LVG NRW: Was machen unsere Weihnachtsbäume eigentlich im Sommer?

In Nordrhein-Westfalen liegt eines der größten Weihnachtsbaum-Anbaugebiete Europas, in dem es auch im Sommer viel zu tun gibt.

NRW ist Weihnachtsbaumland. Jeder dritte Weihnachtsbaum kommt aus dem Sauerland. Bild: LVG NRW.

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NRW ist Weihnachtsbaumland. Unsere Weihnachtsbäume kommen vor allem aus dem Sauerland, das eins der größten Anbaugebiete in Europa ist. Und da ist jetzt im Frühjahr und Sommer eine der arbeitsreichsten Zeiten. Denn damit wir in sechs Monaten unseren Wunsch-Weihnachtsbaum erhalten können, muss jede einzelne Tanne jetzt in Form gebracht werden.

Viel Pflege per Hand nötig

Im Sommer macht der Weihnachtsbaum vor allem eins: wachsen. Vor allem im Juni und Juli treibt die Tanne aus und bereitet den Anbauern damit die pflegeintensivste Zeit. Da wir alle eine gerade gewachsene, eher schlanke Tanne haben möchten, müssen entsprechend alle jungen Triebe eingekürzt werden, damit der Wuchs nicht zu breit wird. Lücken durch fehlende Triebe werden mit einem Zweigregler, der die vorhandenen Zweige näher zusammenwachsen lässt, reguliert. Fehlende Spitzen (sog. Terminaltriebe) können durch einen Seitentrieb, der mit einem Stützstab hochgebunden wird, ersetzt werden. Und damit der Baum nicht zu schnell wächst und sich Lücken bilden, muss der Stamm mit einer Zange eingeritzt werden. So wird der Saftstrom nach oben gehemmt. Das alles in Handarbeit bei vielen tausend Bäumen.

Risiko steigt durch Extremwetterlagen

Je nach Größe wachsen Weihnachtsbäume 9 bis 12 Jahre auf dem Feld. „Durch die inzwischen vermehrt auftretenden Extremwetterereignisse wie lange Trockenperioden, Sturm und Hagel sowie späte Kälteeinbrüche steigt auch das Ausfallrisiko“, so Eberhard Hennecke, Vorsitzender der Fachgruppe Weihnachtsbaum- und Schnittgrünerzeuger im Landesverband Gartenbau NRW. „Je nach Witterungslage werden 20 bis 30% der gepflanzten Bäume so beschädigt, dass diese nicht mehr verkauft werden können“, so Hennecke weiter. „Bei extremen Bedingungen haben wir auch Totalschäden zu beklagen, insbesondere bei lokal auftretenden Hagelschauern, die innerhalb weniger Minuten den kompletten frischen Austrieb abschlagen können. Da steht man fassungslos vor den zerstörten Bäumen und denkt an all die Arbeit, die man in den letzten Jahren reingesteckt hat.“

Trend zur Regionalität hält weiter an

Kunden legen immer mehr Wert auf Regionalität. Inzwischen werden 25% der Bäume direkt bei landwirtschaftlichen Betrieben gekauft. 25% im Straßenhandel und der Rest in Supermärkten sowie in Garten- und Baumärkten. Dabei ist der beliebteste Weihnachtsbaum immer noch die Nordmanntanne, gefolgt von Blaufichte und Nobilis. Besondere Herausforderungen in der aktuellen Zeit Auch die Weihnachtsbaumproduzenten haben mit Beginn der Corona-Pandemie im März mit einem Engpass an Arbeitskräften zu kämpfen. „Wir versuchen es aktuell mit mehr deutschen Arbeitskräften, die sich zumindest zeitweise eine körperlich anspruchsvolle Tätigkeit vorstellen können. Aber auch mit überbetrieblichen Aushilfen und Kooperationen“, so Hennecke. „Es bleibt natürlich schwierig, auch die Erntezeit im November und Dezember macht uns Sorgen. Aber wir versuchen hier im Sauerland aktuell wirklich alles, um den gewohnt schönen Weihnachtsbaum auch in diesem Jahr wieder anbieten zu können.“ (LVG NRW)

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