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IVA: Das zugereiste Killerbakterium Xylella
Xylella fastidiosa, zu deutsch Feuerbakterium, gehört zur Familie der Xanthomonadaceae. Das Bakterium mit vielen Unterarten stammt ursprünglich aus Nord- und Lateinamerika und wurde als Erreger der Rebstock-Krankheit erstmals 1892 von Newton B. Pierce, einem der ersten Phytopathologen, an Wein in Kalifornien identifiziert. Später wurde das Bakterium nach Europa eingeschleppt, wo es an mehr als 100 Pflanzenarten Krankheiten auslösen kann, darunter zahlreichen Nutzpflanzen.
So ist es unter anderem verantwortlich für die unechte/falsche Pfirsich-Krankheit, den Oleander-Blatt-Brand, den Zitrus-Krebs und die nach dem Entdecker benannte „Pierce-Krankheit“ an Weinstöcken. Auch Mandel-, Oliven- und Pflaumenbäume werden befallen. Als Wirtspflanzen kommen laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA über 560 Pflanzenarten infrage.
Übertragen wird das Bakterium durch praktisch alle aus dem Xylem saugenden Insekten in Europa – das macht die Bekämpfung der Überträger extrem schwierig. Mittel gegen das Bakterium selbst existieren bisher nicht. Folgerichtig ist die Ausbreitungsgeschwindigkeit von Xylella fastidiosa sehr hoch, insbesondere im Plantagenanbau. So wurde Xylella Ende 2016 auf den Balearen nachgewiesen, wo es sich vermutlich schon seit 2012 ausgebreitet hat, weswegen 12 000 Mandelbäume auf Mallorca abstarben. Auch an Weinstöcken in Spanien wurde der Erreger inzwischen gefunden. Frankreich und die Schweiz meldeten ebenfalls Funde. In Deutschland gab es 2016 einen Nachweis in einem sächsischen Gartenbaubetrieb; nach zweijähriger Beobachtung ohne Nachweis wurde die Pufferzone unlängst aber wieder aufgehoben und Deutschland ist offiziell wieder Xylella-frei.
Große Gefahr für Oliven
Besonders gefährdet sind seit dem massiven Auftreten in Süditalien 2013 allerdings Oliven. Das Bakterium löst das plötzliche Austrocknen und Absterben der zum Teil uralten Bäume aus, das sogenannte olive quick decline syndrome. Neben dem aggressiven Erreger hat auch Behördenversagen das Problem verstärkt: Schlampige, inkonsequente Bekämpfung – noch dazu von Umweltschützern blockiert, die gegen die Abholzung der alten Olivenhaine protestierten – führte zur rasanten Ausbreitung. Außerdem verschleppen die italienischen Behörden die Untersuchungen: Obwohl von der EU-Kommission 10 Mio. Euro Fördermittel bereitgestellt wurden, bekam die lokale Forschung bislang kein Geld; schon seit 2015 wurden praktisch keine Proben untersucht.
Hoffnung kommt nun aus anderen Ländern: Das französische nationale Forschungszentrum CNR informierte im Juni 2018 über ein neues Verfahren zur Erkennung infizierter Bäume. Mehrere Universitäten und Forschungseinrichtungen (darunter auch das Karlsruher Institut für Technologie) haben Spezialkameras entwickelt, die aus dem Flugzeug oder von Drohnen befallene Bäume erkennen, auch wenn diese noch keine erkennbaren Symptome zeigen.
Auch vonseiten der Züchtung bemüht man sich um Abhilfe: Französische Wissenschaftler beginnen, widerstandsfähige Wildsorten auf Resistenzen zu untersuchen. Die Züchtung vollständig resistenter Sorten könnte sich aber noch zehn Jahre hinziehen, befürchten Experten. (Quelle: iva.de/IVA-Magazin)
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