Feuchtgebiete am 2. Februar macht die gemeinnützige Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), das DBU Naturerbe, auf ihr Engagement und die Herausforderungen im Moorschutz in Mecklenburg-Vorpommern aufmerksam. Zurzeit setzt die Stiftungstochter aus Osnabrück Maßnahmen auf den DBU-Naturerbeflächen Gelbensander Forst bei Rostock und Peenemünde auf Usedom um, um mehr Wasser in der Landschaft zu halten.

Genehmigungsverfahren noch zu langwierig und aufwändig

Beide ehemals militärisch genutzten Gebiete gehören heute zum Nationalen Naturerbe und sind dem Naturschutz gewidmet – die Stiftungstochter ist Flächeneigentümerin. „Die landwirtschaftliche Nutzung durch unsere Pächterinnen und Pächter in unseren Feuchtgebieten richtet sich nach den Maßgaben im Naturschutz und muss im Zuge der Grundwasseroptimierung nicht grundsätzlich umgestellt werden. Trotzdem sind auch bei uns in den Schutzgebieten die Planungs- und Genehmigungsverfahren für solche Maßnahmen langwierig, aufwändig und teils sehr teuer", betont Alexander Bonde, DBU-Generalsekretär und Geschäftsführer im DBU Naturerbe. 

Grundwasseroptimierung im Gelbensander Forst abgeschlossen und in den Peenewiesen geplant

Auf der rund 1.000 ha großen DBU-Naturerbefläche Gelbensander Forst als Teil der Rostocker Heide sind im vergangenen Jahr bereits Entwässerungsgräben verplombt und neun regulierbare Kippwehre eingesetzt worden, um die Grundwasserpegel auf einer Fläche von rund 360 ha zu optimieren. Mit Erfolg: Mit Hilfe der Niederschläge in den vergangenen Wochen und der verlangsamten Entwässerung steht das Wasser zurzeit knöcheltief auf den Wiesen. Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe, rechnet damit, dass im Sommer die Böden soweit wieder abgetrocknet sind, dass die Pächter das Feuchtgebiet befahren und mähen können. Auf der rund 2.000 ha großen DBU-Naturerbefläche Peenemünde sollen auf den Peenewiesen und gegebenenfalls in den angrenzenden Erlen- und Birkenwäldern für die Grundwasseroptimierung auf einer Fläche bis zu 300 ha Gräben verschlossen und die Entwässerung reguliert werden. „Wenn wir die Genehmigungen erhalten, wollen wir so ein ehemaliges Küstenüberflutungsmoor und ursprüngliche Moorwälder renaturieren", sagt Belting,

Gerade Umweltverträglichkeitsprüfungen ziehen Verfahren in die Länge

Umfangreiche Planungen sind bei Wiedervernässungen von Mooren notwendig und sinnvoll: Aktuelle Grundwasserstände müssen betrachtet, mögliche Entnahme- und Abflussstellen sowie ökologische Gegebenheiten bekannt sein. „All diese Informationen fließen in Pläne ein, die konkret beschreiben, wie das Wasser im Moor gehalten werden kann, und welche Gräben verschlossen oder mit regulierbaren Stauwehren ausgestattet werden müssen", verdeutlicht Belting. Dann folge die Abstimmung mit verschiedenen Fachbehörden. „Unsere Projekte werden von den Verwaltungsmitarbeitenden nicht an sich in Frage gestellt, trotzdem brauchen wir für die Genehmigungsverfahren einen viel zu langen Zeitraum. In dem Tempo werden wir die Klimaziele nicht erreichen", betont Belting. Um die globalen Ziele zu erreichen, müssten alleine in Mecklenburg-Vorpommern laut Mooratlas pro Jahr 9.000 Hektar wiedervernässt werden.

Langjährige Unterstützung durch Stiftungspartner

Klimaschutzerfolge stellen sich im Moor nicht direkt ein, sondern brauchen einen langen Atem in der Betreuung. „Langfristig muss geschaut werden, ob die Maßnahmen zur Wiedervernässung vor allem aufgrund des Klimawandels mit ändernden Niederschlagsverteilungen und Verdunstungsraten in die richtige Richtung laufen", so Belting. Umso wichtiger sei daher eine langfristige Planung, die durch beständige Partner abgesichert sein sollte. „Mit den freiwilligen Moorschutzprojekten geben wir der Joachim Herz Stiftung auf der Naturerbefläche Peenemünde und der Körber-Stiftung im Gelbensander Forst die Möglichkeit, ihren Kohlenstoffdioxid-Fußabdruck zu reduzieren. Eine Win-Win-Win-Situation für das DBU Naturerbe, unsere Partner und den Klimaschutz", verdeutlicht Belting. (DBU)

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