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Land & Genuss: Zeigt historische Gemüse- und Obstsorten
In den vergangenen 100 Jahren sind rund 95% der alten Gemüse- und Obstsorten aus unseren Gärten verschwunden. Mit diesem Verlust historischer Kulturpflanzen reduziert sich die Vielfalt von Lebensmitteln. Im Rahmen der „Land & Genuss“ können Besucher auf kulinarische Entdeckungsreise gehen und verloren geglaubte Spezialitäten neu entdecken. Die neue Erlebnisausstellung der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) findet vom 1. bis 4. März 2012 auf dem Frankfurter Messegelände statt. Mehr als zehntausend Tomatensorten gab es einst weltweit. Viele dieser Sorten gelten inzwischen als ausgestorben. Das Tomatensortiment eines durchschnittlichen Supermarktes bietet kaum mehr als vier oder fünf verschiedene Sorten. Einer der Gründe ist, dass der Handel meist nur Früchte akzeptiert, die perfekt aussehen und über eine optimale Lagerfähigkeit verfügen. Die vielfarbigen und geschmacksvariablen Sorten des feinen Fruchtgemüses geraten dabei zunehmend in Vergessenheit. Doch es geht nicht nur um den Verlust der geschmacklichen Vielfalt. Wenn zu viele alte Sorten verschwinden, erhöht sich auch das Risiko von Missernten, etwa durch klimatische Veränderungen oder Schädlingsbefall, die in der Regel Monokulturen stärker betreffen als den Reichtum von Sorten. In Deutschland stellen sich Pflanzenliebhaber und Gärtner seit einigen Jahren der Aufgabe, einen Teil der oftmals historischen Sorten wiederzubeleben. Der Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt e.V. ist einer von zahlreichen Verbänden, die nach alten, heute nicht mehr angebauten Nutzpflanzenarten suchen und sich um die Rekultivierung, Vermehrung und Weiterentwicklung bemühen. Mit Samentauschbörsen, Öffentlichkeitsarbeit, Seminaren, Vorträgen oder Messeständen möchte man das Interesse für diese Arten wecken. Die Mitglieder des Vereins vermehren die wieder-und neuentdeckten Sorten und bieten sie privat zum Tausch an. Der Handel mit nicht zugelassenen Sorten ist laut Saatgutverkehrsgesetz nicht erlaubt, wohl aber der Austausch für den privaten Anbau im Hobbygarten. Hier muss eine Tomate nicht zwangsläufig rund sein und auch nicht unbedingt rot. Grün, gelb oder lila, flach, länglich, oval oder mittelgroß sieht diese Vielfalt aus und ist ebenso kurios wie ihre Namensgebung: Die wiederbelebten Sorten heißen Mule team, Nadja, Niedrige Russische, Pünktchen oder Quedlinburger frühe Liebe, um nur eine kleine Auswahl zu nennen. Auch alte Obstsorten erleben ein Comeback und werden von Gärtnern, Spitzenköchen oder Obstbrennern aufgrund ihrer feinen Geschmacksnuancen zunehmend favorisiert. Denn die Qualität jedes Produkts steht und fällt mit der Güte der verwendeten Zutaten. Mollebusch ist eine historische Birnensorte, die man bereits vor über 300 Jahren in Frankreich unter dem Namen „Mouille bouche“ kannte. Von dort gelangte sie in die Region am Untermain, in die Rhön und den Taunus, wo sie optimale Anbaubedingungen findet. Die Früchte sind bekannt für ihr ausgezeichnetes Aroma, eine feine Säurestruktur und angenehme Süße. Weil diese Birne jedoch nicht allzu lange lagerfähig ist und das Fruchtfleisch dazu neigt, grießig und körnig zu werden, wurde ihr Anbau seit den 1980er Jahren vernachlässigt. Früher, als man eigenes Obst von der Streuobstwiese direkt nach der Ernte weiterverarbeitete oder für den Winter einkochte, wurde die Sorte aufgrund ihrer Aromatik geschätzt. Doch die Vertriebswege für frisches Obst haben sich verändert. Ganzjährig sollen die Früchte in gleichbleibender Konsistenz und vor allem mit perfektem, optischem Anspruch im Supermarkt verfügbar sein. Die Mollebusch-Birne wird heute in ihrer alten Heimat wieder angebaut. Eine kleine Edelbrennerei hat sich für ihren Erhalt eingesetzt. Seit es eine Nachfrage für die alte Sorte gibt, kultivieren einige landwirtschaftliche Betriebe die hochstämmigen Obstbäume in ihren Streuobstwiesen weiter. Allein in der Region am Untermain gibt es 400 verschiedene Apfelsorten, darunter beispielsweise der Finkenwärter Prinzenapfel, der aus dem Hamburger Alten Land den Weg nach Süden gefunden hat und die fränkischen Böden und das dortige Klima gut verträgt.Die ältere Generation kennt diese Sorten häufig noch aus der Jugend und jüngere Konsumenten zeigen ein zunehmendes Interesse an der nachvollziehbaren Herkunft eines hochwertigen Produkts. „Land & Genuss“: 1. bis 4. März 2012 in Frankfurt am MainDie Vielfalt regionaler und historischer Obst- und Gemüsesorten präsentiert die neue Erlebnisausstellung „Land & Genuss“ der DLG, die vom 1. bis 4. März 2012 auf dem Frankfurter Messegelände stattfindet. Die Besucher erwartet ein abwechslungsreiches Indoor- und Outdoor-Programm: Von der traditionellen bis zur modernen Landwirtschaft, über neue städtische Garten-Trends wie Urban Gardening bis zur kulinarischen Genussmeile und zu Koch-Tipps aus der abwechslungsreichen Landhausküche. Ein breitgefächertes Rahmenprogramm von Geschmacksseminaren, Traktor- und Tiervorführungen sowie Pflanzaktionen lädt Kinder und Erwachsene zum Ausprobieren und Mitmachen ein. Informationsveranstaltungen rund um das Thema „Landleben und Landwirtschaft heute“ bieten den Besuchern die Möglichkeit, mit Landwirten und regionalen Erzeugern ins Gespräch zu kommen. (Quelle: DLG)
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