Im Interview: Igor Josifovic-Kemper

Im Juni findet in Köln die spoga+gafa statt, die weltweit größte Garten- und BBQ-Messe. Die spoga+gafa bringt jedes Jahr Unternehmen der Gartenlifestyle-Branche und Fachbesuchende aus der ganzen Welt zusammen.

Igor Josifovic-Kemper ist Content Creator und Buchautor mit Sitz in Berlin, Deutschland, und beschäftigt sich mit Innenarchitektur, Wohnkultur, Reisen und Pflanzen. Bild: spoga+gafa/privat.

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Herr Josifovic-Kemper, Sie werden als Experte auch Teil der Messe sein, nun die Frage: Wie sehen Sie die Entwicklung „Wieder hin zur Natur“ und wie wichtig ist das Grün für das Wohlbefinden und die Lebensqualität in der Stadt?

Ich verfolge diesen Trend mit großer Begeisterung. Gerade im urbanen Raum müssen wir mehr Grünflächen schaffen. Auch im Hinblick auf die immer stärkere Urbanisierung und die damit einhergehenden klimatischen Veränderungen, die zu steigenden Temperaturen führen. Diese sind im städtischen Gebiet noch viel stärker ausgeprägt. Hier sind Grünflächen und Bäume unerlässlich, um für Abkühlung und Erholung in der Stadt zu sorgen. Städte mit vielen Grünflächen zählen auch immer zu den lebenswertesten Städten weltweit. Es braucht Bereiche, in denen Natur und Mensch wieder enger miteinander in Kontakt treten.

Auch Urban Gardening und gemeinsames Genießen im Freien liegen weiterhin im Trend. Wie können diese Aspekte dazu beitragen, den urbanen Raum lebenswerter zu gestalten und Gemeinschaftssinn zu fördern?

Zum einen durch kommunale Begrünungsprojekte in der Stadt, aber auch im Kleinen kann jeder dazu beitragen. Gerade das Thema Urban Gardening auf kleinen Stadtbalkonen oder Kleingärten sollte hier nicht vergessen werden. Es ist ein wundervolles und dankbares Gefühl, selbst etwas anzupflanzen und zu sehen, aber auch zum Beispiel selbst gezogene Kräuter, Gemüse oder Obst liefern. Gerade auf Balkonen kann man grüne Oasen inmitten der Stadt schaffen – blühende Pflanzen, Kräuter, Tomaten – es gibt so viele Möglichkeiten. Ebenso wichtig ist es, den Balkon gemütlich zu gestalten. Heutzutage gibt es eine Vielzahl von ansprechenden und praktischen Outdoormöbeln, die auch für kleine Stadtbalkone geeignet sind und sich hervorragend für gesellige Sommertage und -abende auf dem Balkon eignen.

Welche Trends beobachten Sie derzeit im Bereich der Gestaltung des eigenen Fleckchens Grün? Gibt es bestimmte Stile oder Materialien, die besonders gefragt sind?

Ich habe zum Beispiel einen sehr kleinen Balkon, aber ich möchte ihn nicht missen. Ich bepflanze immer zwei große Balkonkästen mit Blühpflanzen und weitere Töpfe mit Küchenkräutern. Und natürlich sind auch Gartenmöbel wichtig - vor allem praktische Möbel, die für kleine Balkone geeignet sind. In den Städten leben viele designaffine Menschen, die auch bei Outdoormöbeln hohe Designansprüche stellen. Die Industrie rund um Outdoormöbel hat darauf bereits reagiert. Und zu der zweiten Frage, seit einigen Jahren beobachte ich den Trend zu organischen Formen, Farben und Materialien. Gerade bei der Gestaltung von Grünflächen und Balkonen liegt diese Verbindung von natürlichen Materialien und erdigen Farben nahe. Aber auch wenn die Materialien eher kühl und industriell sind, erscheinen sie jetzt oft in warmen, natürlichen Grüntönen, Sonnenblumengelb etc. Diese Hinwendung zum Natürlichen sehe ich immer häufiger auf Balkonen - aber eben als moderne, designaffine Mischung jenseits der klassischen Holz-Klappstühle und -Tische.

Angesichts der steigenden Bedeutung von Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein: Welche Verantwortung tragen Hersteller von Outdoormöbeln und Grünanlagen in Bezug auf ökologische und gesellschaftliche Belange? Wie kann diese Verantwortung umgesetzt werden?

In Zukunft wird mehr Geld in verantwortungsvolle Produkte fließen. In Produkte, die ich mit gutem Gewissen kaufen kann. Hier kann die Industrie klare Akzente setzen: bei der Materialauswahl, bei den Produktionsprozessen und bei der Transparenz gegenüber dem Kunden. Denn gerade der letzte Punkt wird immer mehr zum kaufentscheidenden Faktor: Als verantwortungsbewusster Konsument möchte ich wissen, wie und wo das Möbelstück hergestellt wurde, welche Materialien verwendet wurden, wie groß der ökologische Fußabdruck ist, wie nachhaltig, aber auch sicher die Materialien, Farben etc. für mich als Mensch und für die Umwelt sind. Unternehmen müssen sich dieser Verantwortung stellen und Antworten auf diese Frage finden.

Gerade die Hinwendung zur Natur und die stärkere Begrünung des urbanen Raumes - sowohl im kommunalen als auch im privaten Bereich - bringt ökologische und soziale Aspekte mit sich. Dabei verfolgen wir zwei elementare Ziele für das urbane Leben der Zukunft: die nachhaltige und lebenswerte Gestaltung unserer urbanen Lebensräume und die Stärkung der kommunalen Gemeinschaft und der Verantwortung jedes Einzelnen.

Vielen Dank!

Die nächste spoga+gafa findet vom 16. bis zum 18. Juni 2024 statt - unter dem Leitthema "Responsible Gardens – Verantwortungsvolle Gärten." Gemeinsam mit der Grünen Branche stellt die Leitmesse dabei die unterschiedlichen Ebenen verantwortungsvollen Handelns in und um das private Grün aus Hersteller-, Lieferanten- und Konsumentensicht in den Mittelpunkt.

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