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GLOBAL 2000: "Gentechnik-Pestizid-Teufelskreis"
Die österreichische Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 und Friends of the Earth Europe fassen in einem Report die Belege zusammen: Alte wie neue Gentechnik-Pflanzen werden den Pestizideinsatz nicht verringern. “Ein Blick nach Südamerika zeigt: Der Herbizideinsatz vervielfachte sich in den letzten 25 Jahren auf den Gentechnik-Feldern und machte mittelfristig mehr und stärkere Pestizide notwendig. Aber auch gegen diese Herbizide entwickeln die 'Super-Unkräuter' Resistenzen und verbreiten sich weiter. So nimmt der Gentechnik-Pestizid-Teufelskreis seinen Lauf”, skizziert Brigitte Reisenberger, Gentechniksprecherin von GLOBAL 2000.
Alte Gentechnik: 'Super-Unkräuter' und mittelfristig gesteigerter Pestizideinsatz
Bereits mit den Methoden der Alten Gentechnik werden vorrangig herbizidresistente Gentechnik-Pflanzen produziert. So können großflächig Unkrautvernichtungsmittel versprüht werden, und die Kulturpflanze wächst dennoch weiter. Dies führt allerdings zur Entstehung von super-resistenten Unkräutern, die wiederum mit neuen Pestiziden bekämpft werden müssen. Ein Beispiel: In Argentinien wurde 1996 herbizidtolerantes Gentechnik-Soja zugelassen. Der geschätzte Glyphosateinsatz pro Hektar (ha) und Erntejahr stieg von 2,83 kg/ha im Jahr 2000 auf 4,45 kg/ha im Jahr 2014, das ist eine Steigerung um 60%. Laut WHO gilt Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend beim Menschen.
Der Report zeigt auf, wie Studien nur einen kurzfristigen Blick auf Gentechnik-Pflanzen und die Verringerung des Einsatzes von chemischen Insektizid Bt-Toxin werfen. Bei genauerer und vor allem langfristiger Betrachtung erweist sich diese Behauptung einer Pestizid-Reduktion jedoch als falsch: Der bescheidene Rückgang der versprühten Insektizide auf gentechnisch veränderte Bt-Pflanzen in den USA war nämlich nur von kurzer Dauer, denn die anvisierten Schädlinge entwickelten schnell eine Resistenz gegen die gentechnisch veränderten Bt-Toxine.
Auch NGT-Pflanzen werden Pestizideinsatz nicht verringern
Die großen Biotech-Konzerne und Gentechnik-Lobbyisten geben an, dass sich die neuen gentechnisch veränderten Pflanzen von denen der ersten Generation unterscheiden und sie den Einsatz von Pestiziden verringern werden. Aber auch hier deuten die Belege in eine andere Richtung. Viele Neue Gentechnik-Pflanzen, die sich derzeit in der Entwicklungspipeline befinden, zielen genau wie die alte Gentechnik auf Herbizidtoleranz ab. Eine Untersuchung des Joint Research Center (JRC) der EU auf Grundlage von Informationen der Gentechnik-Entwickler:innen ergab: Herbizidtoleranz ist mit 6 von 16 Pflanzen die größte Merkmalsgruppe Neuer Gentechnik-Pflanzen, die kurz vor der Kommerzialisierung stehen. ”Dies ist nicht überraschend, da das Geschäftsmodell vieler Saatgut- und Chemieunternehmen ist, patentiertes Gentechnik-Saatgut von herbizidtoleranten Pflanzen und die dazugehörigen Pestizide gleich im Doppelpack zu verkaufen. Vor allem große Konzerne profitieren davon, wenn Landwirt:innen in diesem Teufelskreis der Pestizide verbleiben – denn Bayer, Corteva, Syngenta und BASF sind nicht nur große Gentechnik-Produzenten, sondern beherrschen zugleich auch die globalen Pestizidmärkte“, so Brigitte Reisenberger.
Die Zeit drängt: Mangelhafte Konsultation zu EU-Gentechnikrecht
In der öffentlichen Konsultation zum EU-Gentechnikrecht suggeriert die Europäische Kommission, dass Neue Gentechnik-Pflanzen zur Reduktion von Pestiziden beitragen würden. “Belege liefert die Europäische Kommission hierfür nicht, sondern wiederholt im Fragebogen vage Nachhaltigkeitsversprechungen der Biotech-Industrie, ohne diese systematisch zu überprüfen”, kritisiert Brigitte Reisenberger. Die Verfolgung der Gentechnik zur Pestizidreduktion lenkt von zukunftsweisenden umwelt- und biodiversitätsfreundlichen Ansätzen ab. Agrarökologische und biologische Landwirtschaft sind systembasiert, nicht auf isolierte genetische Merkmale ausgerichtet und halten die Bäuerinnen und Bauern nicht in der Abhängigkeit von chemisch-synthetischen Pestiziden. (Quelle: GLOBAL 2000)
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