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Fünftes Süddeutsches Obstbauseminar
Mit den neusten Praxistrends und Forschungsergebnissen im Kern- und Steinobstanbau richtete sich das Süddeutsche Obstbauseminar an die Erwerbsanbauer Bayerns, Baden-Württembergs, sowie an die Erzeuger in Österreich und der Schweiz.Die Erzeugergemeinschaft Lindauer Obstbauern e.V. (EZG) war dieses Jahr der Veranstalter, ihr Vorsitzender Helmut Jäger begrüßte die Teilnehmer des zweitägigen Fortbildungskurses am 6. Dezember in der Lindauer Inselhalle.
Wie wichtig die Verzahnung von Versuchsarbeit und Praxis für beide Seiten ist, hob Prof. Dr. Sebastian Peisl, Leiter der Forschungsanstalt für Gartenbau Weihenstephan (FGW) in seiner Begrüßungsrede hervor. Die FGW organisierte das Seminar in Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee (KOB) Bavendorf und der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg (SLVWO).
Prof. Dr. Hans-Ulrich Helm moderierte das Süddeutsche Obstbauseminar und dankte Sascha Buchleither (Beratungsdienst Ökologischer Obstbau Weinsberg am KOB) für seinen sachlichen und engagierten Vortrag.
Wohin geht das Apfelsortiment?
Dr. Ulrich Mayr (KOB) und Dr. Franz Ruess (SLVWO) nahmen die neuen Farbmutanten von ’Braeburn’, ’Gala’ und ’Pinova’ unter die Lupe und diskutierten die Anbaueignung verschiedener Clubsorten. Im Anschluss an die wertneutrale Präsentation der verschiedenen Neuheiten zeigte Dr. Manfred Büchele (Leiter des KOB) die ökonomischen und rechtlichen Aspekte der Sortenwahl auf. Er veranschaulichte, wie Absatzmöglichkeit, Ertragsfähigkeit, Preis, Betriebsorganisation und Produktionskosten die Wirtschaftlichkeit einer Apfelsorte beeinflussen. Der "zickige Elstar" ist wirtschaftlich, solange er am Markt hohe Preise durchsetzt. Dagegen führt der "genügsame Jonagold" trotz mäßigen Preises über hohe Erträge zum Erfolg. Vor dem Einstieg in eine Clubsorte sollte der Betriebsleiter die Vermarktung klären und prüfen, ob die Sorte hinsichtlich des Erntezeitraumes in den Betrieb passt.
Verschiedene Aspekte der Kulturführung im Kernobstbau diskutierten Dr. Franz Ruess (SLVWO), Dieter Beuschlein (Obsthof Augustenberg), Isabel Mühlenz (LRA Bodenseekreis) und Ute Renner (FGW). Frau Haibo Xuan (KOB) erklärte die Technik des genetischen Fingerprints. Insbesondere bei Sortenvermischungen im Süßkirschenanbau finden sich für die Praxis interessante Anwendungen. So kann der Erzeuger mit dem Sortennachweis Regress von der Baumschule fordern.
Welche technischen Einrichtungen die Weichobstlagerung verbessern, stellte Dr. Josef Streif vor. Dominikus Kittemann berichtete von den ersten Erfahrungen der Praxis mit MCP in der Apfel-Lagerung.
Die wichtigste Pflanzenkrankheit im Apfelanbau, der Schorf stand im Mittelpunkt des Pflanzenschutzes. Eine Ursache des zunehmenden Schorfbefalls in den vergangenen Jahren ist die Minderwirkung verschiedener kurativ wirkender Fungizide. Martin Trautmann (Übergebietliche Pflanzenschutzberatung am KOB) berichtete über ein Monitoring im Bodenseegebiet mit dem Nachweis einer Minderwirkung der Anilinopyrimidine bei der Bekämpfung des Schorfes. Im Gegensatz zu anderen Anbaugebieten wird mit der Wirkstoffgruppe der Strobilurine am Bodensee immer noch eine gute Schorfbekämpfung erzielt. Resistenzbildung sollte daher durch Mischungen mit Belagsmitteln weiterhin vermieden werden.
Verantwortlich für den hohen Schorfbefall in 2006 war die lang andauernde nasse Witterung Ende April. Dr. Christian Scheer (Übergebietliche Pflanzenschutzberatung am KOB) zeigte, wie wichtig jede einzelne Behandlung in der Primärsaison des Schorfes für den Bekämpfungserfolg war. Durch Spätschorfbefall aus dem Vorjahr und unzureichende Falllaubzersetzung reiften enorme Mengen Sporen heran. Innerhalb von sieben Tagen wurden 80% des Sporenvorrats ausgestoßen und machten drei Spritzungen (22., 25. und 28.04) notwendig, die zusammen etwa 50% Blattschorfbefall verhinderten.
Peter Triloff (Marktgemeinschaft Bodensee) betonte, wie wichtig in diesem Zusammenhang die Reduzierung des Sporenpotenzials ist und forderte die Erzeuger dazu auf, mehr als bisher sanitäre Maßnahmen wie z. B. das Laubsaugen zu ergreifen. Nur so erhält das Fungizidprogramm eine Chance zu wirken. Er stellte ebenfalls die Möglichkeit dar, mit Belagsfungiziden ins Keimungsfenster zu spritzen. Diese Strategie ist im biologischen Apfelanbau bereits etabliert. "Es ist die einzige Möglichkeit nach dem Abwaschen des Schwefelbelags, weitere Infektionen zu verhindern", schilderte Sascha Buchleither vom Beratungsdienst Ökologischer Obstbau Weinsberg am KOB die Situation für Bio-Betriebe.
Steinobst
Die Fachkompetenz im Bereich Steinobst kam zu einem bedeutenden Teil aus den bayrischen Anbaugebieten. Prof. Dieter Treutter (TUM) gab einen Überblick über die Forschung am Wissenschaftszentrum Weihenstephan. Die Ausrichtung der neu am Wissenschaftszentrum etablierten Zwetschgenzüchtung skizzierte Dr. Michael Neumüller (TUM). Ein wichtiges Zuchtziel sind Sorten, die gegenüber dem Scharka-Virus hypersensibel reagieren. Der wesentliche Vorteil dieser Zwetschgensorten ist ihre Eigenschaft, das Virus nicht weiter zu verbreiten.
Vom Zwetschgenanbau aus der Praxis berichteten aus Franken Hans Schilling (LRA Forchheim). Neue Entwicklungen im mittelbadischen Zwetschgenanbau präsentierte Frau Susanne Früh (OGM Oberkirch). Sie stellte u. a. die Ursachen des Steinobststerbens durch den Erreger Pseudomonas syringae vor und empfahl das Weißeln der Stämme als die wichtigste Maßnahme zur Vorbeugung der Bakterieninfektion. Kupfer hat sich als einziges gut wirksames Mittel in der direkten Bekämpfung bewährt.
Von der Überdachung und dem Vogelschutz über Bewässerung bis zur Regulierung des Fruchtansatzes referierte Michael Zoth (KOB) über die wichtigsten Maßnahmen zur Qualitätsproduktion von Süßkirschen.
Ute Renner, Versuchsstation für Obstbau Schlachters
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